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Während der Rosse reagieren manche Stuten mit Unwilligkeit auf den Reiterschenkel und anderen Rittigkeitsproblemen. © www.slawik.com

Methoden zur Rosseverschiebung bei Sportstuten meist tierschutzwidrig

Ein Artikel von Pamela Sladky | 21.09.2017 - 13:42
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Während der Rosse reagieren manche Stuten mit Unwilligkeit auf den Reiterschenkel und anderen Rittigkeitsproblemen. © www.slawik.com

In der Rosse spielen bei manchen Stuten die Hormone verrückt. Sie sind zickig, unkonzentriert, klemmig unter dem Sattel oder reagieren unwirsch auf den Schenkel. Ein solches Verhalten ist schon zu Hause nicht das Gelbe vom Ei. Auf dem Turnier kommen derartige Sperenzchen aber noch wenig weniger gelegen. Grund genug für manchen Stutenbesitzer, den normalen, körpereigene Hormonzyklus der Stute etwas nachzubessern. Mit den richtigen Maßnahmen kann die Rosse, also der Zeitraum der Paarungsbereitschaft von Stuten, so verschoben oder unterdrückt werden, dass sie bei Turnieren keine Probleme macht, also keine hormonell bedingten Konzentrations- und Leistungsschwächen auftreten.

Mit eben solchen Maßnahmen hat sich der Arbeitskreis Pferde der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. hat sich in einer neuen Stellungnahme befasst und kommt zu dem Ergebnis, dass die meisten Praktiken nicht nur ethisch abzulehnen sind, sondern auch Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und das Arzneimittelrecht darstellen.

Laut Tierschutzgesetz ist es nämlich verboten, ein Tier zu überfordern, also ihm Leistungen
abzuverlangen, denen es wegen seines Zustandes nicht gewachsen ist oder die offensichtlich seine Kräfte übersteigen. Auch alle Eingriffe und Behandlungen, die einen leistungsmindernden körperlichen Zustand verdecken, sind demnach nicht erlaubt.

Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. bewertet in ihrer jüngst veröffentlichten Stellungnahme aber nicht nur verschiedene medizinisch eingesetzte Wirkstoffe. Auch andere gängige Maßnahmen werden hinsichtlich ihrer Tierschutzrelevanz beleuchtet.  Diese reichen vom Einfüllen von Pflanzenölen oder Murmeln und Bällen in die Gebärmutter bis hin zu Kürettagen mit dem Flugzeugtreibstoff Kerosin. Ethisch abzulehnen sind laut TVT darüber hinaus auch Praktiken, wonach Stuten zu Beginn einer Turniersaison besamt und damit tragend gemacht werden, um den normalen Zyklus zu unterbrechen. Nach der Saison erfolgt dann der Trächtigkeitsabbruch, welches ein schwerer und medizinisch unnötiger Eingriff in die Gesundheit der Stute ist.

Wie Dr. Andreas Franzky, Vorsitzender des Arbeitskreises Pferde und Vorstand der TVT, erläutert, hat die physische und psychische Gesundheit der Stute oberste Priorität: " Der normale hormonelle Zyklus der Stute ist keine Erkrankung und muss nicht medizinisch behandelt werden. Die mit dem Rossezyklus eventuell verbundenen vorübergehenden Verhaltensänderungen gehören zum Naturell der Stute und müssen beim Umgang und bei der Nutzung respektiert werden."

Die neue Stellungnahme zu den gynäkologische Praktiken bei Sportstuten gibt es zum Download auf www.tierschutz-tvt.de.

PM/ps