Gold und Bronze bei den Paralympics in London 2012, zweimal Goldbei der EM in Herning 2013 - der steirische Grade 1b-Reiter gilt bei den Weltreiterspielen als großer Medaillen-Favorit. © Tomas Holcbecher
Österreichs PferdesportlerInnen gehen mit großer Motivation an das mit Riesenschritten herannahende Pferdesport-Großevent im französischen Caen– das war auf der Pressekonferenz des OEPS am Montag deutlich zu spüren. Neben den Funktionären des Österreichischen Pferdesportverbandes hatten sich viele Reitsportinteressierte im Wiener Lusthaus eingefunden, um mit Vertretern zahlreicher Medien, darunter des ORF, und den SportlerInnen der verschiedenen Disziplinen gesellig zu plaudern. Zum Fotoshooting kamen auch Pferde und Reiterschülerinnen aus der nahen Freudenau, um die Bilder aufzupeppen. Die Stimmung war locker und entspannt, die Vorfreude auf die Weltreiterspiele lag spürbar in der Luft.
Zum Einstieg in die Mediengespräche verdeutlichte Präsidentin Sissy Max-Theurer, worauf es trotz der klaren Hoffnung auf Medaillen in erster Linie ankommt: „Jeder ist dann schon ein Gewinner, wenn er sein Pferd fair und im Sinne des Sports präsentiert.“ Österreichs erste Pferdefrau ist vor allem stolz, erstmalig in der Geschichte des OEPS SportlerInnen zu allen acht FEI-Disziplinen zu entsenden.
Nicht weniger als 74 Nationen haben Nennungen für die diesjährigen World Equestrian Games abgegeben, die vom 23. August bis 7. September in der französischen Normandie ausgetragen werden. Die meisten Bewerbe finden in Caen statt, die Vielseitigkeitsreiter absolvieren Dressur und Geländeprüfung im berühmten Haras du Pin, die Distanzreiterstrecke liegt in der Nähe von Mont St. Michel
Springbewerbe besonders beliebt
Mit den diesjährigen Teilnehmerzahlen wurde alle Rekorde für Weltmeisterschaften gebrochen, wobei das höchste Interesse den Springbewerben gilt, wo 54 Nationen vertreten sein werden und man mit 160 (!) Teilnehmern im ersten Zeitspringen rechnet. Das sind um 25 % mehr StarterInnen als bei den vorangegangenen Spielen. Nicht weniger als 32 Teams rittern danach um die zehn Finalplätze der Nationenentscheidung.
Für Österreichs Equipe wartet hier eine fast unlösbare Aufgabe. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Stefan Eders Spitzenpferd Chilli van Dijk wird es für die Mannschaft in der Zusammensetzung Dieter Köfler, Stefanie Bistan, Astrid Kneifel, Markus Saurugg und Ersatzreiter Roland Englbrecht im Vordergrund stehen, Routine zu sammeln, um im nächsten Jahr bei der Europameisterschaft in Aachen die Olympiaqualifikation in Angriff nehmen zu können. Die Pferde sind noch sehr jung und keines hat Championatserfahrung, es wird somit eine echte Herausforderung für das rot-weiß-rote Team.
Spannender Wettstreit um Dressur-Krone
Renate Voglsang und ihr Westfalenhengst Fabriano gehören neben Vici Max-Theurer und Augustin quasi zur heimischen Standardbesetzung bei Championaten. Für das nahe München lebende Duo gilt die Qualifikation für den Spécial als großes Ziel. © Tomas Holcbecher
Hochspannung versprechen diesmal die Dressurbewerbe, für die Paare aus 31 Nationen genannt haben. Im Grand Prix erwartet man nicht weniger als 103 (!) Starter (das sind um 37 mehr als noch vor vier Jahren in Kentucky). Mit Totilas, Valegro, Damon Hill und Parzival treffen dabei die Dominatoren der vergangenen Jahre und Championate aufeinander.
Österreichs Dressurteam besteht aus Victoria Max-Theurer, Renate Voglsang, Karin Kosak und Christian Schumach. Für Vici wird mit ihrem Augustin natürlich das Erreichen des Kür-Finales der besten 15 angepeilt, Renate Voglsang wäre sicher schon mit einem Ritt im Grand Prix Special zufrieden, dafür müsste eine Platzierung unter den besten 30 im Grand Prix gelingen. Bei der EM im Vorjahr hatte das rot-weiß-rote Team Platz sechs im Mannschaftsbewerb herausgeritten. Ein Top-Ten-Platz ist auch in Caen sicherlich im Bereich des Möglichen
Harald Siegel Einzelkämpfer in der Vielseitigkeit
Einziger Vertreter Österreichs in der Vielseitigkeit wird Harald Siegl sein, womit rot-weiß-rot im Mannschaftsbewerb (insgesamt 16 Länder entsenden komplette Teams nach Frankreich) nicht am Start ist.
