Kotwasser ist eine schwarz-bräunlich gefärbte, nicht gebundene Flüssigkeit mit löslichen Nährstoffen und freien Fettsäuren, die meist getrennt von den Pferdeäpfeln abgesetzt wird. Die Menge beträgt je nach Schweregrad zwischen einem Viertelliter und anderthalb Litern pro Tag. Bei knapp der Hälfte der Kotwasserproblempferde (KWP-Pferde) sind die Pferdeäpfel fest und geformt, bei etwas mehr als der Hälfte wechselte die Kotbeschaffenheit zwischen „geformt“ und „Durchfall“, so Dr. med. vet. Carolin Zehnder in ihrer „Feldstudie zu Risikofaktoren für den Absatz von freiem Kotwasser beim Freizeitpferd“ der Uni München.
In der Regel tritt das Kotwasser nach dem Absetzen der Pferdeäpfel aus, bei einigen Pferden aber auch davor, währenddessen oder sogar unabhängig vom Kotabsatz zwischendurch. Betroffene Pferde fallen durch mehr oder weniger stark verschmutzte Hinterbeine auf, teilweise ist auch die Unterseite des Schweifes betroffen. Reinigt man diese Bereiche nicht regelmäßig gründlich mit lauwarmem Wasser, können im Außenbereich des Afters, an der haarlosen Unterseite der Schweifrübe und an den Innenseiten der Schenkel Hautentzündungen auftreten.
Ursachenforschung
Die Ursache für das Auftreten von Kotwasser beim Pferd scheint sehr vielschichtig zu sein und ist bis heute nicht eindeutig geklärt. „Insgesamt liegen nur sehr wenige systematische Untersuchungen vor, die über die Prävalenz (= Krankheitshäufigkeit, Anmerkung des Autors) oder die Ursachen für das Auftreten des freien Kotwassers Auskunft geben“, so Privatdozentin Dr. med. vet. Ingrid Vervuert von der Uni Leipzig in ihrer Publikation „Phänomen freies Kotwasser beim Pferd“ im Pferdespiegel 1/2015.
Darauf weist auch Dr. Carolin Zehnder in der Einleitung ihrer bereits 2009 erstellten Feldstudie hin. So gäbe es in der wissenschaftlichen Literatur bislang wenig Konkretes über die Entstehung, die strukturellen, systemischen und physischen Faktoren, den Verlauf, die Verbreitung und Ausprägung der Symptome sowie die Therapie der Kotwasserproblematik. Die Verbreitung scheint aber in den letzten Jahren zugenommen zu haben, schaut man sich die Vielzahl der auf dem Markt befindlichen Zusatzfuttermittel an, die Abhilfe versprechen. Noch vor 20 Jahren eine absolute Seltenheit, sei dieses Bild in vielen Reitställen heute nichts Ungewöhnliches mehr, so Dr. Gerd Riedel-Caspari, Co-Autor der wissenschaftlichen Publikation „Leitfaden zur Nutztiergesundheit: ganzheitliche Prophylaxe und Therapie“.
Das Ziel der vielbeachteten Feldstudie unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Ellen Kienzle bestand in erster Linie darin, „Faktoren hinsichtlich Fütterung und Haltung zu finden, die gehäuft mit der Kotwasserproblematik assoziiert sind“. Näher beleuchtet werden sollte, ob bestimmte Futtermittel, mangelhafte Fütterungstechniken, schlechte hygienische Qualität der verwendeten Futtermittel oder ein Befall mit Darmparasiten ursächlich beteiligt sein könnten. Aber auch weitere Faktoren wie die Rassezugehörigkeit, Geschlecht, Bewegungsintensität, Koppelgang, Ranghöhe und das Tränkewasser der untersuchten 37 Kotwasserproblempferde wurden mittels Fragebögen, die von den Besitzern ausgefüllt wurden, miteinbezogen.
Die "Problempferde"
Die Besitzer von Pferden mit Kotwasserproblemen wurden durch einen Aufruf in einer deutschen Pferdefachzeitschrift ermittelt, die sich vor allem an Freizeitreiter wendet. Deshalb waren fast nur Freizeitpferde an der Studie beteiligt. Die Versuche, über Tierarzte und Trainer Sportpferde mit einem Kotwasserproblem fur die Studie zu gewinnen, schlugen fehl: Die Angesprochenen teilten unisono mit, das Problem trete bei Sportpferden praktisch nicht auf. Um Vergleiche von Pferden zu erhalten, die keinerlei Kotwasserprobleme haben, wurden in die Untersuchung zwei Kontrollgruppen miteinbezogen. Dabei waren die Auswahlkriterien der Pferde fur die Kontrollgruppen die fehlende Kotwasserproblematik, eine ähnliche Haltungsform, vergleichbare Fütterung und ähnlicher Parasitenbefall.
