Tierschutz

Abgemagert, verpilzt, verwahrlost: Über 40 Pferde beschlagnahmt

Ein Artikel von Redaktion | 08.05.2025 - 12:19
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Viele der Tiere wurde in einem stark verwahrlosten Zustand vorgefunden. © Pfotenhilfe

Der Betreiberin des Hofes war bereits im vergangenen Herbst ein Tierhaltungsverbot auferlegt worden. Doch eine Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht zog den Fall in die Länge, und das Verbot erhielt erst im März Rechtsgültigkeit. Aufgrund der großen Tieranzahl – über 40 Pferde, sechs Lamas und Alpakas sowie drei Hunde wurden beschlagnahmt – bedurfte es mehrerer Wochen organisatorischen Aufwands zwischen Behörden, Transporteuren und Verwahrern, die sich bereit erklärten, die Tiere aufzunehmen.


Erbarmungswürdiger Zustand

Den Zustand der Tiere bezeichnet Pfotenhilfe-Geschäftsführerin Johanna Stadler als „äußerst erbarmungswürdig“: „Stark abgemagert, schwere Augenentzündungen, mit Pilz übersäte Körper, ungepflegte und stark eingerissene Hufe, Nasenausfluss, verwahrloste Zähne, Lahmheiten, ein Tumor und ein stark geschwollenes Fesselgelenk. Wer seine Tiere derart schlecht behandelt bzw. notwendige Behandlungen unterlässt, hat jedes Recht verwirkt, Tiere zu halten!“, ist Stadler erschüttert.

Zwei der geretteten Pferde haben auf dem rund 300 Kilometer entfernten Tierschutzhof Pfotenhilfe in der Grenzregion OÖ/Sbg. vorerst ein neues Zuhause gefunden. Der auf Pferde spezialisierte Tierarzt Mag. Michael Wimmer aus Mattsee und das erfahrene Pferdeteam der Pfotenhilfe kümmern sich seit der Ankunft intensiv um das Duo: „Mit den veterinärmedizinischen Behandlungen wurde sofort begonnen, ebenso mit Heu ad libitum sowie zusätzlich langsam steigenden Mengen Kraftfutter samt Nahrungsergänzungsmitteln. Zudem sind die Pferde nun rund um die Uhr in Offenstallhaltung, unter ständiger Beobachtung und werden intensiv betreut, um ihre Angst vor Menschen abzubauen. Als Nächstes wird auch ein Hufschmied die Pferde behandeln“, erklärt Stadler.

Elf weitere Tiere sind auf Gut Aiderbichl Henndorf untergekommen. Eine der geretteten Stuten ist trächtig. „Es kann also gut sein, dass wir bald zwölf gerettete Pferde haben“, sagt Aiderbichl-Geschäftsführer Dieter Ehrengruber gegenüber MeinBezirk.at. Die anderen Tiere wurden auf verschiedene Organisationen aufgeteilt.

Ursprünglich sollen sich noch deutlich mehr Pferde auf dem Gestüt befunden haben. Ein Teil dürfte aufgrund des Tierhaltungsverbots jedoch bereits weggeschafft worden sein. Wohin, ist unklar. Fest steht nur, dass sie bei Ankunft der Behörden und Tierschützer nicht mehr am Hof waren.

Bei der Pfotenhilfe rechnet man damit, dass der Fall mit der Rettung der verbliebenen Tiere noch nicht abgeschlossen ist. „Die Halterin dürfte zunächst jahrelange Behördenauflagen ignoriert haben. Auch das Tierhaltungsverbot hatte sie monatelang bekämpft. Somit ist damit zu rechnen, dass sie auch die behördliche Abnahme bekämpfen wird.“
 

Bürgermeister bringt Stein ins Rollen

Wie MeinBezirk.at berichtet, soll Peter Lepkowicz, der Bürgermeister der Gemeinde, die Behörde ins Spiel gebracht haben. „Ich bin kein Pferdesachverständiger, aber da sind Tiere 30 Zentimeter tief im Gatsch gestanden. So etwas finde ich nicht in Ordnung. Daher habe ich mich mit der BH in Verbindung gesetzt.“

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