Die strategische Entwurmung streng nach dem Kalenderhat über die Jahre hinweg zu steigenden Wurmresistenzengeführt. Weil neue Wirkstoffe derzeit nicht in Sicht sind,fordern Experten ein rasches Umdenken. Der momentanvermutlich sinnvollste Weg © Sven Cramer - Fotolia.com
Der Wurm gehört zum Pferd wie Insekten zum Sommer. Tatsächlich wird sich kaum ein Pferd finden, das gänzlich davon verschont bleibt. Auch wenn uns PferdebesitzerInnen die Vorstellung nicht lieb ist, dass in unseren Vierbeinern unappetitliche Schmarotzer zugange sind, ist ein gewisses Maß an Verwurmung ganz normal – vor allem im Rahmen unserer modernen Haltungsbedingungen. Ist der Pferdeorganismus gesund, kommt er damit in der Regel ganz gut selbst zurecht. Mehr noch, er entwickelt bei geringgradigem, für das Pferd ungefährlichem Wurmbefall, sogar eine verstärkte Immunabwehr, die es gegen Neuinfektionen schützt.
Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die ungeliebten Magen-Darm-Parasiten ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko für unsere Pferde darstellen. Stumpfes, glanzloses Fell, abgewetzte Schweifhaare und ein schlechter Fütterungszustand sind dann nur die Spitze des Eisbergs. In der Tat führt ein gehäuftes Auftreten von Würmern, Magendasseln und Co zu unterschiedlichen Erkrankungen des Verdauungstrakts und kann sogar lebensbedrohliche Schädigungen an anderen Organen wie etwa der Lunge und der Leber hervorrufen. Weil heute im Normalfall viele Pferde auf relativ kleinem Raum zusammenleben, ist vor allem bei mangelnder Hygiene die Wurmbelastung im Vergleich zu wildlebenden Tieren ungleich höher – entsprechend auch das Risiko einer gesundheitsgefährdenden Verwurmung. Ganz ohne Maßnahmen gegen die ungebetenen Gäste geht es also nicht. Doch über das Wie scheiden sich die Geister.
Entwurmung Pi mal Daumen
Seit mit der Einführung des Wirkstoffes Benzimidazol in den 1960er Jahren eine regelmäßige Entwurmung im Abstand von jeweils zwei Monaten empfohlen wurde, hat sich eine Art „prophylaktische“ Entwurmung etabliert, die auch heute noch bei einem Großteil der Pferde durchgeführt wird. Die Häufigkeit, mit der Einzeltiere bzw. ganze Pferdebestände auf diese Weise quasi vorsorglich entwurmt werden, variiert in der Regel von zwei- bis sechsmal jährlich und beruht nur allzu oft auf den persönlichen Vorlieben des Stallbetreibers. Eine vorherige diagnostische Untersuchung, die den Ist-Stand des individuellen Wurmbefalls erhebt, bleibt dabei meist ebenso aus wie eine anschließende Effizienzüberprüfung. Viel zu oft erfolgt deshalb der Griff zur Wurmkur, obwohl kein massiver Befall vorliegt und damit auch kein Handlungsbedarf besteht. Ein unannehmbarer Zustand, findet Prof. Dr. Kurt Pfister, Leiter des Instituts für Parasitologie und Tropenmedizin an der Ludwig- Maximilians-Universität in München, der sich seit über 20 Jahren mit dem Thema der befundgestützten Entwurmung befasst: „Einem Tier ein Medikament zu verabreichen, das keines benötigt – das ist für mich ein Kunstfehler. Wenn ich keine Würmer habe, brauche ich auch nichts zu tun. Sonst könnte man genauso gut sagen: ‚Vielleicht hat die Milch, die ich übermorgen trinke, drei Bakterien drin, also mache ich lieber gleich vorsorglich eine Antibiotikakur.‘ Das ist absolut vergleichbar.“
Schritt für Schritt zum „wurmfreien“ Bestand
In einem ersten Schritt gilt es bei der Selektiven Entwurmung deshalb, drei grundlegende Fragen abzuklären: Wer zählt zu den erhöhten Ei-Ausscheidern, welche Wurmarten kommen im Pferdebestand vor, und welche Wirkstoffe liefern gute Ergebnisse? Für die Ermittlung des Status quo werden im ersten Jahr bei allen Pferden des Bestandes insgesamt vier Kotuntersuchungen, verteilt über die gesamte Weidesaison, durchgeführt. Die erste Bestandsaufnahme erfolgt im April, die letzte Entwurmung muss dann mindestens zwölf Wochen zurückliegen.
