Ulrike Prunthaller und ihre Arbeitgeber, Familie Schmidt vom oberösterreichsichen Bartlgut, fühlen sich bei der Berücksichtigung der Turnierentsendung benachteiligt. Der OEPS weist Manipulationsvorwürfe entschieden zurück. © Maximilian Schreiner
Auslöser für die aktuelle Reaktion des Pferdesportverbandes sind Artikel, die am Montag von den österreichischen Tagesmedien Oberösterreichische Nachrichten und Kronenzeitung veröffentlicht wurden. Darin wird in den Raum gestellt, der OEPS versuche gezielt, eine Olympia-Teilnahme der Oberösterreicherin Ulrike Prunthaller zu verhindern, indem man ihr Starts bei Qualifikationsturnieren verweigere. Gleichzeitig legen die Artikel nahe, dass Victoria Max-Theurer, Tochter von OEPS-Präsidentin Elisabeth Max-Theurer, bei der Turnierentsendung bevorzugt würde.
Dazu äußerte sich Elisabeth Max-Theurer nun wie folgt: „Seit ihrer rechtskräftigen Verurteilung wegen eines Disziplinarverstoßes hören wir immer wieder diese Geschichte von Ulrike Prunthaller, die sich vom Verband benachteiligt fühlt. Ihr Gefühl sei ihr unbenommen, doch gibt es bis heute, trotz gezielter Medienkampagnen durch professionelle PR-Agenturen, anonymer Anzeigen bei Staatsanwaltschaften, Beschwerden bei der FEI, beim ÖOC, beim Sportministerium usw., keinen einzigen Beleg, dass dem so ist. Ehrgeiz im Sport ist ja legitim, doch was hier geschieht, schadet dem gesamten heimischen Pferdesport", so die Verbandspräsidentin.
Es gibt keine Extrawürste für irgendeine Reiterin oder einen Reiter. Egal ob sie Prunthaller oder Max-Theurer heißt, das ist Fakt.
Für die Olympischen Spiele in Tokio ist Max-Theurer zuversichtlich, dass sich Österreich mit einer dreiköpfigen Dressur-Mannschaft qualifizieren wird. Einen Einzel-Startplatz hat man laut OEPS bereits sicher. Für beide Fälle gilt jedoch "dass wir im nächsten Jahr alle in Frage kommenden Personen in einem Viereck in Österreich vor einem internationalen Richterkollegium gegeneinander antreten lassen und die besten Reiter-Pferd-Paare werden dann dem ÖOC genannt", wird Max-Theurer in der Aussendung des OPES zitiert.
Sportdirektor Franz Kager, der verbandsintern aus Altergründen für März 2020 seinen Rücktritt bekanntgegeben hat, soll im Gespräch mit einem Journalisten gesagt haben, zu den Vorwürfen rund um die Turnierentsendungen nicht Stellung nehmen zu wollen. Das sei so nicht richtig, meint dazu Kager: „Ich teilte ihm mit, dass er zur Olympia-Qualifikation gerne den Generalsekretär anrufen könne. Was nicht den Tatsachen entspricht, ist die Darstellung, ich hätte nichts sagen wollen, da ich Verbandsangestellter bin. Unrichtig ist auch die Darstellung, ich hätte ,jahrelang den Kopf für diverse Entscheidungen‘ hingehalten. Ich weiß nicht, warum der Redakteur das falsch darstellt. Ich möchte festhalten, dass ich den Eindruck hatte, dass der Redakteur bereits seine Geschichte fertig im Kopf hatte und von mir nur die Bestätigung hören wollte. Ich möchte fast sagen, er wollte mir die Antworten in den Mund legen.“
Davon abgesehen sieht der Österreichische Pferdesportverband noch weitere Aussagen oben genannter Artikel kritisch. Nachfolgend finden Sie die Stellungnahme des OEPS dazu im Originalwortlaut:
Der Faktencheck zu APA-Meldung
Profiteure?
Warum soll ausgerechnet Victoria Max-Theurer davon profitieren, dass alle Starter gleichermaßen zum Einsatz kommen? Diese Antwort bleibt der Redakteur in seiner Meldung schuldig.
