Das Dressur-Dream-Team Helen Langehanenberg und Damon Hill war eines der herausragendsten Paare in den vergangenen Jahre, das vor allem durch Leichtigkeit und Harmonie zu überzeugen wusste. © Tomas Holcbecher
Der schicke Dunkelfuchshengst mit den überragenden Grundgangarten und seine zierliche Reiterin aus Havixbeck waren in den vergangenen Jahren eine fixe Größe im Dressursport. Seit dem überraschenden Abschneiden bei der Dressur-Europameisterschaft 2011, die das Duo zweimal auf dem hervorragenden achten Platz in den Medaillenbewerben beendete, ging es für Helen Langehanenberg und den Donnerhall-Rubinstein-Sohn steil bergauf. 2012 folgte der Doppeltitel bei den deutschen Meisterschaften und Olympisches Mannschaftssilber in London nebst einem unglücklichen vierten Platz im Einzel. Auch im Jahr darauf ritt das gefeierte Paar von Erfolg zu Erfolg: Dressur-Weltcuptitel, DM-Titel, EM-Gold mit der Mannschaft in Herning, sowie zweimal EM-Silber in den Einzelbewerben, wo man sich lediglich den großen Rivalen aus Großbritannien, Charlotte Dujardin und Valegro, geschlagen geben musste. Der Ruf der ewigen Zweiten blieb auch 2014 an Damon Hill und Helen Langehanenberg haften. Das Duo beendete das Weltcupfinale auf Rang zwei, ebenso die beiden Einzelbewerbe der Weltreiterspiele in Caen – ob gerechtfertigt oder nicht, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Damon Hill bleibt bei Becks’
Ganz abgesehen von ihren großen sportlichen Erfolgen war das Duo Langehanenberg/Damon Hill für viele jedoch vor allem eines: Ein Musterbeispiel für gute, moderne, pferdegerechte Sportdressur, die im Einklang mit dem Partner Pferd funktioniert und nicht zu dessen Lasten geht. Doch damit ist zumindest in dieser Kombination ein für alle Mal Schluss, das ließ Besitzerfamilie Becks am Montagmittag via Anwaltschreiben verlautbaren: „Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Helen Langehanenberg und ihrem Erfolgspferd Damon Hill ist vorbei. Die Verhandlungen über eine Verlängerung des Beritts bis zur Olympiade in Rio de Janeiro 2016 sind endgültig gescheitert", heißt es im Original-Wortlaut. Gescheitert seien die Verhandlungen an den zu weit auseinander liegenden Vorstellungen, kommentierte Eigentümer Christian Becks, für den ein Verkauf des Hengstes derzeit allerdings nicht in Frage kommt.
Wenig Verständnis für diese Entscheidung hat man bei der deutschen FN. Dr. Dennis Peiler, Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR), reagierte überrascht und enttäuscht auf die Pressemitteilung: „ Bis einschließlich heute befanden wir uns in Verhandlungen mit dem Anwalt des Pferdebesitzers, um Damon Hill für Helen Langehanenberg bis zu den Olympischen Spielen 2016 zu sichern. Durch die Pressemitteilung der Familie Becks sind allerdings neue Fakten geschaffen worden. Wir bedauern es sehr, ein so gutes Paar zu verlieren.“
Traurig reagierte natürlich auch Helen Langehanenberg. „Ich hätte Damon Hill sehr gerne weiter geritten. Es war eine phantastische Zeit mit ihm.“ Trotz dieses für sie sehr unglücklichen Ausganges sei sie dem DOKR sehr dankbar für die Bemühungen, mit dem Pferdebesitzer nach einer Lösung zu suchen, auch wenn sie leider nicht zum Erfolg geführt hätten, sagte die 32-Jährige.
Dass Familie Becks schwierige Verhandlungspartner sind, musste 2010 schon Ingrid Klimke erfahren. Damals waren Reiterin und Besitzer unterschiedlicher Auffassungen bezüglich des Managements des Westfalenhengstes. Vor allem in Bezug auf die Doppelbelastung aus reiterlicher Ausbildung, Turnierplanung und Deckeinsatz war man auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen und Familie Becks entschied sich dazu die weitere Ausbildung des Dunkelfuchses an Helen Langehanenberg zu übergeben.
Für Langehanenberg bricht jetzt eine schwierige Zeit an. Ein Pferd, mit dem die Berufsreiterin unmittelbar an die Erfolge, die sie mit Damon Hill erzielte, anschließen kann, ist derzeit nicht in Sicht. Allerdings stehen mit Diamigo OLD und Sergio Rossi zwei vielversprechende Nachwuchspferde in den Startlöchern. Ob einer von ihnen in die übergroßen Fusstapfen eines Damon Hill treten können wird, bleibt abzuwarten.