Katharina Rhomberg und Alessandra Reich haben die Chance als erste österreichische Springreiterin bei Olympischen Spielen rot-weiß-rote Reitsportgeschichte zu schreiben.
© OEPS | Jasmin Walter
Alessandra Reich und Katharina Rhomberg haben heuer die Chance als erste Frau(en) im Springsattel in diese Rolle zu schlüpfen und Sportgeschichte zu schreiben. Die beiden Bronzemedaillengewinnerinnen der EM 2023 gaben uns nach dem Olympiaworkshop des OEPS in Elixhausen Einblick in ihre Vorbereitungen für Paris.
dPferderevue: Wir haben für die März-Ausgabe die Olympiageschichte im Reitsport von 1896 bis heute recherchiert und dabei entdeckt, dass noch nie eine Reiterin für Österreich im Springen am Start war. Wusstest du das?
Alessandra Reich: Echt? Nein, das wusste ich nicht. Aber schon am Podium in Mailand ist mir aufgefallen, dass außer Kathi und mir nur eine weitere Reiterin, nämlich die Schwedin Willma Hellström oben stand und Frauen im Spitzensport unterrepräsentiert sind.
Es war sehr beeindruckend, wie cool du bei der Europameisterschaft als Schlussreiterin die Nerven behalten hast und zu Bronze geritten bist. Bist du immer so abgebrüht?
Unser großes Ziel war in Mailand die Olympiaqualifikation und die hatten wir vor meinem letzten Ritt schon geschafft. Also war es eigentlich nur noch eine Draufgabe, da konnte ich relativ entspannt bleiben, weil das große Ziel ja bereits erreicht war. Aber ich kann schon gut mit Druck umgehen und ich bin auch in der Jugendzeit immer als Letzte in der Mannschaft geritten. Das ist eine Position, wo ich zunehmend besser werde. Natürlich ist Olympia nochmal etwas ganz anderes.
Warum sind die Olympischen Spiele so anders?
Olympia hat einfach in der Allgemeinheit einen ganz anderen Stellenwert. Wenn ich jemandem sage, wir haben Bronze bei der Europameisterschaft gewonnen, denken sich die meisten Leute, die sich nicht gut auskennen und nicht wissen, dass diese Medaille historisch und wirklich etwas ganz Besonderes war: „Ok, cool.“ Das war‘s. Wenn ich dann aber erzähle, dass ich auf der Longlist für Olympia stehe, dann bekommen sie große Augen: „Was? Olympia? Oh mein Gott! Da müssen wir uns alles anschauen.“ Und natürlich ist auch die Medienpräsenz für unseren Sport bei Olympia viel größer. Da haben wir eine andere Plattform und ich hoffe natürlich, dass wir die auch nutzen können. Ich wünsche ich mir, dass für alle klar wird, dass der Sport Spaß macht, dass wir unsere Pferde lieben, für sie da sind und sie wie unsere Babys behandeln – auch wenn es mal nicht so klappt, wie wir uns das vorstellen. Das ist letztlich auch das Schöne am Reitsport.
Du bist jetzt in der Weltspitze angekommen, sogar „World of Showjumping“ hat über dich eine Riesengeschichte gemacht. Wie sieht es da mit deinen weiteren Zielen aus, besonders im Hinblick auf Olympia?
Das Schöne am Springsport ist, dass man wirklich nicht vorhersehen kann, wer gewinnen wird. Wir hatten gestern beim Workshop auch die Aufgabe unsere Träume und Ziele aufzumalen und keiner hatte dabei eine Silber- oder Bronzemedaille vor Augen, jeder wählte die Goldene. Why not?
Du hast inzwischen in Salgen im Unterallgäu in Deutschland deinen Stall und trainierst mit Markus Beutel, der auch mit Max Kühner kooperiert. Welche Pferde hast du für Paris vorgesehen und wie sieht die Vorbereitung aus?
Es freut mich sehr, dass Lloyd wieder fit ist. Er ist durch seine spezielle Art irgendwie mein Herzenspferd und so habe ich gemeinsam mit Oeli R zwei Eisen im Feuer. Es ist halt nur schwer für die Olympiavorbereitung Startplätze für schwere Springen zu bekommen. Ich habe viele Mails an Veranstalter abgeschickt, hoffen wir, dass viele Zusagen zurückkommen.
