Zuchtprojekt

Warum Zebras in Südafrika die Streifen weggezüchtet werden

Ein Artikel von Pamela Sladky | 23.02.2022 - 17:03
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Ein Rau-Quagga im Krüger Nationalpark in Südafrika. © The Quagga Project

Wozu sollte man Zebras ohne Streifen züchten? Die Antwort auf diese Frage liefert das „Quagga Project“. Das Quagga war eine Unterart des Steppenzebras, das einst im Süden Afrikas beheimatet war. Bis ins 17. Jahrhundert zogen die Tiere, die optisch einem Mix aus Pferd und Zebra ähneln, in großen Herden durch die Steppen – bis sie von europäischen Siedlern ausgerottet wurden. Die Tiere standen mit den Rindern der Farmer in Konkurrenz um das Weideland. Ein Kampf, den die Quaggas verloren. Das letzte starb 1883 in einem Amsterdamer Zoo.

Auf Initiative des deutschen Zoologen Reinhold Rau werden seit den 1980er Jahren Quagga-ähnliche Tiere durch gezielte Kreuzungen von Zebras mit den passenden Merkmalen gezüchtet. Das Ziel ist, die Tiere – sie werden als Rau-Quaggas bezeichnet – wieder in ihrem ursprünglichen Lebensraum anzusiedeln. Und man ist auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen. „Wir sind optimistischer denn je, dass wir auf dem Weg zum Projektziel einen wichtigen Durchbruch erzielt haben“, verriet March Turnbull vom Quagga Project gegenüber der dpa. Derzeit gebe es einen Bestand von insgesamt 20 Tieren, die dem Aussehen der ausgestorbenen Gattung schon recht nahe kommen:  Streifen nur am Schwanzansatz, am Kopf und am Hals sowie eine braun-rötliche Färbung und weiße Beine.

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Die Zuchtprodukte des Quagga-Projects kommen dem Aussehen des ursprünglichen Quaggas immer näher. Nur an der braun-rötlichen Fellfärbung mangelt es den meisten Tieren noch.   © The Quagga Project

Dass ein Zebra mit weniger Streifen und rötlichem Fell immer noch ein Zebra und kein echtes Quagga ist, lässt sich nicht von der Hand weisen. Eine Züchtung nach optischen Gesichtspunkten mache aus Artenschutzsicht kaum Sinn, da sie mit dem ausgestorbenen Tier wenig zu tun, kritisiert deshalb auch Johannes Kirchgatter, Afrika-Referent des World Wide Fund for Nature (WWF) Deutschland.

Dessen ist man sich auch beim Quagga-Project durchaus bewusst. „Die Evolution wiederholt sich nicht“, gibt Turnbull zu. An seiner Zielsetzung ändert das aber nichts. „Wir wollen ein Zebra züchten, das so weit wie möglich wie ein Quagga aussieht.“ Nicht zuletzt deshalb, weil man in den einzigartigen streifenarmen Zebras auch touristisches Potenzial sieht.