Voltigierer hoffen auf Medaillen
Sie zählen zu unseren heißesten Kandidaten für WEG-Gold: Das Europa- und Weltmeisterpaar im Pas-de-Deux Lukas Wacha und Jasmin Lindner aus Tirol. © Daniel Kaiser
Die größten Hoffnungen und Chancen auf Medaillen haben natürlich Österreichs Voltigierer. Schon seit der Sichtung in Himberg stehen die AthlethInnen für Frankreich fest. Bei den Damen gehen Katharina Luschin (auf Caramel longiert von Maria Lehrmann), Jasmin Gipperich (auf Polan longiert von Claudia Westerheide) sowie Daniela Fritz (auf Caramel longiert von Maria Lehrmann) an den Start, Ersatz ist Isabel Fiala.
Bei den Herren schickt Österreich den EM-Bronzemedaillengewinner Stefan Csandl (auf Pipetto longiert von Marion Meißl) sowie Lukas Wacha (auf Macchiato longiert von Nicole Seier) ins Rennen und ganz heiße Medaillenkandidaten sind natürlich im Pas-de-Deux mit den amtierenden Welt- und Europameistern Jasmin Lindner und Lukas Wacha am Start. Das Erfolgsduo wird in Caen auf Bram (longiert von Klaus Haidacher) antreten. Unterstützung erfahren sie von Evelyn Freund und Stefanie Millinger (Robin longiert von Nina Rossin), die sich ebenfalls qualifiziert haben.
In der Gruppe wird Österreich durch das Voltigier-Team aus Wildegg vertreten. Daniela Fritz, Katharina Luschin, Isabel Fiala, Magdalena Riegler, Philipp Lehner und Nikolaus Luschin werden mit ihrem vierbeinigen Partner Alessio und Maria Lehrmann an der Longe einlaufen.
Pepo Puch wieder mit großen Goldchancen
Ein ganz heißer Medaillentipp ist natürlich auch unser Goldmedaillengewinner Pepo Puch in der Para-Dressur, der erstmals bei einer WM mit einer ganzen Mannschaft im Gefolge antritt (Bernd Brugger, Martin Knauer und Jutta Rus-Machan). Insgesamt bringen nicht weniger als 19 Nationen komplette Para-Dressurteams an den Start.
Reiner gut gerüstet
Österreichs Reining-Aushängeschild Rudi Kronsteiner will auch in Caen überzeugen. Der gebürtige Oberösterreicher war der erste Europäer, dem es gelang, die Million Dollar Marke an Preisgeldern zu überspringen - zudem zeichnet er für den europäischen Score Rekord verantwortlich: 236 - nur einen halben Zähler unter dem Weltrekord. © Sportfoto Lafrentz
Und schließlich macht sich auch Österreichs Reining-Team, angeführt von Teamchef Gerold Dautzenberg berichtigte Hoffnungen auf Spitzenplätze: Rudi Kronsteiner, Martin Mühlstätter, Markus Morawitz und Klaus Lechner (Ersatz ist Tina Künstner-Mantl) wollen sowohl im Team-Bewerb als auch in der Einzelkonkurrenz ihr gutes Ergebnis bei den Weltreiterspielen vor vier Jahren wiederholen.
Start von Josef Leibetseder fraglich
Der Rennplatz La Prairie in Caen wird Austragungsort der Gespannfahrer sein. Insgesamt werden knapp 50 Vierergespanne am Start erwartet. Für Österreichs Farben schaffte Josef Leibetseder Senior die Qualifikation – und zwar mit einer beeindruckenden Leistung wie Frank Spadinger vom OEPS betont. Ob er jedoch die Strapazen als Einzelstarter auf sich nehmen und antreten wird, ist bis zum endgültigen Nennschluss ungewiss. Derzeit stehen die Zeichen eher auf Verzicht. Für die Medaillen kommen in erster Linie die Niederlande, Australien, USA in Frage.
Erstaunlich war das Nennergebnis für das Distanzreiten mit Teilnehmern aus 48 verschiedenen Ländern, für Österreich werden Steffi Kunz (vormals Laferl) und Helga Wunderer in den Sattel steigen.
Insgesamt wird der OEPS mit etwa 30 Aktiven und rund 100 BetreuerInnen und Funktionären in die Normandie reisen, untergebracht ist das gesamte Team im 30 km von Caen entfernten Cabourg in der Hotelanlage „La Closerie Côté Port“ in unmittelbarer Nähe zur Meeresküste.