Überraschende Ergebnisse
Drei der 37 untersuchten Pferde mit freiem Kotwasser bewohnten jeweils eine Paddockbox, zwölf lebten in einer Box und 22 im Offenstall. Alle Pferde hatten regelmäßig Koppelgang. Keine signifikanten Unterschiede zwischen der Gruppe mit Kotwasserproblemen und der Kontrollgruppe, die aus 37 Pferden ohne Kotwasserproblem bestand, ließen sich beim Alter, bei der Rassenzugehörigkeit, der Herkunft, beim Typ, bei der Verwendung, der Besitzzeit, der Freilauffläche, der Häufigkeit der Gruppenänderung (Abgänge, Zugänge; die Zusammensetzung der Gruppen änderte sich bei den allermeisten Kotwasserproblempferden seltener als einmal pro Jahr), beim Appetit, bei der Möglichkeit von Koppelgang und der Gruppengröße feststellen.
Ebenso konnten Endoparasiten als Ursache des Problems ausgeschlossen werden. Fast alle Pferde mit Kotwasserproblemen (86 %) wiesen „einen komplett negativen parasitologischen Befund bzw. nur eine klinisch nicht relevante Anzahl von Eiern der Kleinen Strongyliden auf, nur selten (bei 12 %) wurde eine klinisch relevante Eizahl pro Gramm Frischkot (EpG) im Kot der KWP-Pferde gefunden“.
Auch fanden sich keine Hinweise darauf, dass Bewegungsdauer und -intensität einen Einfluss auf das Auftreten von Kotwasser gehabt hätte. Durchschnittlich wurden die Pferde mit Kotwasserproblemen im Sommer 1,4 Stunden und im Winter 1,3 Stunden pro Tag bewegt. Schließlich konnte aufgrund der Fragebogenerhebung ausgeschlossen werden, dass „eine falsche Rationsgestaltung oder Fütterungstechnik noch eine unterdurchschnittliche hygienische Qualität der Futtermittel für die Kotwasserproblematik verantwortlich sind“.
Unterschiede zwischen der Kotwasserproblemgruppe und den Kontrollgruppen wurden allerdings in einem anderen Punkt, ausgemacht: der Sozialstruktur.
Faktor Ranghöhe
Sozialstress scheint bei der Kotwasserproblematik eine große Rolle zu spielen. © kichigin19 - fotolia.com
Bei der Auswertung der Fragebögen ergab sich „bei Betrachtung der allgemeinen Lebensumstände der betroffenen Pferde Auffälligkeiten im Bereich der Ranghöhe“, so Dr. Carolin Zehnder. Der Anteil der Pferde mit einer unteren Position in der Rangfolge (Vorletzter und Rangniedrigster) lag in der Kotwassergruppe mit knapp 50 % wesentlich höher als mit nur 7 % in der Kontrollgruppe. Im Gegenzug war der Anteil der ranghohen Pferde in der Gruppe mit Kotwasserproblemen erheblich niedriger als der in der Kontrollgruppe. Das bedeutet, dass ein „Zusammenhang zwischen Sozialstress und dem Auftreten einer Kotwasserproblematik“ bestehen kann. Die Berichterstatterin der Feldstudie, Professorin Dr. Ellen Kienzle, fasst dieses Ergebnis prägnant zusammen: „Das Risiko, ein Kotwasserproblem zu entwickeln, ist bei Schlusslichtern in der Herde 17,9-fach höher als bei ranghohen Tieren.“
Bereits 1998 fanden die neuseeländischen Forscher Susan Lynn Alexander und Clifford Irvine vom Department of Endocrinology des Christchurch Public Hospital heraus, dass Sozialstress die HPA-Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Achse) von rangniedrigen Pferden in einer Herde dahingehend beeinflusst, dass diese – einfach ausgedrückt – eine Kaskade verschiedenster Hormone ausschüttet, die die Stressreaktion nochmals verstärken und erweitern („Die Wirkung von sozialem Stress auf die Nebennieren-Achsen-Aktivität des Pferdes“). Beim Menschen ist übrigens bewiesen, dass eine dauerhaft verstärkt aktivierte HPA-Achse zu funktioneller Diarrhö (= Durchfall) führt. Es wäre deshalb denkbar, dass „dies auch bei Pferden der Fall sein könnte und es auf diese Weise zum Absatz von freiem Kotwasser kommt. Weitergehende Untersuchungen wären nötig“, so Dr. Carolin Zehnder.