Ich wünsche ich mir, dass für alle klar wird, dass der Sport Spaß macht, dass wir unsere Pferde lieben, für sie da sind und sie wie unsere Babys behandeln – auch wenn es mal nicht so klappt, wie wir uns das vorstellen. Das ist letztlich auch das Schöne am Reitsport.
Auch an Katharina Rhomberg die Frage: Bist du dir eigentlich bewusst, dass Alessi oder du die ersten olympischen Springreiterinnen für Österreich sein könntet?
Nein, das höre ich jetzt zum ersten Mal, aber umso schöner! Ich wusste nur, dass ich die erste Vorarlbergerin im olympischen Reitsport wäre.
1996 war Österreich das letzte Mal bei den Olympischen Spielen mit einem Springreitteam dabei, das ist schon ewig her. Hast du in deinem Reiterleben je daran gedacht in diese Fußstapfen zu treten?
Logisch, als kleines Kind träumst du von den Olympischen Spielen. Das ist für jeden Spitzensportler das eigentliche Ziel und der große Traum. Vor sieben Jahren habe ich einen neuen Sponsor bekommen und da war dann das Ziel, dass wir Pferde kaufen und zu den Olympischen Spielen wollen. Aber damals war ich noch in der Weltrangliste so um Platz 1200 und bin 1,45 m-Springen geritten, weit weg vom heutigen Niveau. Es war also ein langer Weg, dass wir es auf dieses Level geschafft haben und für die Olympischen Spiele in Frage kommen. Damit ist schon jetzt ein Traum in Erfüllung gegangen.
Was ist für dich das Besondere an Olympia?
Wenn man bedenkt, wie viele Sportler es gibt und wie wenige dann schlussendlich zu den Olympischen Spielen fahren dürfen, dann wäre das schon ein Riesenerlebnis, da mal dabei sein zu dürfen. Das zu spüren, das zu erleben, ist einfach eine Riesenchance, die man wahrnehmen sollte, wenn man es kann. Für die vier, die es schlussendlich im Springreiten schaffen, wird es der Wahnsinn sein. Noch dazu, weil die Qualifikationskriterien als Team dabei sein zu dürfen so schwer sind. Und es ist ungewiss, ob wir es dann in vier oder acht Jahren wieder so weit bringen.
Wie schaut es bei dir mit den Pferden aus, ist Cuma die Nummer 1?
Genau, Cuma ist die Nummer 1. Der hat jetzt gerade eine kleine Pause, weil wir ihm einen Zahn ziehen mussten. Wir waren froh, dass wir das sofort erkannt haben und frühzeitig reagieren konnten. Mit Colestus Cambridge habe ich ein neunjähriges Nachwuchspferd, das jetzt zum ersten Mal im Weltcup 1,60 m gesprungen ist. Obwohl er einen Abwurf hatte, hat er sicherlich auch die Qualität für die Spiele. Wahrscheinlich wäre es für ihn ein bisschen früh, aber auf jeden Fall haben wir einen Plan B.
Warum ist gerade Paris etwas Spezielles für einen Sportler?
Für mich ist das schwierig zu beantworten, denn wenn ich da hinfahren sollte, wären es meine ersten Olympischen Spiele und dann ist es egal, wo die stattfinden. Ich glaube Paris ist halt generell mega, weil es doch recht nahe liegt. Das ist allein schon für die Pferde super, sie müssen nicht fliegen, sie können im LKW hingebracht werden. Dann hat man natürlich auch viel Publikum, wahrscheinlich sind mehr Österreicher da als sonst, weil die Anreise viel kürzer ist. Und allein die Kulisse im Schlosspark und die Riesentribünen rundherum geben schon eine ganz spezielle Atmosphäre.
Wir drücken euch beiden die Daumen, dass ihr die einzigartige Atmosphäre in Versailles erleben und den österreichischen Reitsport erfolgreich vertreten könnt.