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Die Bereitschaft zu springen nimmt mit zunehmender Höhe ab - in vielen Fällen reichen schon Hindernisse von weniger als einem halben Meter, dass sich Pferde lieber für einen längeren, dafür aber hindernisfreien Weg, entscheiden. © bagicat - Fotolia.com

Springen, oder nicht springen: Wofür entscheiden sich Pferde?

Ein Artikel von Pamela Sladky | 04.05.2015 - 11:58
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Die Bereitschaft zu springen nimmt mit zunehmender Höhe ab - in vielen Fällen reichen schon Hindernisse von weniger als einem halben Meter, dass sich Pferde lieber für einen längeren, dafür aber hindernisfreien Weg, entscheiden. © bagicat - Fotolia.com

Ob Pferde gerne springen oder nicht, ist für viele eine Glaubensfrage. Während manche fest davon überzeugt sind, ihr Pferd würde liebend gerne über Hindernisse setzen, beharren andere auf dem Standpunkt, dass kein Pferd in der freien Natur von sich aus springen würde und verurteilen Sprung-Aktivitäten unter dem Reiter als Tierquälerei. Doch was stimmt nun?

In der Vergangenheit haben zahlreiche Beobachtungen von Wildpferden gezeigt, dass Pferde in freier Wildbahn Hindernisse selten bis gar nicht überspringen. Doch wie verhält es sich mit unseren heutigen Pferden, die Jahrzehnte lang unter anderem auf ihr Springvermögen und ihren „Sprungwillen“ hin gezüchtet wurden. Entwickeln sie von sich aus einen Antrieb zu springen? Um dies herauszufinden, nahm ein polnisches Forscherteam das Verhalten von 18 Freizeitpferden und 16 Sportpferden genau unter die Lupe. Den Versuchspferden wurden zwei unterschiedliche Strecken zur Auswahl gestellt, an deren Ende jeweils Futter wartete. Auf Route eins musste ein Hindernis überwunden werden, dessen Höhe nach und nach auf 50 cm gesteigert wurde. Route zwei führte an einem Hindernis vorbei, war dafür aber länger.  

Das Ergebnis: Auch domestizierte Pferde, die das Springen bereits aus dem Reittraining kennen, wählen lieber einen längeren, dafür hindernisfreien Weg, wenn sie die Wahl haben. Ein Verhalten, das zunimmt, je höher das Hindernis wird. Von jenen Pferden, die sich für Strecke eins entschieden, überwanden 60 Prozent das Hindernis im Schritt oder im Trab, lediglich 10 Prozent sprangen, wobei hier ganz klar die Sportpferde eine größere Sprungbereitschaft zeigten. Immerhin: Selbst bei Maximalhöhe entschieden sich noch 44 Prozent der Pferde – abermals mehrheitlich von der Sportpferde-Gruppe – für die Hindernisroute.

Ihre Beobachtungen brachten die Forscher zu dem Schluss, dass Sportpferde von sich aus eine deutlich größere Bereitschaft zum Springen zeigen, als die meisten Freizeitpferde unter denselben Bedingungen. Dennoch ist die Tatsache nicht von der Hand zu weisen, dass die Sprung-Tendenz mit zunehmender Hindernishöhe kontinuierlich abnimmt – dies gilt bereits für Hindernisse mit einer Maximalhöhe von bis zu 50 cm. Das ist noch nicht einmal Reiterpassniveau.

Das Fazit: Viele Pferde könnten mit den Anforderungen, die im Sport an sie gestellt werden, leicht überfordert werden. Diese Problematik solle im Hinblick auf Ausbildung, Training und den Wettkampf besonders im Auge behalten werden, so die Empfehlung der Forscher.

Quelle