Sozialstress
Alle Handlungen des Pferdes sind direkt oder indirekt sozial ausgerichtet. Geraten allerdings eine oder mehrere dieser sozialen Interaktionen aus dem Gefüge, entsteht „Sozialstress“. Dieser kann beispielsweise durch Futterneid ausgelöst werden, wenn in der Gruppenhaltung die Fressplätze der Pferde zu dicht angeordnet sind, durch aggressives Verhalten gegen Artgenossen (Pferd gegen Pferd) oder durch gestörte Verhaltensmuster.
Aber auch durch das Nichtbeachten des Rangordnungsgefüges in der Gruppenhaltung – etwa durch Bevorzugung von Pferden mit niedriger Rangordnung bei der Fütterung, Pflege oder im Umgang – durch Pferdebesitzer, Stallbetreiber oder Futtermeister kann es zu Problemen bei der Ausübung sozialer Interaktionen kommen. Eine solche „ungerechte“ Behandlung kann bei Ranghöheren Neid, Unmut oder das „Gefühl“ des Zurückgestelltseins auslösen und so zu „Sozialstress“ führen. Die Folgen können aggressive Handlungen (Drohen, Beißen, Treten, Jagen) der Ranghöheren gegen Rangniedere sein.
In der Einzelhaltung sind solche durch „Sozialstress“ ausgelösten offensichtlichen Verhaltensweisen nicht ohne weiteres auszumachen, weil sie durch die räumliche Trennung der Pferde kaum stattfinden können. Hier werden nur Drohgebärden gegen den oder die Boxennachbarn oder das Schlagen gegen die Holztrennwände wahrgenommen. Da diese in Innenboxenställen aber besonders häufig während der Fütterungszeiten stattfinden, steht zu vermuten, dass auch hier ein – wenn auch weniger ausgeprägter – „Sozialstress“ besteht.
Einfluss des Geschlechts
Unter den Pferden mit Kotwasserproblematik waren mit 80 % Wallache am häufigsten vertreten, nur 19 % der betroffenen Pferde waren Stuten. Verschiedenste Untersuchungen an kastrierten Kleintieren zeigten, dass sich durch die Kastration der Gehalt an CRH-Hormon (Corticotropin-Releasing-Hormon) im Hypothalamus steigert. CRH scheint bei vielen Prozessen involviert zu sein, wie zum Beispiel bei Entzündungsgeschehen, bei der Nahrungsaufnahme und der Psyche. Auch beim Krankheitsverlauf der funktionellen Diarrhö beim Menschen spielt CRH eine wichtige Rolle. „Es könnte sein, dass auch Wallache erhöhte Gehalte von CRH im Hypothalamus aufweisen. Ob dies als Prädisposition für die Kotwasserproblematik bei Wallachen in Frage kommt, muss noch geklärt werden“, so Dr. Carolin Zehnder.
Faktor Fellfarbe
Der Anteil der Schecken lag in der Kotwassergruppe mit rund 30 % wesentlich höher als in der Kontrollgruppe. „Möglicherweise werden Schecken aufgrund ihrer Farbe bzw. ihrem anderen Aussehen von anderen ausgegrenzt“. Von den acht Schecken in der Studie hatten sechs eine Schlusslichtposition in der sozialen Hierarchie inne. „Eine weitere Hypothese wäre, dass das Gen für die Scheckung mit einem oder mehreren Genen assoziiert ist, die bei der Regulierung der Darmphysiologie oder der Stressantwort eine Rolle spielen“, so Dr. Carolin Zehnder.
Fallbeispiel Kotwasserproblem Warmblutwallach
Rund sieben Jahre litt ein inzwischen 18-jähriger Warmblutwallach an einem Kotwasserproblem: Nach dem Absetzen meist weich geformter Pferdeäpfel folgte ein Strahl Kotwasser, unabhängig von der Jahreszeit. Ein Kolikproblem bestand dabei aber nie. Auch mehrfach durchgeführte große Kot-Screens brachten keine Ergebnisse (keine Endoparasiten, kein bakteriologisches Ungleichgewicht). Die verzweifelte Besitzerin probierte in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt alles aus: verschiedene Ergänzungsfuttermittel, Wechsel der Futtermittel wie beispielsweise ein rohfaserreiches und eiweißarmes Landwiesenheu eines namhaften Futtermittelherstellers, mehrfacher Wechsel der Boxennachbarn und vieles mehr. Der Wallach stand zu dieser Zeit als Rangniedrigster einer Dreiergruppe in einer Paddockbox mit täglichem Weidegang im Sommer.