Während herkömmliche Untersuchungsmethoden nur zwischen geringgradiger, mittelgradiger oder hochgradiger Verwurmung unterscheiden, bedarf es bei der Selektiven Entwurmung einer spezifischeren Untersuchung. Im sogenannten McMaster-Verfahren werden die einzelnen Parasiteneier pro Gramm Kot (EpG) gezählt. Danach werden die Pferde in geringgradige und hohe Ausscheider eingeteilt. Bei einem Wert größer/gleich 200 EpG bei Palisadenwurmeiern bzw. 1 EpG bei Eiern des Spulwurms wird das betreffende Pferd als hoher Ei-Ausscheider eingestuft und entwurmt. Pferde, die unter diesem Schwellenwert liegen, ersparen sich die Wurmbehandlung.*
Zusätzlich werden im Rahmen dieser ersten Kotuntersuchung auch die einzelnen Wurmarten bestimmt, die im Bestand vorkommen. Auf Basis dieses Ergebnisses werden die anzuwendenden Wirkstoffe in Absprache mit dem Tierarzt gewählt.
In modernen Pferdebeständen gibt esmeist nur einzelne Tiere, diein vermehrtem Maße Wurmeier ausscheidenund so die Koppeln und ihre Herdenkollegen kontaminieren. © Pamela Sladky
Bei allen entwurmten Pferden wird 14 bis 21 Tage später eine Kontrolluntersuchung durchgeführt, die Aufschluss darüber geben soll, ob die Behandlung angeschlagen hat. Hier zeigt sich auch, ob bereits Resistenzen vorliegen. „Wenn sich bei einem Pferd Resistenzen zeigen, dann besteht dieses Problem für den gesamten Bestand, weil sich die Wurmpopulation ja ständig durchmischt“, so Prof. Pfister. In diesem Fall empfiehlt es sich, bei der nächsten Entwurmung auf einen anderen Wirkstoff zurückzugreifen. Zeigt das gewählte Präparat hingegen gute Wirkung, bleibt man vorerst dabei. Eine Wirkstoff-Rotation, wie sie heute weit verbreitet ist, ist dann nicht vonnöten.
Nach diesem ersten Übersichtsjahr werden die Pferde entweder in die Gruppe der „geringen Eiausscheider“ (Wert bei allen Tests < 200 EpG) oder der „hohen Eiausscheider“ (Wert einmal oder öfter >= 200 EpG) unterteilt. Um sicherzugehen, dass geringe Ei-Ausscheider auch weiterhin „wurmfrei“ bleiben, wird bei Pferden diese Gruppe im Frühjahr und Spätsommer des Folgejahres jeweils eine Kotprobe genommen und im McMaster-Verfahren analysiert. Ein Eingreifen erfolgt nur bei Überschreiten des Schwellenwertes. Hohe Ausscheider hingegen werden während der Weidesaison kontinuierlich entwurmt, die Häufigkeit richtet sich dabei nach dem verwendeten Wirkstoff. Überschreiten einzelne Pferde konstant den Schwellenwert, empfiehlt sich jedes Jahr zumindest eine Kontrolluntersuchung, um festzustellen, ob das gewählte Präparat weiterhin zuverlässig wirkt.
Neue Pferde sollten – sofern keine aktuelle Kotprobe vorliegt – zunächst mit Moxidectin in Kombination mit Praziquantel, das gegen Bandwürmer wirkt, entwurmt werden. Danach ist es ratsam, den Neuzugang erst nach zweiwöchiger Quarantäne in die Herde einzugliedern.
Konsequent durchgeführt, ist die Selektive Entwurmung eine sehr sichere und vor allem effiziente Methode, den Wurmdruck eines Bestandes nachhaltig auf ein Minimum zu reduzieren. Sicherheitslücken gibt es durch das umfassende Monitoring- System praktisch nicht. „Durch die regelmäßigen Kontrollen ergibt sich ein sehr genaues Abbild der Wurmsituation. Gibt es in der Herde beispielsweise einen Bandwurmbefall, dann wird mit Sicherheit eine der vielen Proben dieses Problem aufdecken – und Sie können entsprechend dagegen vorgehen. Beim Einzeltier wissen Sie spätestens nach der dritten Kotprobe, ob es eine relevante Infektion gibt. Eines ist allerdings ganz klar: Nur eine Untersuchung alleine ist nicht aussagekräftig“, erklärt Prof. Pfister. Damit dieses System funktionieren kann, ist eines jedoch unumgänglich: ein strenges Hygieneprogramm im Stall und auf der Weide.
