Die diesjährige Elite-Auktion Pride of Poland wurde nicht nur wirtschaftlich zum Flop. Sie könnte auch dem Image der polnischen Araberzucht nachhaltig geschadet haben. © EH
Pride of Poland gilt weltweit als eine der bedeutendsten Auktionen im Bereich der Vollblutaraberzucht. Jahr für Jahr pilgern Käufer mit dicken Brieftaschen ins polnische Staatsgestüt Janów Podlaski, um eines der hoch dekorierten Pferde zu erwerben. Für polnische Elitepferde greifen Scheichs aus Nahost, millionenschwere Amerikaner, Australier und Westeuropäer gerne auch etwas tiefer in die Tasche. Das zeigen die beeindruckenden Beträge, die hier Jahr für Jahr umgesetzt werden. 2015 verzeichnete man mit 4,6 Millionen Euro einen neuen Rekord, im Jahr zuvor waren es immerhin knapp 2,1 Millionen Euro, die man aus dem Verkauf der Pferde generieren konnte.
Dass man heuer vermutlich nicht an die Ergebnisse der Vorjahre würde anschließen können, damit hatte man bereits im Vorfeld rechnen müssen. Zu groß war die internationale Empörung über den überraschende Führungswechsel in den Staatsgestüten Janow und Michalow und die Einsetzung dreier regierungsnaher Personen, die keinerlei Erfahrung in der Araberzucht vorzuweisen hatten. Die kritischen Stimmen sahen sich bestätigt, als unter der neuen Führung zwei Stuten in Janow umkamen. Eine davon aus dem Besitz von Shirley Watts, der Frau von Rolling-Stones-Schlagzeuger Charlie Watts. Nach diesem Vorfall holte Watts ihre übrigen zwei Pferde aus Janów, ließ sie nach England bringen und kündigte eine Gerichtsklage gegen das Gestüt an.
Und es gibt bereits einen weiteren handfesten Skandal, mit dem sich Polens Vollblutaraberzucht konfrontiert sieht, wie das Wirtschaftsblatt am Dienstag berichtete. Die aktuellen Ärgernisse drehen sich um den Verkauf der Elitestute Emira. Die zweifache National Championesse Siegerin unzähliger internationaler Schauen wurde bereits im Vorfeld als Glanzstück des Lots gehandelt. Ihr Verkauf sollte einen Rekordpreis erzielen, mit 700.000 Euro Minimum habe man spekuliert. Doch von dieser Marke blieb man am Auktionstag deutlich entfernt. Erst wurde die Schimmelstute für 550.000 Euro versteigert, doch dann gelang es den Veranstaltern nicht, den Käufer zu finden. Die Versteigerung wurde wiederholt und diesmal fiel der Hammer bereits bei 225.000 Euro.
Den Zuschlag erhielt Anette Mattsson, eine schwedische Züchterin, die bereits beim ersten Mal 200.000 Euro für Emira geboten hatte. Sie erklärte später, dass man unmittelbar nach der ersten Auktion auf sie zugekommen sei und sie gefragt habe, was sie bereit wäre für die Stute zu zahlen. Sie habe ihr Gebot wiederholt, auf das man sich schließlich geeinigt habe. Trotzdem wurde Emira danach erneut zur Auktion freigegeben auf der sie Mattsson schließlich für einen Kunden aus Qatar erwarb.
Auch seien während der ersten Auktion keinerlei Bieter erkennbar gewesen, wie die erfahrene Züchterin gegenüber foxnews berichtete. “Selbst wenn jemand still bietet, lässt sich erkennen, dass sich der Auktionator auf den Tisch fokussiert, von dem die Gebote kommen. Ich habe keinen anderen Bieter gesehen, deshalb habe ich begonnen mich zu fragen, ob es überhaupt einen gegeben hat.“
Diese Frage haben sich offenbar auch andere Teilnehmer gestellt. Schnell wurden Verdächtigungen laut, man habe einen Strohmann eingesetzt, um den Preis künstlich nach oben zu treiben.
In Janów Podlaski weist man diese Vorwürfe von sich. Der erste, fehlgeschlagene Verkauf sei einzig und allein dem Auktionator, einem US-Amerikaner, anzulasten. „Wir sind absolut unschuldig“, wird Neo-Gestütsleiter Slawomir Pietrzak, seit Juni im Amt, zitiert.
Was auch immer zu den Ungereimtheiten beim Verkauf der hoch dekorierten Zuchtstute geführt hat, der polnischen Vollblutaraberzucht hat diese Episode einen Bärendienst erwiesen. „Jetzt sagen die Leute, dass polnische Auktionen ein Schwindel sind“, sagte George Zbyszewski, Leiter des US-amerikanischen Gestüts Hennessey Arabians in Ocala, Florida, gegenüber foxnews. „Mit diesem Verkauf hat das Gestüt seinen guten Ruf verloren. Er wurde an einem Abend zunichte gemacht.“
Letztendlich erzielte die diesjährigen 47. Ausgabe der Pride of Poland vergleichsweise magere 1,2 Millionen Euro Umsatz. Von 31 Pferden wurden nur 15 verkauft. Den höchsten Preis erzielte die elfjährige Stute Sefora, sie kam für 300.000 Euro unter den Hammer.
ps