Schließlich fand ein Stallwechsel in eine Paddockbox mit großzügigem Auslauf und direkt angrenzender Koppel statt, zu der nur er Zugang, dort aber jederzeit visuellen Kontakt zu den benachbarten Pferdegruppen hat. Zunächst besserte sich das Kotwasserproblem nur geringfügig, morgens trat es vermehrt auf, abends wieder weniger. Das machte die neue und mit d er Kotwasserproblematik vertraute Tierärztin stutzig. Der Kotwasserabsatz wurde also im Laufe des Tages, an dem der Wallach die verschiedensten Futtermittel wie dreimal rohfaserreiches Heu, Stroh, portioniertes Weidegras und dreimal sehr kleine Portionen eines präbiotisch und probiotisch wirkenden therapeutischen Pferdefutters zum Aufbau einer gesunden Darmflora zu sich nahm, geringer. Das deutete darauf hin, dass je mehr der Darm tagsüber zu tun hatte, desto weniger Kotwasser abgesetzt wurde. Deshalb gab sie die Empfehlung, in der Box einen Raufutterautomaten aufzustellen, mit dem sechs kleinere Heugaben rund um die Uhr (also auch nachts) ausgegeben werden können.
Die Umsetzung dieses Vorschlags hatte schließlich den nachhaltigen Rückgang des Kotwasserproblems zur Folge – bis heute. Scheinbar hat die lange Fresspause in der Nacht das Kotwasserproblem forciert. Das passt auch mit dem Anspruch der Pferde auf eine kontinuierliche Aufnahme geringer Mengen rohfaserhaltigen Futters über bis zu sechzehn Stunden täglich zusammen.
Die Rolle der Jahreszeit
Bei fast der Hälfte der Kotwasserproblempferde spielte die Jahreszeit keine entscheidende Rolle. Immerhin trat jedoch die Kotwasserproblematik im Winter mit über 30 % verstärkt auf. Schon lange bekannt ist, dass Pferde ihren Stoffwechsel im Winter herunterfahren und dadurch ihre Körpertemperatur senken, was Energie spart. Diesem Phänomen ist auch Prof. Dr. rer. nat. Walter Arnold mit einem Team der Veterinärmedizinischen Universität Wien durch Stoffwechseluntersuchungen an Przewalski- Pferden im österreichischen Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel auf die Spur gekommen. Die Ergebnisse veröffentlichte das Team im Journal of Experimental Biology. Zwei Jahre hatten die Forscher untersucht, was die Wildpferde fressen und wie lange sie das Futter verdauen. „Dabei haben wir deutliche Unterschiede zwischen den Jahreszeiten festgestellt. So dauert es im Winter länger, bis das Futter den Darm passiert hat und ausgeschieden wird. Dadurch bleibt den Tieren mehr Zeit zum Verdauen“, so Prof. Arnold. Und das sei nützlich, weil Gras und andere Pflanzen im Winter mehr schwer verdauliche Fasern enthalten, die nur langsam abgebaut werden.
Nun sind Pferde mit Kotwasserproblemen zwar keine Wildpferde, dennoch fahren auch sie ihren Stoffwechsel im Winter herunter. Und sie fressen im Winter ausschließlich das etwas schwerer verdauliche Raufutter, kein Gras. Das könnte bei den 30 % betroffenen KWP-Pferden die Problematik möglicherweise verschärfen.
Futteranpassung und Therapien
Die laut Feldstudie von den Pferdebesitzern angewandten Therapien gegen das Kotwasserproblem waren die Zufütterung von Hefe, Joghurtprodukten und Fermentgetreide (am häufigsten) sowie der Wechsel zu kommerziellen Produkten gegen Kotwasser (am zweithäufigsten). Weniger oft wurden Floh- oder Leinsamen sowie Aktivkohle ausprobiert.
Besteht keine weitere Symptomatik, sollte zunächst eine Futteranpassung durchgeführt werden. Vor allem ist auf eine ausreichende Zufuhr von rohfaserreichem und eiweißarmem Heu zu achten. Dies gewährleistet spät geerntetes Heu (1. Schnitt) aus einer artenreichen Gräsergemeinschaft, auf keinen Fall Heu aus Monokulturen mit hauptsächlich Weidelgras und Klee.
Auch dürfen keine längeren Nahrungskarenzen entstehen, das heißt möglichst sehr früh die erste Ration, sehr spät die letzte und möglichst viele Portionen auf den Tag verteilt. Da dies in Pensionsställen kaum möglich ist, kann die Anschaffung eines Raufutterautomaten sehr nützlich sein (siehe Fallbeispiel Warmblutwallach). Auch sehr engmaschige Heunetze oder Raufen mit engem Gitterabstand helfen, die Fresszeiten zu verlängern. Anders als bei Durchfallpatienten kann der unbegrenzte Zugang zu Raufutter (ad libitum) beim Kotwasser-Syndrom nicht zum erwünschten Erfolg führen, sondern laut der Studie die Symptomatik sogar verstärken.
