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Studien zufolge erkranken heute 21 % aller Pferde über 15 Jahren an ECS – aber auch jüngere Pferde können betroffen sein. © Sarti

Mönchspfeffer bei Equinem Cushing: Hilfe oder Humbug?

Ein Artikel von Pamela Sladky | 01.03.2017 - 10:55
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Mönchspfeffer als Futterzusatz gilt als wirksam bei ECS-Symptomen, Studien dazu gibt es allerdings erst wenige. © Wolfgang Mücke - Fotolia.com

Über die Wirkung von Mönchspfeffer gibt es geteilte Meinungen, die einen schwören darauf, die anderen halten seinen Einsatz für esoterischen Humbug. Fakt ist allerdings, dass es, ähnlich wie der etablierte Arzenistoff Pergolid, dopaminartig wirkt.

Inzwischen gibt es auch Untersuchungen, die die Wirkung von Mönchspfeffer erforscht haben.

Eine der bekannteren ist die sogenannte Beech-Studie (Beech, Donaldson, 2002): 14 ECS-Pferde mit klinischen Symptomen wurden sechs, vier und zwei Monate lang mit Mönchspfefferextrakt behandelt (die Länge der Behandlung variiert deshalb, weil sich bei manchen Pferden die klinischen Symptome verschlechtert hatten). Das Ergebnis: Die Behandlung mit Vitex-Agnus-Castus-Extrakt zeigte keine Verbesserung der Symptome, die klinischen Symptome verschlechterten sich sogar teilweise. Der als Cushing-Marker geltende ACTH-Wert konnte nur bei einem von zwölf Pferden gesenkt werden. Im Gegensatz dazu konnte mit Pergolid bei allen Pferden, die damit behandelt wurden (neun der 14 Tiere), mit Ausnahme eines Tieres ein positiver Effekt erzielt werden.

Leider verrät die Studie verrät nichts über die Dosierung des Mönchspfefferextraktes oder etwaige Z usatzstoffe, daher ist es Spekulation zu sagen, ob und in welcher Darreichungsform eine höhere Dosis ein besseres Ergebnis erzielt hätte.

Andere Studie, anderes Ergebnis

Zu einem anderen Ergebnis kam eine Dissertation der FU Berlin („Untersuchung zum Equinen Cushing Syndrom und Prüfung der Wirksamkeit von Vitex agnus-castus [Mönchspfeffer] bei der Behandlung des Equinen Cushing Syndroms“ von Zrinjka Bradari) die sich 2012 mit der Wirksamkeit von Mönchspfeffer im Vergleich zu Pergolid beschäftigte.

In die klinische Studie wurden 38 Pferde und Ponys eingeschlossen, die einen ACTH-Wert von >= 50 pg/ml und/oder einen klinischen Score von mindestens fünf erreichten. Das Durchschnittsalter betrug 24,2 Jahre, das jüngste Tier war 16 Jahre und das älteste 38 Jahre alt.

Als mönchspfefferhaltiges Testpräparat wurde das Ergänzungsfuttermittel Corticosal® von Navalis verwendet, die Tiere wurden sechs Monate lang damit gefüttert. Prof. Heidrun Gehlen, Betreuerin der Dissertation, skizziert das Fazit der Studie: „Alle vorher unbehandelten Pferde bekamen nur das mönchspfefferhaltige Testpräparat alleine (Versuchsgruppe). Die Pferde mit Cushing, die bereits unter Pergolid standen, bekamen entweder das Testpräparat oder ein Placebo zum Pergolid dazu (nach Zufallsprinzip und verblindet, beides als Kontrollgruppen zur Versuchsgruppe). Aus Tierschutzgründen hatten wir keine Gruppe unbehandelt gelassen. Unsere nur mit dem mönchspfefferhaltigen Präparat Corticosal® behandelten Pferde zeigten im Gegensatz zur Studie von Beech alle eine deutliche, statistisch signifikante Verbesserung der klinischen Symptome ohne Nebenwirkungen.“

Abschließendes Fazit der Dissertation: „Um den Langzeiteffekt zu prüfen, sollte der Versuch fortgesetzt werden und nach weiteren sechs Monaten eine Beurteilung der Tiere erfolgen.“

In Fällen, wo Pferde unter Pergolid starke Nebenwirkungen (Anorexie, Apathie, Kotwasser, Leistungsabfall, Diarrhoe) zeigen, die auch durch eine Anpassung der Dosis nicht in den Griff zu bekommen sind, können mönchspfefferhaltige Präparate – immer unter Einbeziehung des behandelnden Tierarztes – also durchaus einen Versuch wert sein.

Eva Kaiserseder

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Summary: --- Alt: --- Keyword: --- Doc.Name: "PR0317_Cover.jpg" © Stefan Seiberl

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