Prävention durch Sauberkeit
Mithilfe von regelmäßigen Kotproben wird die Wurmsituation des Bestandes genau analysiert. © Pamela Sladky
Wie wichtig das richtige Stallmanagement im Kampf gegen Magen-Darm-Parasiten ist, zeigt eine britischen Studie, die den Kot dreier Ponygruppen im Zeitraum Frühjahr bis Herbst regelmäßig kontrollierte. Während im Auslauf der ersten Gruppe lediglich zweimal in der Woche der Kot abgesammelt wurde, erhielt die zweite Versuchsgruppe jeweils im Frühjahr, Sommer und Herbst eine Wurmkur – allerdings ohne zusätzliche Auslaufpflege. In Gruppe drei wurden keinerlei Maßnahmen zur Wurmbekämpfung ergriffen. Bei den Untersuchungen, die die Konzentration der infektiösen Larven im Kot erhoben, zeigte die maßnahmenlose Gruppe drei erwartungsgemäß den stärksten Wurmbefall, gefolgt von Gruppe zwei, in der drei Mal ein Wurmpräparat verabreicht worden war. Am besten schnitt die Gruppe ab, in der zweimal wöchentlich Kot abgesammelt wurde. Die Konzentration der Larven betrug hier gar nur ein Fünftel gegenüber der „Entwurmungsgruppe“.
Dies bestätigt eindrucksvoll, dass die Wurmbelastung eines Pferdebestandes mit Hilfe von gutem Stallmanagement massiv reduziert werden kann. Die Studie aus Newmarket veranschaulicht aber auch, wie absurd gängige Maßnahmen wie das gerne praktizierte Abschleppen vorher nicht gereinigter Weideflächen oder das Verteilen von Pferdekot als Frischdünger auf Pferdefutterflächen ist. Derartige Praktiken tragen maßgeblich zur Verwurmung der Auslauf- und Futterflächen bei und sind damit für die Pferde stark gesundheitsgefährdend.
Sauberkeit im Stall sowie auf den Weide- und Auslaufflächen sollte in Pferdebetrieben eigentlich selbstverständlich sein. Die Praxis zeigt jedoch, dass gerade mit dem nötigen Maß an Hygiene häufig recht großzügig umgegangen wird. Schlecht gesäuberte Boxen, miefige Matratzenstreu, zugemistete Gatschkoppeln und verunreinigte Futterstellen erhöhen den Wurmdruck nachweislich und bieten perfekte Bedingungen für Parasiten aller Art. „Stall und Auslauf sollten täglich gründlich ausbzw. abgemistet werden, und auch auf der Weide ist es ratsam, die Pferdeäpfel regelmäßig abzusammeln. Möglichst alle zwei bis drei Tage, spätestens aber beim Weidewechsel“, weiß Dr. Birgit van Damsen, Expertin in Sachen Pferdehaltung und Autorin zahlreicher Pferdefachbücher.
Während man in kleinen Pferdebeständen am besten zu Bollengabel, Mistboy und Scheibtruhe greift, um die Hinterlassenschaften der Pferde einzusammeln, ist dieses Vorgehen bei Betrieben mit vielen Pferden meist zu aufwendig. „Für große Weideflächen und Höfe mit hohem Pferdebestand rechnet sich die Anschaffung motorgetriebener Geräte wie spezielle Staubsauger für Pferdeäpfel“, rät van Damsen. Besonders effizient gelingt das Absammeln mit speziellen Traktoranbaugeräten wie dem Horse-Hopper von Amazone. Spezielle Vertikutiermesser lösen den Pferdekot aus der Grasnarbe und befördern ihn in einen Fangkorb, der außerhalb der Weide über einen Seilzug entleert werden kann.
Die Aufbringung von Kalkstickstoff (300–400 kg/Hektar) im Frühjahr bringt zusätzlich Wurmlarven zum Absterben, ersetzt aber nicht die Hygienemaßnahmen in der Weidesaison.