Ergibt die Darmfloraanalyse eine von der Norm abweichende Bakterienflora, „können die isolierten Keime für eine Autovakzine verwendet werden“, so das Labor für klinische Diagnostik Laboklin aus Wien. Autovakzine sind Individualarzneimittel, die aus körpereigenen Bakterien hergestellt werden. Sie bewirken eine Abdichtung der Schleimhaut, „besonders beim Problem Kotwasser hat sich der Einsatz einer Autovakzine bewährt“.
Gaben von Leinsamen oder regelmäßige Mash-Fütterungen (ein bis zweimal pro Woche) können den Magen-Darm-Trakt beruhigen und einen schützenden Film auf der Darmwand bilden. Auch Pektine fördern die Mikroorganismen im Dickdarm, die für die Rohfaserverdauung vonnöten sind. Sie sind vor allem in Karotten, Zuckerrübenschnitzeln und Äpfeln enthalten.
Ebenfalls ist Bierhefe (Probiotikum, das dem Darm sich positiv auswirkende Bakterien zuführt) ein brauchbares Ergänzungsfuttermittel, sollte aber nur in Absprache mit dem Tierarzt eingesetzt werden. Professor Kienzle empfiehlt Yea Sacc Aktivhefezellen, eine lebende, im Darm des Pferdes nicht vermehrungsfähige Hefekultur. Sie verbessern die Darmflora durch die Förderung erwünschter mikrobieller Besiedelung. Krankmachende Keime werden verdrängt, Giftstoffe neutralisiert, und der pH-Wert wird stabilisiert. Der ideale pH-Wert liegt im Pferdekot bei 6,5 bis 7. Ein pH-Wert kleiner als 6,5 bedeutet eine Übersäuerung. Gemessen wird er mittels Teststreifen. Bei einem niedrigen Wert ist Bierhefe hilfreich, bei hohem, alkalischem pH-Wert sind Laktobazillen (= Milchsäurebakterien) gut geeignet.
Ansammlungen von Sand im Verdauungstrakt sind eine Ursache von Durchfall und/oder Kotwasser und können die Schleimhäute schädigen. Ob der Kot Sand enthält, kann mit einem durchsichtigen Einweghandschuh überprüft werden, der erst mit etwas Kot und dann mit Wasser aufgefüllt wird. Der Sand setzt sich in den Fingerspitzen des Handschuhs ab. Die Schleimstoffe von Flohsamen helfen übrigens beim Abtransport von Rückständen wie Erde und Sand aus dem Darm.
Bei Mykotoxinen (Schimmelpilzgiften) haben sich bentonithaltige Zusatzfuttermittel bewährt.
Schließlich muss dem Pferd stets ausreichend einwandfreies Tränkewasser zur Verfügung stehen.
Vorbeugen kann man durch folgende Maßnahmen:
- Nur einwandfreie Futtermittel sowie reines Wasser verwenden
- jegliche Futterwechsel (auch von einer Heusorte zur anderen) ganz allmählich durchführen
- schrittweises Anweiden im Frühjahr, Grasaufnahme einschränken
- regelmäßige Wurmkuren (nach vorangegangener Bedarfsermittlung) durchführen
- jährliche Zahnkontrolle
- Giftpflanzen auf der Weide entfernen
- Haltung überprüfen und bei Anzeichen von Stress diese ggf. verändern
Ob das Kotwasserproblem bei Pferden in den vergangenen Jahren tatsächlich so auffallend zugenommen hat und was genau die Gründe dafür sind, wird die Fachwelt wohl noch einige Zeit beschäftigen. Fest steht, dass das Absetzen freien Kotwassers eine äußerst unangenehme Angelegenheit sowohl für das Pferd als auch für die Besitzer ist. Deshalb sollte man die mögliche(n) Ursache(n) zeitnah ermitteln und durch entsprechende Maßnahmen im Idealfall ausschalten.
Romo Schmidt
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Dieser Artikel von DI Romo Schmidt wurde erstmals in Ausgabe 12/2015 der Pferderevue veröffentlicht. Pferderevue AbonnentInnen können diese Artikel zusammen mit über 40.000 weiteren in unserem Online-Archiv kostenlos nachlesen. Einfach unter Service/Online-Archiv einloggen und in allen Heften aus 25 Jahren Pferderevue zum Nulltarif blättern!
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