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Jubellaune bei Helen Langehanenberg: Zum ersten Mal seit 2007 holte die 31-Jährige zusammen mit ihrem Damon Hill den Dressur-Weltcupsieg wieder nach Deutschland. © Roland Thunholm / FEI

Helen Langehanenberg und Damon Hill tanzen zum Weltcupsieg

Ein Artikel von Pamela Sladky | 27.04.2013 - 22:36
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Jubellaune bei Helen Langehanenberg: Zum ersten Mal seit 2007 holte die 31-Jährige zusammen mit ihrem Damon Hill den Dressur-Weltcupsieg wieder nach Deutschland. © Roland Thunholm / FEI

„Wir können eben doch noch siegen“, brachte die deutsche Bundestrainerin Monica Theodorescu ihre Erleichterung im Gespräch mit der FN zum Ausdruck. Ja, die deutsche Dressur kann noch siegen. Und zwar mit Eleganz, Leichtigkeit, Harmonie und klassischem Reiten. Helen Langehanenberg, Schülerin von Doppel-Olympiasieger Klaus Balkenhol und ihr 13-jähriger Donnerhall-Sohn zeigten am Samstag Nachmittag nicht nur die beste Kür des Tages, sondern bewiesen auch, dass das deutsche System abseits von Rollkur und Low, Deep and Round nicht nur konkurrenzfähig ist, sondern nach wie vor das Zeug für ganz oben hat.

Mit neuer persönlichen Bestmarke zum Sieg

Im Hexenkessel von Göteborg präsentierte sich das Paar unglaublich abgeklärt. Nach dem Sieg im Grand Prix muss der Druck auf Helen Langehanenberg enorm gewesen sein, doch die 31-jährige Berufsreiterin ließ sich davon nichts anmerken. „Dami hat mir heute so viel Sicherheit gegeben – es hat sich wie der beste Ritt angefühlt, den wir jemals gemacht haben. Ich habe mich ein bisschen davor gefürchtet zu viel zu tun, aber ich hatte das Gefühl, er sagt zu mir „entspann dich, Helen, wir schaffen das gemeinsam.“

Im Vergleich zur Qualifikationsprüfung leistete sich das Paar diesmal keinen Fehler – auch nicht in den Einerwechseln, die im Grand Prix noch für Punkteabzug gesorgt hatten. „Im Vergleich zum Grand Prix am Donnerstag war die Kür noch mal eine enorme Leistungssteigerung. Die Piaffen waren auf den Punkt gesetzt, die Übergänge fielen viel präziser aus“, lobte Co-Bundestrainer Jonny Hilberath.

88,286 Prozent gab es für diesen präzisen Ritt, der nicht nur durch ungemein viel Ausdruck und Eleganz bestach, sondern auch mit einer interessanten Linienführung zu überzeugen wusste. Mit solch einem Ergebnis hatte selbst Helen Langehanenberg nicht gerechnet. „Ich habe erst allmählich realisiert, dass das vielleicht sogar der Sieg sein könnte. Die Zeit, bis Adelindes Ergebnis feststand, war super spannend. Jetzt bin ich regelrecht aus dem Häuschen“, strahlte die sympathische Deutsche, die die Heimreise mit dem prestigeträchtigen Titel und 56.000 Euro Preisgeld in der Tasche antritt.

Cornelissen ohne Risiko

Für Titelverteidigerin Adelinde Cornelissen lief es im Finale besser als noch im Grand Prix. Ihr großrahmiger Fuchs zeigte sich konzentriert, das Duo kam ohne Schreckmoment durch die Prüfung. Doch speziell im Vergleich mit Helen Langehanenberg und Damon Hill mangelt es dem Top-Paar aus den Niederlanden an allen Ecke und Enden an Leichtigkeit. Auch wenn die Silbermedaillengewinnerin von London in den vergangenen Monaten immer wieder betonte, vermehrt an Harmonie und Selbsthaltung zu arbeiten, war davon am Samstag wenig zu sehen - Cornelissen schien sich lieber auf ihr bewährtes System verlassen zu wollen. Als Ergebnis lief der 16-jährige Jazz-Sohn weite Strecken sehr eng, das Maul häufig deutlich aufgesperrt. Sobald es das Zügelmaß zuließ, streckte Parzival die Zunge aus dem Maul – wo sie nach der Schlussaufstellung bis zum Verlassen der Arena auch deutlich sichtbar blieb.

Nichtsdestotrotz: Mit seinen 16 Jahren beweist der KWPN-Fuchswallach eine beeindruckende Fitness, die seine Reiterin in ihrer anspruchsvollen Kür auch voll auszuschöpfen weiß. Doch an diesem Tag reichte es nicht für ganz vorne, Adelinde Cornelissen musste sich nach den Olympischen Spielen in London nun schon ein zweites Mal im Kampf um einen begehrten Titel geschlagen geben.

Hinsichtlich Cornelissens Platzierung waren sich die Richter nicht ganz einig. Während die Kanadierin Elizabeth McCullen (Richterin bei K) das niederländische Paar auf dem ersten Rang sah, wertete der Pole Wojtek Markowski (Richter bei F) die Titelverteidigerin gar nur auf die vierte Position. Im Durchschnitt kam das Paar auf 86,500 Prozent.

Edward Gal und Undercover auf Rang drei

Mit Edward Gal landete ein weitere ehemaliger Weltcup-Sieger auf dem Treppchen. Die heutige Kür des Dreifach-Weltmeisters und seines KWPN-Wallachs Undercover konnte nicht ganz an sein Spitzenresultat von Den Bosch heranreichen, dennoch gab es für das Paar, das noch über relativ wenig internationale Erfahrung verfügt, beachtliche 84,446 Prozent. „Es war ein großartiger Ritt und ich bin eigentlich ganz zufrieden mit ihm (Undercover, Anm.). Er muss sich erst noch an so eine Atmosphäre wie hier, wo das Publikum praktisch über seinem Kopf sitzt, gewöhnen. Es gibt noch jede Menge Dinge, die er zu lernen hat. Dinge, die ich nicht zu Hause trainieren kann. Wir müssen einfach mehr Turniere gehen, dann wird er auch selbstsicherer werden, was uns sicherlich hilft noch besser zu werden.“

Alle Ergebnisse aus Göteborg finden Sie hier.