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Ingrid Klimke sieht die geplanten Regeländerungen der FEI mit großer Besorgnis. © Tomas Holcbecher

Reiter üben Kritik an Olympia-Reformplänen

Ein Artikel von Pamela Sladky | 08.04.2016 - 11:00
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Ingrid Klimke sieht die geplanten Regeländerungen der FEI mit großer Besorgnis. © Tomas Holcbecher

Letzteres ist vor allem in der Vielseitigkeit ein großes Thema. Die Verkleinerung der Mannschaften um einen Teamreiter soll Startplätze schaffen für reiterlich weniger bedeutende Nationen. Was sich auf dem Papier gut liest, hat jedoch einen gravierenden Nachteil. Mit der Erweiterung des Teilnehmerkreises erhalten auch weniger erfahrene Pferd-Reiter-Paare die Chance, sich auf olympischen Niveau zu messen. Und genau hier liegt die große Gefahr des neuen Konzepts: „Die Schwierigkeiten bleiben bestehen, aber es kommen Reiter und Pferde ohne Erfahrung hinzu“, bringt es die deutsche Reitmeisterin und Vielseitikeits-Koryphäe Ingrid Klimke anlässlich einer Pressekonferenz in Warendorf auf den Punkt. Eine ähnliche Situation habe man bereits bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 erlebt. „Das war echt gruselig“, erinnert sich die 37-Jährige. Schockierende Bilder von heftigen Stürzen hatten den Sport damals einen Bärendienst erwiesen, von dem er sich nur langsam erholte. „Damals lag der Sport am Boden und es musste über viele Jahre mühsame Aufbauarbeit geleistet werden" so Klimke. Entsprechend groß sei die Angst vor einem zweiten Sydney, wenn die Reform 2020 in Tokyo umgesetzt würde.

Bedenken über die Verkleinerung der Teams gibt es auch in den anderen Disziplinen. Allerdings ist es hier weniger die Sicherheit, um die man sich Sorgen macht. „Man kann mit drei Reitern nicht den gleichen Spannungsbogen aufbauen“, befürchtet etwa der deutsche Bundestrainer der Springtrainer, Otto Becker. Kritik an den Reformplänen kommt auch von Ludger Beerbaum. „Das ist so, als würden wir die Identität unserer Sportart verkaufen“, meint der vierfache Olympiasieger. Er hält es für ausgeschlossen, dass die Bewerbe interessanter würden, nur weil in einem Nationenpreis drei anstelle von vier Reitern starten.

Deutschlands Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu ist überzeugt, dass das gewohnte Format mit einem Streichresultat in der Dressur einen wichtigen Beitrag zur Fairness und zur Berücksichtigung des Pferdewohls leistet. Die Reduzierung der Teamreiter würde den veterinärmedizinischen Kontrollen eine enorme Bedeutung verleihen, so die Sorge der einstigen Olympiareiterin. Passiert das Pferd einer Equipe den Vet-Check nicht, würde dies das komplette Aus der gesamten Mannschaft bedeuten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Veterinär in strittigen Grenzfällen unter diesen Voraussetzungen noch zum Wohl des Pferdes entscheidet, sei damit ernsthaft gefährdet.

Ungeachtet der Kritik will die FEI von ihren Plänen nicht abrücken. Die Ausdehnung von 40 auf 55 teilnehmende Nationen soll dem Pferdesport eine gesicherte Position im Kampf um einen Verbleib als Olympische Disziplin sichern. Dass er sich insbesondere mit einem erhöhten Unfallrisiko in der Vielseitigkeit und einer gesteigerten Tierschutzrelevanz selbst ins Aus schießen könnte, scheint man nicht ins Kalkül zu ziehen.

Quelle

ps