Das Sommerekzem kann die Lebensqualität betroffener Pferde mitunter stark beeinträchtigen. Der Juckreiz ist ein nicht zu unterschätzender Stressfaktor: Abmagerung, Magengeschwüre und sogar Koliken können durch den permanenten Drang, sich kratzen zu müssen, entstehen.
Auslöser für das Sommerekzem ist der Speichel blutsaugener Insekten wie der hier abgebildeten Gnitze. © Scott Bauer
Darüber hinaus bilden sich infolge des heftigen Scheuerns oft blutige Stellen, die wiederum Fliegen anlocken die zu einer bakteriellen Infektion der Wunden führen können.
Auslöser für das juckende Leiden ist der Speichel blutsaugender Insekten wie der Gnitze oder der Kriebelmücke. Während sich die Männchen vieler Arten nur von Pflanzensäften ernähren, sind es vor allem die Weibchen, die sich lieber an tierischem Blut gütlich tun. Besonders stechlustig sind die Plagegeister abends und in der Nacht und bevorzugen die Regionen rund um Mähne und Schweifrübe, seltener auch die Region rund um die Bauchnaht.
10 Tipps im Kampf gegen das Sommerekzem
So vielfältig die Therapieansätze sind, so selten lassen sich bisher wirklich nachhaltige Erfolge verzeichnen. Das ultimative Allheilmittel gegen das Sommerekzem gibt es derzeit leider noch nicht.
Deshalb zählt zu gutem Allergiemanagement vor allem die Vermeidung auslösender Faktoren. Das heißt im Falle des Sommerekzems, dass betroffene Tiere möglichst nicht in den Abendstunden auf die Weide gehen sollten, sondern besser tagsüber bei trockener Hitze oder starkem Wind. Eine gut sitzende Ekzemerdecke hilft in der Regel am effektivsten, das Pferd vor übermäßigen Insektenstichen zu schützen.
Wie Sie Ihrem Pferd noch über diese schwierige Zeit helfen können verrät Tierärztin und Buchautorin Anke Rüsbüldt mit zehn grundlegenden Tipps für die Behandlung von Ekzemerpferden.
- 1. Rechtzeitig beginnen!
Die beste Ekzembehandlung beginnt bereits im April. Therapieversuche ab Mai oder erst bei Auftreten der Symptome sind nachweislich weniger wirksam. - 2. Kein wildes Durcheinander mehrerer Therapien!
Es wäre zum Beispiel nicht sinnvoll, eine Desensibilisierung zeitgleich mit einer Unterdrückung der Allergieneigung durchführen zu wollen. - 3. Richtig einschmieren!
Mittel zur Wundheilung gehören direkt auf die Haut, Insektenschutzmittel darüber. Vorsicht: Dringt Insektenschutz über Wunden in den Körper ein, kann es zu einer Verschlimmerung der Symptome kommen. - 4. Salben regelmäßig abwaschen!
Um ein Verstopfen der Hautporen zu verhindern, müssen fetthaltige Mittel wie Salben oder Öle regelmäßig mit klarem Wasser, grünem Tee oder Gänsefingerkrauttee abgewaschen werden. Ist der Einsatz von Waschlotionen notwendig, bieten sich salicylsäurehaltige Shampoos, Tiershampoos auf Hafermehlbasis oder einfache feste grüne Seife an. - 5. Trockene Pastenreste entfernen!
Werden Pasten, Salben oder Ähnliches angewendet, die durch Eintrocknen spannen oder krümelig werden, muss zwei Stunden nach der Behandlung der Rest des Mittels auf der Haut durch Bürsten oder Abspülen entfernt werden. Das gilt zum Beispiel für grünen Lehm, Kieselgel und Brottrunk. - 6. Pferdehals strecken!
Mittel, die am Mähnenkamm aufgetragen werden sollen, müssen bei gestrecktem Hals angewandt werden (zum Beispiel Leckerli auf den Boden legen). Ein gestreckter Pferdehals ist bis zu 20 Zentimeter länger als ein getragener! - 7. Ruhe, Geduld und Konsequenz!
Gewöhnen Sie Ihr Pferd an alle Behandlungen in Ruhe und Freundschaft. Ruhiges, tiefes Atmen und das bestmögliche Ignorieren von Abwehr führen am ehesten zum Erfolg. Bleiben Sie hartnäckig, geben Sie auch genervt oder unter Zeitdruck nicht auf. - 8. Nur zugelassene Mittel verwenden!
Auch wenn Ihr Pferd laut Equidenpass nicht zum menschlichen Verzehr bestimmt ist, sollte es nur mit für Pferde zugelassenen Präparaten behandelt werden. Das schützt Ihr Pferd vor unbekannten Nebenwirkungen und Sie vor einem Konflikt mit dem Gesetz – denn Sie machen sich strafbar, wenn Sie andere Arzneien verabreichen oder auftragen. - 9. Hygienemaßnahmen beachten!
Für das Auftragen von Medikamenten und schmierigen Fetten bietet sich das Tragen von Einmalhandschuhen an. Beim Umgang mit Arzneimitteln sollte eine gewisse Grundhygiene selbstverständlich sein, also zum Beispiel während der Behandlung nicht essen, trinken oder rauchen. - 10. Haltung und Fütterung überprüfen!
Alle Therapien sollen immer von einer Verbesserung der Haltungsbedingungen und einer Optimierung der Fütterung begleitet werden.
Buchtipp
Sommerekzem
Erkennen, Vorbeugen, Behandeln
Anke Rüsbüldt
ISBN 978-3-86127-556-5
erhältllich über AV-Buch: bestellen
In diesem Buch finden Sie alles rund um das Sommerekzem verständlich und auf wissenschaftlich neuestem Stand zusammengestellt: von den Ursachen und Auslösern über die Symptome und die Abgrenzung zu anderen Krankheiten bis hin zur richtigen Haltung, Fütterung und Behandlung eines erkrankten Pferdes.
Anke Rüsbüldt ist Fachtierärztin für Pferde mit eigener Praxis in der Nähe von Hamburg und selbst Besitzerin mehrerer Pferde. Für den Cadmos Verlag hat sie bereits mehrere Titel zu verschiedenen Krankheiten von Pferden geschrieben.