Auch Pferde finden Musik gut. Am liebsten mögen sie Klassik und Country. Aber bitte nicht zu laut! © www.nadine-haase-photography.de
Musik hat einen großen Einfluss auf unsere Gefühle. Jeder kennt Lieder, bei denen man gar nicht anders kann als mitzuwippen, mitzusingen, zu pfeifen oder zu tanzen. Musik vermag uns innerhalb weniger Momente in Hochstimmung zu versetzen oder uns in tiefe Melancholie zu stürzen. Und dann gibt es Songs, die dermaßen nerven, dass man sie gar nicht schnell genug ausmachen kann. Musik kann also eine Vielzahl von Emotionen hervorrufen. Weil ihr das auch ganz ohne Worte gelingt, wird Musik auch als universelle Sprache. Jeder versteht sie auf Anhieb, egal, woher er kommt.
Musik beeinflusst Pferde – positiv und negativ
Und wie ist das mit Pferden? Wie reagieren sie auf Klänge? Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich schon mit diesem Thema beschäftigt. In verschiedenen Versuchen wurden Pferden unterschiedliche Lieder und Musikrichtungen vorgespielt, und ihre Reaktionen wurden dokumentiert. Allgemeines Fazit: Auch Pferde lässt Musik nicht kalt.
So haben Forschende aus Polen beispielsweise entdeckt, dass Fohlen den Trennungsschmerz von ihrer Mutter besser verkrafteten, wenn sie täglich über mehrere Stunden hinweg ein beruhigendes Musikstück zu hören bekamen. Ihr Herz schlug gleichmäßiger und sie liefen im Stall weniger auf und ab und widmeten sich mehr ihrem Heu.
Und nicht nur Fohlen sind empfänglich für Musik. Eine 2015 präsentierte Studie aus Polen zeigte auf, dass Rennpferde, die im Stall täglich für fünf Stunden mit einer eigens für Pferde entwickelten Musik beschallt wurden, mehr Leistung auf der Rennstrecke brachten als ihre Kollegen, deren Stall auf musikalische Untermalung verzichtete. Dieser positive Effekt hielt jedoch nur fünf Monate an. Danach hatten sich die Tiere an die Musik offenbar gewöhnt und die Leistung pendelte sich wieder auf dem Ursprungsniveau ein.
Britische Forscherinnen und Forscher wiederum fanden heraus, dass Pferde auffallend mehr Zeit mit Fressen verbrachten, wenn in der Nacht klassische Melodien gespielt wurden. Auch das Schlafverhalten veränderte sich. Lief des nächtens Musik waren die Pferde häufiger in Seitenlage – also in einer ganz besonders entspannten Haltung – zu beobachten als in stillen Nächten.
Earbuds für Pferde
Die beruhigende Wirkung von Musik auf Pferde, hat einen französischen Tüftler dazu inspiriert, eigene Kopfhörer für Pferde entwickeln. Eingearbeitet in eine Fliegenhaube, sollen sie Umgebungsgeräusche reduzieren und für positive Vibes sorgen. Der Reiter kann sich via Headset mit seinem Pferd verbinden und so dieselbe Musik hören, die zuvor über eine Smartphone-App ausgewählt wurde. Obwohl das Konzept durchaus gute Erfolge zeitigte, konnte sich das rund 800 Euro teure Produkt nicht recht durchsetzen. Die meisten Reiter:innen greifen wohl doch lieber auf Musik aus der Stereoanlage der Reithalle zurück.
Musik kann entspannend auf Pferde wirken - die Bluetooth-Headphones für Pferde von HorseCom machen sich diesen Effekt zunutze.
© HorseCom
Was Pferden gefällt
Bleibt die Frage offen, was Pferde eigentlich gerne hören. Auch dazu hat man Forschung betrieben – und festgestellt, dass die sie offenbar eine besondere Vorliebe für klassische und Country-Musik haben. Auf diese Töne reagierten Pferde in einer Studie britischer Wissenschaftlerinnen mit Anzeichen von Wohlbefinden.
Gar nicht prickelnd fanden die Testpferde hingegen Jazz und Rockmusik. Hier zeigten sich Anzeichen von Stress, sie fraßen weniger und brachten ihr Missfallen durch Stampfen und Umherlaufen zum Ausdruck. Man geht davon aus, dass beide Musikrichtungen für den pferdigen Geschmack zu unruhige Tonfolgen haben.
Ob Pferde Musik als angenehm empfinden oder nicht, hängt allerdings nicht nur von der Stilrichtung, sondern auch von der Lautstärke ab. Ohrenbetäubendes Geplärre aus dem Radio finden sie gar nicht schön, lieber sind ihnen leise Töne. Kein Wunder: Pferde hören dank ihrer sensiblen Ohren um ein Vielfaches besser als wir Menschen. Dem Pferd zuliebe sollte man den Regler also besser nicht auf Anschlag drehen, sondern in gemäßigten Bereichen halten. Andernfalls verkehrt sich der positive Effekt, den Musik auf Pferde haben kann, schnell ins Gegenteil!
Gute Laune für Mensch und Pferd
Mit der richtigen Musik fällt vieles leichter. Der Hausputz steht an und Sie haben so gar keine Lust darauf? Mit coolen Beats im Ohr geht selbst die ungeliebte Hausarbeit viel leichter von der Hand! Und natürlich lässt sich auch das Reiten durch die richtigen Töne positiv beeinflussen. Deutsche Forscher:innen haben entdeckt, dass Reiterinnen, die beim täglichen Training mit ihrem Pferd Musik hörten, nach einer Woche viel motivierter waren als andere, die ohne musikalische Untermalung ritten. Das Training machte mit Musik einfach mehr Spaß, die Reiterinnen fühlten sich beschwingt und konnten sich ganz auf sich und ihr Pferd konzentrieren. Das wirkte sich direkt auch auf die Pferde auf, die sich von der positiven Stimmung ihres Reiters anstecken ließen.
Entspannungsmusik für Pferde
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um die musikalischen Vorlieben von Pferden hat die amerikanische Verhaltensforscherin Janet Marlow aufgegriffen und ein zehnminütiges Lied eigens für die Vierbeiner komponiert. Ihr Stück soll Pferden helfen Stress abzubauen und sich besser zu entspannen.