Hygiene-Plus
Zusätzlich zu den bereits genannten finden Sie nachfolgend weitere Maßnahmen, mit deren Hilfe sich die Reinfektion mit Endoparasiten auf ein Minimum beschränken lässt:
- möglichst niedrige Besatzdichte auf Weiden
- regelmäßiger Koppelwechsel (Umtriebsweiden)
- Reinigungsmahd
- Misch- oder Wechselbeweidung mit Wiederkäuern
- Heuraufen und Tränkewagen regelmäßig an einen anderen Standort versetzen, sofern der Untergrund nicht befestigt ist
- Bodenfütterung im Stall vermeiden, statt dessen Heu aus engmaschigen Heunetzen oder enggittrigen Raufen füttern.
- Im Frühjahr komplett den Stall ausmisten, Böden und Wände mit Hochdruckstrahler reinigen
- Trockenlegung von Feuchtstellen im Auslauf
Vorsicht vor Unterdosierung
Hygiene spielt eine entscheidende Rolle imKampf gegen die Parasiten. Weideflächen sollten alle zwei bis drei Tage abgeäppelt werden. © Chelle - Fotolia.com
Damit Wurmpräparate überhaupt richtig wirken können, muss jedes Präparat exakt auf das tatsächliche Gewicht des betreffenden Pferdes abgestimmt dosiert werden. In der Praxis wissen allerdings die wenigsten Pferdebesitzer genau über das aktuelle Gewicht ihres Pferdes Bescheid. Schätzung schrammen viel zu oft deutlich am tatsächlichen Wert vorbei, die Pferde sind häufig weitaus schwerer als gedacht. Hinzu kommt, dass Pasten üblicherweise ein sehr kleines Volumen haben und jeder halbe Milliliter, der am Ende nicht tatsächlich im Pferd landet, sei es, weil die Spritze nicht bis zum Anschlag heruntergedrückt wurde oder das Pferd einen Teil wieder ausgespuckt hat, eine Unterdosierung von 50 kg bedeutet. Zu geringe Gaben verhindern nicht nur die effektive Abtötung der Parasiten, sondern begünstigen auch Resistenzen. Deshalb ist es ratsam, sein Pferd von Zeit zu Zeit wiegen zu lassen, um die Wurmkur möglichst genau dosieren zu können.
Aufwendig, aber zielführend
Unbefestigte Fressplätze wie dieser, beidenen sich Futter mit Kot vermischt, begünstigen den Wurmdruck nachweislich. © Tierfotoagentur
Während das neue System in Dänemark bereits seit 1999 mit großem Erfolg eingesetzt wird, steckt die Selektive Entwurmung hierzulande noch in den Kinderschuhen. Dies liegt zum einen am mangelnden Informationsfluss, zum anderen aber auch an der Scheu, sich von altgewohnten Ansichten und Praktiken zu trennen. Wer mit der Selektiven Entwurmung liebäugelt, muss sich laut Prof. Pfister, vor allem eine Frage stellen: „Bin ich bereit, ein gewisses zusätzliches Maß an Arbeits- und Kostenaufwand in Kauf zu nehmen? Wenn man dazu bereit ist, läuft das System problemlos, sogar in großen Betrieben mit über 100 Pferden – ist man das nicht, klappt’s natürlich nicht mit der Selektiven Entwurmung. Unsere Erfahrung hat aber gezeigt, dass vor allem von Seiten der Pferdebesitzer eine große Bereitschaft besteht.“
Die ist auch vonnöten, denn eines ist ganz klar: Vor allem im Vergleich zur routinemäßigen Wurmkur alle paar Monate ist bei der Selektiven Entwurmung mit einem gesteigerten Arbeits- und Kostenaufwand zu rechnen – ganz besonders im ersten Jahr. Bereits ab dem zweiten Jahr reduzieren sich die Kosten allerdings, da weniger Wurmkuren eingesetzt werden müssen und auch die Analysen reduziert werden können. Das Labor der Veterinärmedizinischen Universität bietet Kotanalysen im MacMaster-Verfahren für 15 Euro pro Untersuchung an. Ab 30 Pferden gibt es einen Rabatt von 10 %. Die Kosten für eine Untersuchung mit dem kombinierten Sedimentations-Flotations-Verfahren und der McMaster-Methode beläuft sich auf 25 Euro (auch hier gibt es ab 30 Pferden 10 % Rabatt).
