Voltigieren

WM & EM Flyinge: Zweimal Gold, Bronze und eine Enttäuschung für Österreich

Ein Artikel von Redaktion | 29.07.2023 - 19:41
dk_2023-07-29_FLYINGE_048992.JPG

Ein Traum wird wahr: Philip Clement ist Weltmeister!
© Daniel Kaiser

Philip Clement zählte als Vize-Europameister der Young Vaulter vor der ersten Weltmeisterschaft in dieser Altersklasse durchaus zum engsten Favoritenkreis um den WM-Titel. In der Pflicht noch auf Platz zwei, turnte sich der Niederösterreicher mit einem hervorragenden Technikprogramm in die Pole Position. Mit komfortabler Führung ging Clement danach in die finale Kür, ausgeruht hat sich der 21-Jährige auf seinem Vorsprung aber nicht. Auf Louis Bonheur, der von Lena Kalcher-Prein vorgestellt wurde, spielte Clement noch einmal seine ganze Klasse aus und zeigte die beste Kür des Tages. Die Konsequenz: 8,257 Punkte gesamt, Gold für Philip Clement, der damit in Geschichte eingehen wird – als allererster U21-Weltmeister im Voltigieren.

Silber ging an den Sieger der Pflicht, den Deutschen Bela Lehnen auf Formel 1 D.C. (LF: Alexandra Knauf) mit gesamt 7,974 Punkten, Bronze holte sein Landsmann Philip Goroncy (Max/Sarah Krauss/7,835). Nicht so gut wie erhofft verlief die Kür Paul Ruttkovsky auf Chivas an der Longe von Monika Lehrmann. Das sechstbeste Ergebnis des Tages warf den Niederösterreicher mit gesamt 7,094 Punkten auf Rang fünf zurück. EM-Bronzemedaillengewinner Fabian Lipp (Enjoy the Moment/Antonia Baumann) musste sich in der Kür und im Gesamtergebnis mit Platz acht (6,690) begnügen.
 

Anna Weidenauer holt Bronze

Bereits der nächste Bewerb, brachte auch gleich die nächste Medaille für Österreich: Anna Weidenauer, Junioren-Europameisterin 2023, zeigte in ihrem ersten Jahr als Young Vaulter, dass sie mit den älteren Kolleg:innen nicht nur mithalten, sondern auch um die vordersten Plätze mitmischen kann. Die Niederösterreicherin – Dritte nach Pflicht und Technik – behielt im Abschlussbewerb die Nerven, turnte souverän die drittbeste Kür des Tages und zementierte mit 8,146 Punkten WM-Bronze.

Wie Anna Weidenauer verteidigten auch die Athletinnen vor ihr erfolgreich ihre Position. Alice Layher (Lambic van Strokappeleken/Andrea Platz) sicherte sich mit einer großartigen Kürdarbietung nach EM-Gold auch den WM-Titel (8,606), Silber ging mit Averill Saunders (Rockemotion/Nina Vorberg) an Kanada (8,417).

Leonie Koller (T) und Verena Brabec (NÖ) konnten sich mit guten Küren im Gesamtranking noch verbessern. Für Koller ging es auf Don Zeno an der Longe von Nicole Voithofer von Rang neun auf acht (7,749), Brabec, die im Technikprogramm gestürzt war, schaffte den Sprung von Platz 12 vor auf die Neun.

dk_2023-07-29_FLYINGE_051557.JPG

Danke, Chivas! Anna Weidenauer gibt ihrem vierbeinigen Partner ein Küsschen. © im|press|ions

Clara Ludwiczek sorgt für Sensation

Spannung pur bot die Konkurrenz der Junior-Damen. Die ersten Fünf lagen weniger als vier Zehntelpunkte voneinander getrennt. Das Motto des Tages lautete damit: Fehler machen verboten! Clara Ludwiczek, Fünfte nach Runde eins, beherzigte diese Vorhabe nicht nur, sie turnte eine technisch sehr ausgereifte, saubere Kür mit hohem Schwierigkeitsgrad. Von der Jury erhielt sie herausragende 8,750 Punkte und übernahm haushoch die Führung.

Danach begann das große Zittern für Team Austria. Die im Anschluss startende Deutsche Mia Kluge musste sich mit deutlichem Abstand schon einmal hinter Ludwiczek einreihen. Auch die Italienerin Giorgia Varisco kam an die Österreicherin nicht heran und fiel zurück. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass Clara Ludwiczek eine Medaille aus Schweden mit nach Hause nehmen würde – nur welche? Die Dänin Josephine Vedel Sondergaard Nielsen zeigte eine kreative Kür auf hohem Niveau, an der österreichischen Konkurrentin kam aber auch sie nicht vorbei. Danach konnte nur noch Ocean Gehan einen rot-weiß-roten Sieg verhindern. Die Französin hatte sich mit ihrer Kür in der Vorrunde auf Platz eins katapultiert, im Finale spielte jedoch ihr Pferd nicht mit. Ein zwölfter Platz warf Gehan sogar aus den Medaillenrängen und auf Rang vier zurück. Damit war die Sensation perfekt und Clara Ludwiczek Gold sicher. „Mit der besten Kür des Tages von fünf auf eins - das kommt auch für mich überraschend!", gestand Bundesreferent Manfred Rebel direkt im Anschluss gegenüber der Pferderevue. "Die Führende Französin hatte Pech mit ihrem Pferd, aber das haben wir voriges Jahr selbst zur Genüge erlebt. Ich bin völlig sprachlos."

Eine tolle Runde gelang außerdem Antonia Mayerhofer auf Chivas, die von Maria Lehrmann longiert wurde. Die Niederösterreicherin beendete ihr Championatsdebüt auf dem hervorragenden sechsten Rang (7,835) unter 56 Teilnehmerinnen. Die Steierin Katharina Feldhofer (Boccaccio D/Stefanie Hirmann-Kowald) wurde mit gesamt 7,601 Punkten gute Zwölfte.

dk_2023-07-29_FLYINGE_054961.JPG

Clara Ludwiczek (T) sorgte mit ihrer Goldmedaille bei den Junior-Damen für die Überraschung des Tages.
© Daniel Kaiser

Junioren-Gruppe im Unglück

Bei aller Freude, die der heutige Tag zu bieten hatte, gab es auch eine bittere Pille zu schlucken, denn die Gruppenentscheidung der Junioren fand ohne österreichische Beteiligung statt. Pli Oreille, der vierbeinige Partner der Gruppe der VG Pill, zeigte sich kurz vor dem Bewerb nicht fit. Eine große Enttäuschung für das rot-weiß-rote Junioren-Team, das nach einer großartigen Kür auf dem aussichtsreichen dritten Platz gelegen war und nun seine Hoffnungen auf eine Medaille begraben musste.

Chancen auf Edelmetall haben Österreichs Voltigierer:innen am Sonntag noch in den Pas de deux der Senioren und Junioren. Daumen halten!

Ergebnisse