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Medaillengaranten: Die Wildegger Gruppenvoltigierer holten zum Abschluss des Doppel-Championats in Ebreichsdorf noch eine Bronzemedaille für Österreich. Es ist bereits die vierte Championatsmedaille für die Erfolgstruppe aus Niederösterreich. © m|press|ions

Ebreichsdorf: Bronze für Team Wildegg

Ein Artikel von Pamela Sladky | 06.08.2017 - 17:36
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Medaillengaranten: Die Wildegger Gruppenvoltigierer holten zum Abschluss des Doppel-Championats in Ebreichsdorf noch eine Bronzemedaille für Österreich. Es ist bereits die vierte Championatsmedaille für die Erfolgstruppe aus Niederösterreich. © m|press|ions

Bei den Damen ließ sich Vize-Weltmeisterin Kristina Boe ihren ersten Championatstitel nicht mehr nehmen. Mit teilweise herausragenden Leistungen in allen vier Durchgängen sicherte die 29-jährige Unfallchirurgin aus Hamburg auf dem 16-jährigen Deutschen Sportpferd Don de la Mer – longiert von Winnie Schlüter – das erste Gold des Tages für Deutschland. Silber ging ebenfalls in die Bundesrepublik. Die 24-jährige Sarah Kay gewann nach vier EM-Goldmedaillen in der Juniorenklasse nach Bronze bei der WM 2012 nun nach fünf Jahren Pause wieder eine Championatsmedaille. Die Schweizerin Nadja Büttiker wurde Dritte auf Keep Cool, vorgestellt von Monika Winkler-Bischofberger.

Mannschaftlich gesehen wussten die Österreicherinnen mit drei Athletinnen in den Top 9 in dieser Klasse absolut zu überzeugen. Als beste Rot-weiß-rote landete Katharina Luschin auf dem Rücken von Ramazotti auf Platz fünf im Gesamtklassement. Die Wildeggerin hatte im Laufe der EM sogar auf Medaillenkurs gelegen, patzte aber im Technikprogramm. Den Rückstand, den sie dort hatte einbüßen müssen, ließ sich trotz einer fantastischen Kür zum Abschluss - der drittbesten des Tages - nicht mehr aufholen. Ihre Mannschaftskollegin Lisa Wild voltigierte auf Rang sieben. Alina Barosch vom Club 43 erreichte Platz neun.

Enttäuschung bei den Herren und im Pas de Deux

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Österreichs Beste bei den Damen: Katharina Luschin verabschiedete sich mit der drittbesten Kür des Tages von diesem Championat - die Medaille blieb ihr wegen eines Patzers im Technikprogramm am Samstag leider verwehrt. © im|press|ions

Bei den Herren startete der amtierende Europameister Jannis Drewell eine irre Aufholjagd. Der Deutsche lag nach zwei groben Fehlern in den ersten beiden Championatsrunden nur auf Platz neun. Das Technikprogramm gewann er anschließend souverän, ebenso die heutige Kür mit 8,704 Punkten. Damit blieb der 26-Jährige sehr lange als Führender in der Kiss-and-Cry Area stehen und freute sich mit seiner Mutter und Longenführerin Simone Drewell und dem Pferd Diabolus am Ende über Silber. Lediglich sein Mannschaftskollege Erik Oese konnte ihn Gold streitig machen. Der 29-Jährige, der 2013 hier in Ebreichsdorf Silber geholt hatte, siegte am Ende mit 8,232 Punkten vor Drewell und dem Franzosen Clément Taillez.

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Überflieger Ramin Rahimi präsentierte sich bei der EM in Höchstform und war lange Zeit auf Silberkurs unterwegs. Ein Sturz am Samstag machte die Medaillenhoffnungen mit einem Schlag zunichte. © im|press|ions

Österreichs Asse Dominik Eder und Ramin Rahimi lieferten beide hervorragende Küren ab, konnten jedoch nicht mehr im Kampf um die Spitze eingreifen. Für Eder (UVT Eligius) wurde es schließlich  Rang sieben. Ramin Rahimi vom Club 43 zeigte, wie schon in den ersten beiden Prüfungen, die zweitbeste Leistung des Tages - der schwere Patzer im Technikprogramm am Samstag hatte den Traum von der möglichen Silbermedaille jedoch ein jähes Ende bereitet. Im Endergebnis wurde es für den Niederösterreicher Rang acht.
 
Eine bittere Enttäuschung aus Sicht der Equipe von Manfred Rebel gab es im Pas-de-Deux. Hier hatten Stefan Csandl und Theresa Thiel nach dem ersten Durchgang mit Crossino, longiert von Karin Böhmer, auf Platz drei gelegen. Nach der heutigen Kür, auf die die Eligius-Athleten eine 8,345 erhielten, mussten sie die Deutschen Jolina Ossenberg-Engels und Timo Gerdes noch an sich vorbeiziehen lassen und standen am Ende auf dem undankbaren vierten Platz. Der souveräne Sieg ging an Lorenzo Lupacchini und Silvia Stopazzini. Die Italiener, die in diesem Jahr bereits das Weltcup-Finale in Dortmund sowie den CHIO in Aachen gewonnen hatten, überzeugten einmal mehr mit einer überaus dynamischen lateinamerikanischen Tanzeinlage auf ihrem Vierbeiner Rosenstolz und der Endnote 8,84. Ruth Konrader und Elisabeth Kuss beendeten das Championat mit ihrem Pferd Chapot und Longenführerin Stefanie Nussmüller auf Rang zehn.

