Die Dülmener sind in der Roten Liste der GEH als "extrem gefährdet" in der Kategorie I eingestuft. © Faust
Die Dülmener gelten als die älteste Kleinpferderasse Deutschlands und wurden erstmals im Jahr 1316 urkundlich erwähnt. Aufgrund ihres geringen Gesamtbestandes sind die kleinen Wildpferde in der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) als "extrem gefährdet" in der Kategorie I eingestuft. Ihr Gesamtbestand wird heute auf 485 Tiere geschätzt. Der größte Teil davon ist im Merfelder Bruch beheimatet, wo die Tiere seit dem Jahr 1840 auf Bemühungen des Herzogs von Croy und dessen Nachfahren unter besonderen Schutz stehen. Etwa 360 Ponys leben dort in wildpferdeähnlichen Verhältnissen. Der Merfelder Bruch bietet den Dülmenern mit Weide-, Wald-, Heide- und Bruchgelände ein abwechslungsreiches, wenn auch recht karges, Nahrungsangebot. Zufutter in Form von Heu und Futterstroh erhalten die Wildlinge nur in strengen Wintern.
Auch wenn die kleinen zähen Ponys heutzutage gerne als Wildpferd bezeichnet werden, sind sie das nicht im eigentlichen Sinn. Zum einen hat es in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Vermischungen mit Kriegs- und Bauernpferden gegeben, zum anderen wurden zur Blutauffrischung wiederholt auch Hengste fremder Rassen eingekreuzt; so unter anderem Welshponys der Sektion A und B. Ab 1944 wurden nur noch Hengste primitiver Rassen wie Mongolen, Huzulen und Exmoors eingekreuzt. Seit 1956 kamen überwiegend Konikhengste aus dem Tarpanrückzüchtungsprogramm in Popielno/Polen bzw. deren Abkömmlinge aus freier Wildbahn zum Einsatz.
Etwa 360 Tiere des kanpp 500 Pferde umfassenden Gessamtbestandes leben heute auf im Dülmener Naturschutzgebiet Merfelder Bruch. © Brenken
Da in den vergangenen Jahren überwiegend graufalbe Hengste als Beschäler Verwendung fanden, kristallisiert sich ein klar umrissenes Zuchtziel heraus: Das neue Bild der Herde soll einer Wildpferdeherde gleichen wodurch sich zwei Hauptfarben herausgebildet haben. Man unterscheidet zwischen dem Tarpan–Typ (mausgraue Falben) und dem Przewalski–Typ (gelbbraune Falben). Daneben gibt es dunkel- und schwarzbraune Pferde, die alle den charakteristischen Aalstrich, z.T. auch Schulterkreuz und Wildzeichnung an den Extremitäten aufweisen.
Bis auf den gesteuerten Einsatz der Deckhengste und der gelegentlichen Zufütterung in besonders strengen Wintern sind die Dülmener im Merfelder Bruch ganz sich selbst überlassen. Mit Geburt und Krankheit müssen sie alleine fertig werden. Nur einmal im Jahr wird die urtümliche Idylle gestört, nämlich dann, wenn am letzten Samstag im Mai die einjährigen Hengstfohlen im Rahmen eines Volksfestes mit tausenden von Zuschauern eingefangen und versteigert werden.