Der 15-jährige Oldenburger Condaro aus dem Besitz von Victoria Max-Theurer ist für Stefan Eder "das beste Pferd, das ich je hatte".
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Bei den für Österreich historischen Europameisterschaften in Mailand im Vorjahr war Stefan Eder zwar mit dabei, allerdings „nur“ als Einzelreiter. Championatserfahrung als Teamreiter bringt der 42-Jährige dennoch reichlich mit. Seit den Weltreiterspielen 2006 in Aachen war Eder fünfmal Teil einer rot-weiß-roten Equipe bei Welt- und Europameisterschaften. Und wenn es nach ihm geht, sollen die Olympischen Spiele Paris das halbe Dutzend an Championatseinsätzen voll machen. Mit dem in Besitz von Victoria Max-Theurer stehenden Condaro hat Stefan Eder derzeit auch ein Pferd mit der dafür nötigen Klasse im Stall. Beim Medientag des OEPS in Elixhausen skizzierte er seine Vorbereitungen für dieses große Ziel.
Bei seiner Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Paris will Stefan Eder nichts dem Zufall überlassen
© OEPS | Jasmin Walter
Pferderevue: Wie sieht dein Plan für die nächsten Monate aus?
Stefan Eder: Ich habe im Vorfeld versucht, mir alles bestmöglich zu richten. Und dafür habe ich einen besonderen Trainer und Unterstützer gefunden, nämlich Steve Guerdat, den amtierenden Europameister und Olympiasieger des Jahres 2012. Er ist einfach ein genialer Reiter.
Wie sieht diese Zusammenarbeit aus?
Jetzt sind wir noch daheim im Basistraining, ein bisschen Kondition und Gymnastik. Mitte März geht es dann los, da fahre ich zwei Wochen zu ihm auf seine Anlage zum Trainieren. Im Anschluss werden wir gemeinsam zwei Wochen in Arezzo an den Start gehen. Die Turnierplanung habe ich jetzt schon mit ihm gemacht. Das ist das Markanteste an ihm, weil er das so genial kann. Als wir zusammengesessen sind, hat er sich so viele Gedanken gemacht, was man im Vorfeld eines Championats alles beachten muss: Rasenplatz, Sandplatz, wie groß ist der Parcours, wer baut ihn, wo wird der Parcoursbauer, der in Paris verantwortlich sein wird, im Vorfeld tätig sein. Also das Gesamtkonzept für den Sport, das ist einfach genial. Er berücksichtigt dabei so vieles, worüber ich mir früher keine Gedanken gemacht habe. Wir werden vier Wochen gemeinsam unterwegs sein und dann haben wir noch ein paar Highlights geplant, wo er am Turnier ist und wo ich versuche auch einen Startplatz zu bekommen.
Wo liegen die größten Schwierigkeiten in der Qualifikationsphase?
Wir wollen ja in Paris ein Top-Team an den Start bringen, aber jeder Reiter muss vorher in die Qualifikation um sich einen der Startplätze zu sichern. Wir müssen also schon im Vorfeld alles geben, dann aber wieder versuchen Ruhe reinzubekommen, um bei Olympia top zu sein. Es ist halt schon eine große Aufgabe, diese Saison möglichst gut zu planen. Und das mache ich jetzt gerade, auch in finanzieller Hinsicht. Normalerweise finanziere ich alles über Unterricht, Preisgelder und dass ich zwischendurch mal ein Pferd verkaufe. Das bleibt derzeit aber komplett außen vor, weil ich mich voll auf Olympia konzentrieren will. Aber das ist nicht so einfach. Ich habe nicht so einen starken finanziellen Background und ich bin noch nie in der Situation gewesen, mich nur auf den Sport konzentrieren zu können. Ich bin ja nicht nur Sportler, sondern ich muss auch meine Sponsoren und Besitzer zufriedenstellen, Leute trainieren, damit ich meine Rechnungen bezahlen kann. Ich hoffe, dass ich das bis März so strukturiert habe, dass ich mich dann rein auf das Sportliche fokussieren kann.
Sich rein aufs Sportliche konzentrieren zu können, ist für Reiter ohne potenten finanziellen Background nicht leicht.
© OEPS | Jasmin Walter
Du warst in Mailand als Einzelreiter dabei, aber nicht in der Mannschaft. Wie war das emotional für dich? Ich stell mir das nicht so einfach vor?
Das war definitiv schwierig. Aber das komplett vorherrschende Thema war die Qualifikation für Paris 2024. Die Draufgabe mit der Medaille war aus meiner Sicht für den gesamten österreichischen Reitsport wichtig. Ich war zwar nicht im Team dabei, aber ich profitiere trotzdem von der Medienaufmerksamkeit und so weiter. Früher war es so, dass man als Einzelreiter bei einer EM gar nicht reiten durfte, so habe ich wieder Erfahrung sammeln und das Championat reiten dürfen.
Bei Olympia wird es ein bisschen anders, aber doch ähnlich hart zugehen: drei dürfen reiten, der oder die Vierte ist „nur“ Ersatz. Jeder will natürlich zu den Dreien gehören, aber wäre es für dich auch Genugtuung und ein Erfolg als Vierter mitzufahren?
Definitiv ja!
Du warst ja eine Zeit lang vom ganz großen Sport weg und bist ein bisschen ruhiger unterwegs gewesen. Jetzt bist du wieder mittendrin im Olympiakader für die Spiele in Versailles. Viele haben hier beim Medientag gesagt, Paris sei etwas ganz Besonderes. Wie siehst du das?
Also ich empfinde es einfach als Glück! Ich kann ja nicht so aus dem Vollen schöpfen, wie etwa Max Kühner, der viel mehr Pferde zur Verfügung hat. Ich mache meine Arbeit bestmöglich, und wenn mir ein Besitzer gute Pferde zur Verfügung stellt, dann ist es ein Riesenglück für mich. Ich kann mir nicht alles selbst kaufen und ich glaube, dass ich jetzt mit Condaro das beste Pferd im besten Alter reite, das ich jemals hatte. Dazu kommt das Riesenglück, dass sich Österreich für die Olympischen Spiele qualifiziert hat. Es ist eigentlich alles angerichtet und es liegt nur mehr an mir, dass ich gut genug abliefere. Darum habe ich auch bei Steve angefragt. Ich dachte mir einfach, wenn, dann musst du zum Besten gehen. Und er hat mir zugesagt, das war für mich eine große Erleichterung. Wenn ich es nicht schaffe, dann kann ich zumindest sagen, ich habe alles probiert und alles gegeben.
Die Pferderevue wünscht Stefan Eder, dass sein Konzept aufgeht und er seinen Traum verwirklichen kann.