Kotproben korrekt entnehmen
Wie gelangt man zu einer Kotprobe, die zu einem repräsentativen EpG-Testergebnis führt? Wir haben die wichtigsten Punkte für Sie zusammengefasst:
- Stülpen sie einen neuen Gefrierbeutel mit Zip-Verschluss mit der Innenseite nach außen gekehrt über Ihre Hand. Nun können Sie eine Portion Pferdemist (ca. zwei bis drei Pferdeäpfel) einsammeln, ohne sich zu beschmutzen. Für die EpG-Analyse reicht es, die Kotballen von nur einem Haufen zu entnehmen. Streifen Sie danach den Beutel von Ihrer Hand, sodass sich die Kotprobe innerhalb des Sackerls befindet. Verschließen Sie dieses mittels des Zip-Verschlusses und stecken Sie es in einen weiteren Beutel.
- Schreiben Sie den Namen des Pferdes und das Datum auf den Beutel.
- Lagern Sie die Probe an einem kühlen Ort, am besten im Kühlschrank. Geben Sie sie nicht in den Tiefkühlschrank! Extreme Kälte kann das Ergebnis verfälschen. Dasselbe gilt auch für große Hitze. Lassen Sie die Probe deshalb nicht in einem von der Sonne stark aufgeheiztem Auto liegen.
- Bringen Sie die Kotprobe ihres Pferdes innerhalb von 48, besser 24 Stunden, zu Ihrem betreuenden Tierarzt oder Ihrer Tierärztin. Er/sie wird sie zur Analyse weiter in ein mit dem McMaster-Verfahren vertrautes Labor schicken.
- Wenn Sie die Probe selbst ins Labor schicken, achten Sie darauf, die Probe nicht unmittelbar vor einem Wochenende oder einem Feiertag zur Post zu bringen, um lange Lagerzeiten zu vermeiden.
Aller Anfang ist schwer
Damit sich die Selektive Entwurmung langfristig durchsetzen kann, ist also noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Hier sind besonders engagierte TierärztInnen gefragt, die mit aktiver Aufklärungsarbeit einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung der neuen Methode leisten müssen. Davon ist auch Dr. Barbara Hinney vom Institut für Parasitologie der VetmedUni Wien überzeugt: „Wenn die Selektive Entwurmung in Österreich etabliert werden soll, würde ich es begrüßen, dass sich interessierte VeterinärmedizinerInnen auf diesem Gebiet entsprechend weiterbilden. Eventuell können diese TierärztInnen dann auch die McMaster-Untersuchung selbst in ihrer Praxis durchführen. Wir am Institut für Parasitologie können keine Betriebe betreuen, sondern nur die parasitologische Untersuchung durchführen. Es ist daher zwingend notwendig, dass der betreuende Tierarzt des Betriebes die Überwachung des Programms übernimmt.“ Auch wenn die Selektive Entwurmung hierzulande noch ganz am Beginn steht, ist sich Prof. Pfister sicher, dass es langfristig gesehen kein Vorbeikommen an der neuen Methode gibt: „Wir sind mit der Selektiven Entwurmung in den vergangenen Jahren schon große Schritte vorangekommen – ich bin überzeugt, dass sich dieses System über kurz oder lang durchsetzen wird. Aber es braucht etwas Geduld.“
Vor allem hinsichtlich der Resistenzentwicklungen wäre ein konsequentes Umdenken vonnöten, will man im Kampf gegen die Endoparasiten auch in Zukunft noch auf schlagkräftige Waffen zurückgreifen können. Die befundgestützte Behandlung mit nachfolgender Ergebniskontrolle scheint aus heutiger Sicht dafür unerlässlich und der gängigen Routine-Entwurmung ganz klar überlegen. Für Pferdehalter und Stallbesitzer heißt das vor allem, dass Entwurmung künftig komplizierter wird – ein Mehraufwand, der im Sinne der Pferdegesundheit aber möglich sein sollte. Zudem darf eines nicht außer Acht gelassen werden: Auch wenn Anti-Wurm-Mittel vom Großteil der Pferde sehr gut vertragen werden, können sie besonders für alte und geschwächte Tiere, aber auch für besonders empfindliche Exemplare eine nicht zu unterschätzende Belastung darstellen. Schon alleine deshalb sollte der verantwortungsbewusste und sinnvolle Umgang mit derartigen Präparaten selbstverständlich sein.