Auch wenn es am Notwendigsten fehlt sind die Jungpferde menschenbezogen und freundlich. © Dr. Thomas Druml
Die Ursache für diese Notlage sind politische Kompetenzstreitigkeiten rund um die Eigentümerrechte des staatlichen Gestüts, das seit den 1990er Jahren immer wieder für Aufregung sorgte. Derzeit geben ganze drei Arbeiter ihr Menschenmögliches, um den Alltagsbetrieb aufrechtzuerhalten und sind damit hoffnungslos überfordert. Es gibt keine Einstreu, getränkt wird per Hand, Hafer gibt es nur alle paar Wochen und das Heu ist rationiert – die 20 trächtigen Stuten bekommen etwas mehr, die Deckhengste und Jungpferde dafür etwas weniger. Immer wieder bringen ortsansässige Bauern ein paar Säcke mit Getreide – Tropfen auf den heißen Stein angesichts der Tatsache, dass 130 Pferde zu versorgen sind.
Wertvolle Genetik - der typvolle Hengst 622 Pluto Neretva XVII, geb. 2001 in Vucijak, geht zurück auf das berühmte Gestüt Stancic. © Dr. Thomas Druml
Die Lipizzaner in Vucijak sind nicht irgendwelche, sie sind die direkten Nachfahren der hochqualitativen Stancicer und Eltzer Zucht, die auch dem österreichischen Lipizzaner in Piber wertvolle Impulse gegeben haben. Der Großteil der Vu?ijaker Hengste lässt sich genealogisch somit auf Piberaner Pferde der Zwischenkriegszeit zurückverfolgen. Diese Herde birgt demnach eine wertvolle Genetik, die international kaum bekannt, vom Rest der Welt seit 20 Jahren abgeschnitten ist. Denn Bosnien darf mit EU Ländern keinen Lebendtierhandel führen – eine Regulation, die auf die instabile politische Organisation in diesem Land zurückzuführen ist.