"Die besten zwei der Gruppe (aus unterschiedlichen Nationen) erhalten ein Olympiaticket. Im Erfolgsfall wäre eine Entsendung der sportlich Besten die logische Konsequenz."
Das ist richtig, der Redakteur vergisst aber darauf hinzuweisen, dass es sich um einen nationalen Olympia-Quotenplatz handelt. Wie beispielsweise auch beim Wildwasser-Kajak wird es auch beim OEPS eine interne Qualifikation geben, um jenes Reiter-Pferd-Paar zu entsenden, das im nächsten Jahr am besten in Form ist. Die Details zum Qualifikationsmodus wurden am Montag in einer Presssemiteilung auch der APA übermittelt, die diese ganz offensichtlich in ihrer Meldung nicht berücksichtigt hat.
Verbandsnominierungen
"Für das vergangene Woche stattgefundene CDI4* in Stuttgart - ein Turnier der zweithöchsten Kategorie - bekam Prunthaller zuletzt keine Starterlaubnis."
Das ist richtig, doch auch hier will man eine Unkorrektheit implizieren. Ulrike Prunthaller ist für genauso viele Starts vorgesehen, wie ihre nationalen Konkurrentinnen und Konkurrenten. Leider konnte Ulrike Prunthaller zuletzt beim Weltcup-Turnier in Polen (23.-27.Oktober 2019 CDI-W Zakrzów), für den der OEPS die oberösterreichische Reiterin definitiv genannt hatte, nicht starten. Sie hatte kurzfristig krankheitsbedingt abgesagt und daher verfiel ihr Startplatz. In Stuttgart waren andere Reiterinnen und Reiter vorgesehen, beim Turnier in München an diesem Wochenende ist Ulrike Prunthaller wieder an der Reihe.
Die internationalen Starts in der aktuellen Olympiade (Turniere 1.1.2017 bis heute):
1. Ulrike Prunthaller 109 Starts
2. Astrid Neumayer 79 Starts
3. Belinda Weinbauer 65 Starts
4. Timna Zach 58 Starts
5. Amanda Hartung 56 Starts
6. Victoria Max-Theurer 55 Starts
7. Stefan Lehfellner 46 Starts
8. Christian Schumach 44 Starts
9. Karo Valenta 35 Starts
10. Franziska Fries 31 Starts
11. Florian Bacher 18 Starts
Die Starts in der aktuellen Olympia-Qualifikation (1.1.-17.11.2019)
1. Neumayer, Astrid 35
2. Max-Theurer, Victoria 30
3. Hartung, Amanda 29
4. Prunthaller, Ulrike 26*
5. Zach, Timna 21
6. Lehfellner, Stefan 21
7. Weinbauer, Belinda 20
8. Schumach, Christian 11
9. Bacher, Florian 10
10. Valenta, Karoline 9
*Beim Weltcup-Turnier in Polen 23.-27.Oktober 2019 CDI-W, CDI** Zakrzów vom Verband genannt und nicht gestartet.
Der APA-Redakteur argumentiert hier falsch und hat obige Statistik, die ihm übermittelt wurde, offensichtlich nicht berücksichtigt.
Ulrike Prunthaller war in diesem Olympia-Zyklus bei 21 internationalen Turnieren am Start, Victoria Max-Theurer bei 20 Turnieren und da war eine Europameisterschaft in Göteborg 2017 mit dabei. Prunthaller hat 109 Starts absolviert, Max-Theurer 53 obwohl sie ebenfalls mit mehreren Top-Pferden international startet. Und Ulrike Prunthaller war 2019 neben Christian Schumach als Einzige bei 3 Weltcups definitiv genannt, ein Turnier hat sie dabei kurzfristig wegen Krankheit abgesagt. Victoria Max-Theurer hat inklusive Stuttgart bislang 2, Amanda Hartung einen Weltcup-Start stehen. Der Rest unserer Top-10-Reiter in der Dressur hat gar keinen Weltcupstart.