Wieder Bronze für Wildegg

Für die ersehnte Medaille mussten die österreichischen Fans bis zum Ende des Tages warten - bis zur  Königsdisziplin, dem Gruppenvoltigierens. Hier konnte das Team Wildegg mit Alessio L'Amabile den dritten Platz aus den vorangegangenen Durchgängen halten. Mit der drittbesten Kür der Prüfung (8,227) landeten die Niederösterreicher am Ende bei 8,164 Punkten und mussten sich damit dem Team aus Köln-Dünnwald (8,419) sowie der Mannschaft Lütisburg aus der Schweiz (8,407) geschlagen geben. Die rot-weiß-rote Erfolgsgruppe, die bereits zwei WM-Bronzemedaillen (2011, 2016) und eine EM-Silbermedaille (2013) ihr Eigen nennen darf, konnte sich damit einmal mehr hervorragend präsentieren und ihre zweite EM-Medaille nach Hause holen. Einhundertprozentig zufrieden war die Mannschaft dennoch nicht. „Natürlich ist eine Medaille immer schön, aber derzeit überwiegt bei uns noch ein bisschen die Enttäuschung weil unser letzter Block heute einfach nicht so gut geklappt hat wie gestern,“ so die Sportler der VG Wildegg nach ihrer Gustav-Klimt-Kür. „Unser erklärtes Ziel für die Heim-EM war natürlich Gold. Das ist unsere dritte Bronzemedaille und wir hätten zu Hause gerne mehr gezeigt. Aber manchmal soll es eben nicht sein.“
 
Christian Kermer von der Voltigiergruppe Breitenfurt freute sich in seiner Funktion als Veranstalter natürlich besonders über die Tatsache, dass der Event seit Wochen ausverkauft und die Stimmung in der Halle einzigartig war. „Jeder Voltigierer wurde mit tosendem Applaus hinein- und wieder hinaus begleitet, die Halle hat regelrecht gebebt, das gibt es sonst im Pferdesport nur sehr selten. Als Voltigierreferent von Niederösterreich fällt mein Resümee natürlich absolut positiv aus mit einer Gold- und einer Silbermedaille bei den Junioren und einer Bronzemedaille für ein Team aus Niederösterreich bei den Senioren. Mein Dank gilt ganz besonders dem Sportministerium, dem Sportland Niederösterreich und dem Österreichischen Pferdesportverband, die mit ihrer Unterstützung die Austragung dieses einzigartigen Sportevents in Niederösterreich erst ermöglicht haben. Und natürlich sind wir froh, hier in Ebreichsdorf so eine tolle Anlage zur Verfügung zu haben, die Sportlern, Pferden und Zuschauern allerbeste Bedingungen bietet. Großer Dank geht dafür an Ulla Weigerstorfer vom Pferdesportpark Magna Racino."

Punktlandung für Österreich

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Stefan Csandl und Theresa Thiel (UVT Eligius/NÖ) mussten sich im Pas de deux ganz knapp mit der „Ledernen“ zufrieden geben. © im|press|ions

Mit insgesamt vier Medaillen war die Medaillenansage von Österreichs Bundesreferent Manfred Rebel zu 100% eingetroffen: „Vier Medaillen hatte ich mir bei diesem Doppel Championat der Junioren und Senioren erwartet und das haben wir auf den Punkt erfüllt. Wir gehören ganz sicher zu den stärksten Nationen im Voltigieren, aber die Leistungsdichte ist einfach sehr hoch und durch den Ausfall von Jasmin Lindner und Lukas Wacha bei den Senioren konnten wir natürlich zwei Medaillen nicht verteidigen. Wir liegen aber im Gesamt-Medaillenspiegel auf Platz zwei hinter Deutschland.“, ist der Equipechef stolz auf sein Team. „Die Senioren Gruppe hat die Nerven behalten und eine solide Leistung abgeliefert heute. Unser Senioren Pas de deux hat leider Pech gehabt. Vierter zu werden bei so einem Championat ist natürlich immer etwas undankbar.  Die größte Überraschung der letzten Tage war für mich aber die Goldmedaille gestern im Junioren Pas de deux. Die beiden Mädels sind nicht einmal im Kader weil sie heuer erst als Pas de deux begonnen haben. Nicole Brabec (NÖ VG Club 43) im Junioren Einzel und die VG Club 43 in der Junioren Gruppe hatte ich definitiv auf meiner Medaillenrechnung. Dass es dann Gold und Silber wird ist natürlich sehr schön und spricht für die gute Nachwuchsarbeit in Österreichs Voltigiervereinen.“

Alle Ergebnisse im Detail gibt es hier.

Daniel Kaiser