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Ob ein Pferd mit Blut am Maul wie bisher abgeläutet und disqualifiziert werden soll oder nach tierärztlichen Prüfung weitermachen darf, falls es sich um eine leichte Verletzung handelt, will die FEI in ihrer Generalversammlung klären. © Kseniya Abramova - Fotolia.com

Blut am Pferdemaul künftig „erlaubt“?

Ein Artikel von Pamela Sladky | 16.10.2011 - 22:25
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Ob ein Pferd mit Blut am Maul wie bisher abgeläutet und disqualifiziert werden soll oder nach tierärztlichen Prüfung weitermachen darf, falls es sich um eine leichte Verletzung handelt, will die FEI in ihrer Generalversammlung klären. © Kseniya Abramova - Fotolia.com

Es war Adelinde Cornelissens Ausschluss bei den WEG in Kentucky 2010, der die Diskussion um Blut am Pferdemaul ins Rollen brachte. Die Niederländerin und ihr Fuchswallach waren im Grand Prix abgeläutet worden, weil Parzival aus dem Maul blutete. Als klar wurde, dass ein derartiger Ausschluss weder durch das FEI Reglement noch durch die tierärztlichen Vorschriften zweifelsfrei abgedeckt war, wurde herbe Kritik an der FEI laut, besonders durch den Niederländischen Verband und den Cheftrainer der holländischen Equipe, Sjief Janssen.

Auch wenn man sich seitens der FEI sicher war regelkonform entschieden zu haben (das Vorgehen ist laut FEI Dressur-Direktor Trond Asmyr durch die Vorschriften zum Wohlergehen des Pferdes in den allgemeinen FEI Dressur-Statuten 141 und 142 und Artikel s430.7.6 abgedeckt), reagierte man auf die Kritik mit dem Versprechen eine neue Regel auszuarbeiten, die für derartige Fälle eine ganz konkrete Vorgehensweise vorgibt.

Prompt arbeitete der Internationale Dressurtrainer Club (IDTC) mit Anky van Grunsvens Eheman Sjef Jansen an der Spitze einen Vorschlag aus, der im Anschluss vom FEI-Dressurkommitee fast wörtlich übernommen und an die nationalen Verbände zur Bestätigung ausgesandt wurde. Demnach soll die neue „Blood Rule“ wie folgt aussehen: Wird während eines internationalen Top-Turniers (Olympische Spiele, Championaten oder Finalbewerben) bei einem Pferd Blut am Maul entdeckt, so ist dieses am Abreiteplatz von einem anwesenden FEI-Tierarzt zu untersuchen. Für den Fall, dass die Verletzung nur geringfügigen Grades ist und die Blutung gestillt werden kann, darf betroffenes Pferd in der Prüfung antreten. Kann die Blutung nicht gestoppt werden, ist das Pferd zu disqualifizieren. Für den Fall, dass kein FEI-Tierarzt anwesend ist um das Pferd einer Untersuchung zu unterziehen, führt Blut am Pferdemaul automatisch zur Disqualifikation.

IAus Sorge, der moderne Dressursport könne nach Rollkur und LDR-Diskussionen aufgrund dieser neuen Regel einen weiteren leidvollen Imageverlust erleiden und dass durch deren Einführung immer brutaleren Methoden auf den Abreiteplätzen Tür und Tor geöffnet werden könnten, warnen internationale Dressurvereinigungen nun eindringlich vor der offiziellen Übernahme des IDTC-Vorschlages in das FEI-Reglement.

Online Petition gegen Blutregel

Das Netzwerk „Fair zum Pferd“ das 2009 bereits eine Petitionen gegen die Progressive Liste und 2010 eine Unterschriftenliste gegen die Rollkur 2010 durchgeführt hatte, promotet nun auch eine Online-Petition gegen die neue Blutregel der FEI. Ziel der Petition soll die Ablehnung der Blood Rule bei der FEI-Generalversammlung sein. "Ein blutendes Pferd muss in einer Dressurprüfung wie bisher abgeklingelt und disqualifiziert werden. Das Dressurreiten muss ein Sport sein, der durch Harmonie mit dem Partner Pferd geprägt ist. Ein blutendes Pferd darf keine Dressurprüfung bestreiten - ganz gleich wie leicht oder schwer die Verletzung ist. Dressurreiten ist kein - Blood Sport - egal ob die Blutung zufällig oder durch das Training entstanden ist."

Bis zum 11. November haben Sie unter www.no-fei.com die Möglichkeit die Petition durch Ihre Unterschrift zu unterstützen.

Die Entscheidung der FEI in dieser Frage gilt als wegweisend für die Richtung, die der Weltreiterverband in Zukunft einschlagen möchte: Soll das Reglement zugunsten einflussreicher Trainer- und Reitervereinigungen zurechtgebogen werden, wie dies in der Vergangenheit schon allzu oft der Fall gewesen ist, oder besinnt man sich der eigenen ethischen Grundsätze, die das Wohl des Pferdes an erste Stelle setzen. Die kommende Generalversammlung wird Aufschluss darüber geben.