Dressur

EM Riesenbeck: Gelungener Auftakt für Österreichs Dressurteam, Briten in Führung

Ein Artikel von Ernst Kopica | 06.09.2023 - 18:21
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Starker Auftritt: Florian Bacher und Fidertraum OLD © holcbecher.com

Der Beginn des Mannschaftskrimis um die Olympiatickets hätte für Österreichs Team nicht besser verlaufen können. Christian Schumach (K) überbot mit seinem Te Quiero SF als erster Reiter des Feldes von 68 Teilnehmern die 70 % Marke und kam nach einem fehlerfreien Ritt auf eine Endnote von 70,217 %. Natürlich hatte Schumach es bei seiner dritten Europameisterschaft als Startreiter nicht gerade einfach, da sich die Richter:innen zu Beginn in ihren Noten oft noch nobel zurückhalten. Entsprechend happy war der Kärntner nach seiner Vorstellung und strahlte im Interview wie selten zuvor: „Ich bin mit Te Quieros, aber auch mit meiner eigenen Leistung wirklich zufrieden. Ich habe versucht eine ruhige, sichere  Runde zu reiten, um meinen drei Kollegen den Rücken freizuhalten. Es geht hier für alle um die Olympiaqualifikation und darum haben wir diese Strategie gewählt.“

Schumach wirkte konzentriert und fokussiert, allerdings hatte man das Gefühl, dass da noch mehr möglich gewesen wäre: „Klar geht es immer besser, aber es hätte keiner was davon gehabt, wenn ich zu viel riskiert und Fehler gemacht hätte. Das haben wir auch im Team so besprochen. Und in einigen Lektionen habe ich wirklich bewusst versucht ihm die nötige Ruhe zu geben, denn es ist ein Championat und da ist viel Spannung im Viereck zu spüren. Und ganz so oft hat Te Quiero so etwas auch noch nicht gesehen, er ist ja noch ein relativ junges Pferd mit seinen zwölf Jahren. Aber er wird immer besser und er wird sich noch weiter steigern.“

Dem Temperament des Totilas-Sohnes sind wohl auch seine verhaltenen Noten beim Rückwärtsrichten geschuldet. Sein Reiter analysierte auch hier präzise: „Grand-Prix-Pferde, die so unter Feuer sind wie er und so gerne piaffieren, für die ist „Halt“ nicht die Paradedisziplin. Aber ich bin froh, dass er so stehengeblieben ist.“

Das Beste hatte sich Schumach aber für den Schluss aufgehoben, denn in der Piaffe auf der Schlusslinie gab es satte 78 Prozent: „Ich war während des Rittes sehr fokussiert, aber gerade die angesprochene Schlusslinie konnte ich wirklich genießen und zelebrieren, weil das seine erklärte Stärke ist.“

Daher konnte das Publikum einen strahlenden Christian Schumach akklamieren. Selbst beim Interview in der Mixed Zone strahlte er noch: „Ich bin auch jetzt noch immer happy!“ Und ergänzte noch in Sachen Teamspirit: „Mein großer Dank geht an Besitzerin Franziska Fries, die mir das alles ermöglicht, aber Dank auch an das gesamte Team Austria! Wir sind ja jetzt schon ein paarmal in dieser Konstellation gereist und es kann sich jeder auf jeden verlassen. Wir sind quasi eine alte Reisegruppe auf Urlaub.“


Ägerlicher Ausreißer

Mit der Leistung von Florian Bacher und seinem Fidertraum konnte man aus österreichischer Sicht dann auch am Nachmittag zufrieden sein. Kein grober Fehler, Noten meist über 70 %, insgesamt wurde es ein Score von 71,724 %.

Sechs Richter waren sich darüber auch sehr einig, leider gab es aber einen Ausreißer nach unten, was auch Bacher ein wenig ärgerte: „Ein Richter hatte uns leider ziemlich tief. Aber mit unserer Leistung und Fidertraum bin ich super happy, wir sind ziemlich fehlerfrei durchgekommen. Er hat sich gut angefühlt, auch nach der kurzen Pause, die er heuer hatte, weswegen er nur ein Vorbereitungsturnier ging. Aber er ist so routiniert und man kann sich wirklich auf ihn verlassen. Auch bei diesen Temperaturen, denn es ist wirklich heiß! Ich denke auch für das Team ist es ein gutes Ergebnis und für den Spécial müssen wir jetzt abwarten.“ Die 30 besten Paare nach dem Grand Prix dürfen nämlich am Freitag im Grand Prix Spécial weiter antreten.

Bachers Verbindungen zu Carl Hester, mit dem er immer wieder auch trainiert, sind in der Szene bekannt. Im Interview verriet er uns, dass er aber auch Connections zu einem weiteren britischen Teamreiter hat, nämlich zu Gareth Hughes: „Gareth kenne ich schon sehr lange aus der Zeit, als ich so viel in England war. Mit seinen Pferden machte ich auch Handarbeit und jetzt war er in Österreich, da konnte ich mit ihm trainieren!“

Im (aufgrund der Streichresultate wenig aussagekräftigen) Zwischenstand liegt Österreichs Team nach dem ersten Tag auf Platz 4, die Abstände zu den schärfsten Konkurrenten Spanien, Belgien und Portugal sind aber sehr knapp und versprechen einen dramatischen zweiten Tag. Im Kampf um die Mannschaftsmedaillen bahnt sich der erwartete Zweikampf zwischen Deutschland und Großbritannien mit Dänemark als Zünglein an der Waage. In der Einzelwertung belegen Schumach und Bacher nach der Hälfte des Teilnehmerfeldes die Ränge 7 und 16. Aktuell Bester ist Carl Hester (GBR), der sein neues Championatspferd Fame mit einer meisterlichen Leistung zu 78,54 % ritt und sich damit noch vor Isabell Werth (GER) auf DSP Quantaz (77,174 %) und den deutschen Nachrückern Matthias Alexander Rath und Thiago GS (74,845 %) setzte.

Alle Ergebnisse im Überblick gibt's hier.