Brumbies

Australien: Droht Tausenden Wildpferden der Abschuss?

Ein Artikel von Redaktion | 31.01.2023 - 16:15
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Tierische Immigranten: Pferde waren in Australien ursprünglich nicht heimisch. Die heute als nationales Kulturgut verehrten Brumbies sind  verwilderte Nachkommen von domestizierten Pferden europäischer Siedler.
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Der Kosciuszko National Park ist ein knapp 7.000 km² großes Naturschutzgebiet im australischen Bundesstaat New South Wales, etwa 350 km südwestlich von der Metropole Sydney entfernt. Innerhalb seiner Grenzen befinden sich die Snowy Mountains, ein Gebirgszug, der mit dem 2228 m hohen Mount Kosciuszko den höchsten Berg des Kontinents stellt. Der aufgrund der Höhenlage für Australien einzigartige Landstrich ist der Lebensraum vieler seltener und bedrohter Tier- und Pflanzenarten, darunter auch Australiens Wildpferde, die Brumbies. Wobei letztere weder bedroht, noch selten sind, was für die Pferde – und nicht nur für sie – zunehmend zum Problem wird. Umweltschützer und Bauern kritisieren seit Jahren, dass die Pferde der Natur schaden. Durch ihre harten Hufe würden sie den empfindlichen Boden beschädigen. Erosion und die Versteppung ganzer Landstriche seien die Folge. Auch einheimische Arten würden durch die große Zahl an Pferden zunehmend verdrängt.
 

30-prozentiges Wachstum in nur zwei Jahren

Nach jahrelangem Tauziehen, ob und vor allem wie man der „Pferdeplage“ im geschützten Gebiet am besten beikommt, fasste die Regierung des Landes 2021 den Plan, die Zahl der Brumbies zum Wohle der Umwelt sukzessive zu reduzieren. Bis 2027 sollte der laut Erhebungen im Jahr 2020 rund 14.000 Tiere umfassende Bestand auf 3.000 geschrumpft werden. Wie aktuelle Untersuchungen des New South Wales National Parks and Wildlife Services (NPWS) jedoch zeigen, hinkt man dem gesteckten Ziel nicht nur deutlich hinterher, die Zahl der Pferde ist in den vergangenen zwei Jahren sogar deutlich angewachsen: Aktuell sollen 18.814 Brumbies im Nationalpark leben, rund 30 % mehr als noch 2020. Und das, obwohl in den ersten 10 Monaten nach dem Beschluss 859 Pferde aus dem Gebiet „entfernt“ worden waren.


Abschuss aus der Luft gefordert

Der drastische Anstieg der Wildpferdepopulation hat nun ein Thema aufs Tapet gebracht, von dem man sich eigentlich schon verabschiedet hatte: der groß angelegte Abschuss der Pferde aus der Luft. Die Sorge, dass die vielen Hufe die einzigartige Vegetation der Region nachhaltig beschädigen könnten, verleiht der Diskussion um die national wie international sehr umstrittene Maßnahme neuen Zündstoff. „Wenn es um die Kontrolle von Wildtieren geht, müssen alle Optionen auf dem Tisch liegen, und dazu gehört auch die Tötung aus der Luft“, sagte Jack Gough vom Rat für invasive Arten. „Wir wissen, dass das Abschießen aus der Luft sicher ist – es kann professionell und human durchgeführt werden und es ist eines der Instrumente, die den Landverwaltern zur Verfügung stehen sollten, um die Anzahl der Wildpferde im Koscisuzko-Nationalpark zu reduzieren.“

Die aktuellen Kontrollmethoden - passives Fangen, Zusammentreiben aus der Luft sowie vom Boden aus und die Vermittlung in ein neues Zuhause – seien schlicht nicht effizient genug. „Die Sorge hier ist, dass es einfach zu langsam vorangeht und der Park in der Zwischenzeit weiterhin Schaden nimmt“, betonte Umwelt-Schattenministerin Penny Sharpe.
 

Regierung hält an Kurs fest

Die aktuelle Regierung ließ indes ausrichten, die Bestandskontrolle der Wildpferde gemäß den Anforderungen des Plans weiter durchführen zu wollen. Der Abschuss der Tiere ist von offizieller Seite her damit vorerst kein Thema. Aber es könnte schnell zu einem werden, wenn die Bestandszahlen nicht bald deutlich in Richtung der angepeilten 3.000 Tiere gehen. Der Druck von Umweltschützern und Landwirten wächst stetig. Mindestens so schnell, wie sich die Brumbies im Kosciuszko National Park weiter ausbreiten.