Ausbildung

Übergänge richtig reiten: Rauf- und Runterschalten mit Gefühl

Ein Artikel von Dr. Britta Schöffmann | 02.09.2020 - 12:31
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Übergänge sagen sehr viel über die gesamte Ausbildung eines Pferdes und über das Zusammenspiel von Pferd und Reiter aus. Gelingen sie fließend und harmonisch, stellt es beiden Partnern ein gutes Zeugnis aus. © www.Slawik.com

„Ein Ruck im Maul, schon steht der Gaul“ – der zynisch-flotte, nicht ganz ernst gemeinte Spruch ist aber leider manchmal traurige Realität. Statt eines weichen und fließenden, aber trotzdem auf die Parade prompt folgenden Übergangs, endet die Bewegung des Pferdes in einem plötzlichen Rummms, bei dem sich weder Reiter noch Pferd wirklich wohl fühlen. „Parade abrupt“ oder „Parade auf der Vorhand“ würde in dem Fall im Turnierprotokoll stehen – wobei die „Parade auf der Vorhand“ eigentlich schon die Ursache des Übels ist. Eine gut gerittene halbe oder auch ganze Parade (auch die gehören zu den Übergängen) entsteht nämlich durch einen – mehr oder weniger – ausgeprägten Moment vermehrter Lastaufnahme der Hinterhand und nicht durch ein Abstützen über die Vorhand.
 

Mögliche Übergänge

Von Übergängen spricht man bei Gangartenwechsel, bei Tempowechseln und bei ganzen Paraden zum Halten. So gibt es neben den Haltparaden also auch Übergänge vom Schritt in den Trab oder Galopp, vom Trab in den Schritt oder Galopp oder vom Galopp in den Trab oder Schritt. Aber auch bei einem Tempowechsel innerhalb einer Gangart spricht man von einem Übergang, wobei das fürs Zulegen und fürs Rückführen und auch für die vorübergehende Erhöhung des Versammlungsgrades gilt. In den hohen Dressuraufgaben werden die Übergänge bei Verstärkungen und in den Piaff-Passage-Touren sogar extra benotet. Der Grund: Übergänge sagen sehr viel über die Durchlässigkeit und somit über die gesamte Ausbildung eines Pferdes und über das Zusammenspiel und die Effektivität der Hilfen des Reiters aus.

Damit wird klar, dass Übergänge Ausbildungsmittel und Ausbildungsziel zugleich sind. Der ideale Übergang ist flüssig, unaufwändig sowie geschmeidig und beeinträchtigt weder den Fluss der Bewegung noch die Anlehnung und Selbsthaltung des Pferdes. Je nachdem, an welchen Übergängen der Reiter arbeitet, haben sie auch unterschiedliche Trainingseffekte.

Übergänge zum Halten schließen ein Pferd besonders von hinten nach vorn an die Reiterhand heran und schulen somit die Versammlungsbereitschaft und auch die Nachgiebigkeit. Ihr Gelingen hängt dabei allerdings auch vom bereits erreichten Versammlungsgrad ab. Ein sicheres Halten aus dem Galopp klappt nur mit einem bereits gut versammelten Pferd, da dieser Übergang schon ein recht hohes Maß an Tragkraft verlangt. Ein Übergang aus dem Schritt zum Halten wäre demnach am Leichtesten zu reiten? Nicht unbedingt. Denn hier neigen manche Pferde zum „offenen Stehen“, also zum Halten mit vorgestelltem Vorder- oder nach hinten herausgestelltem Hinterbein. Einfacher für die meisten Reiter und Pferde ist er Übergang zum Halten aus dem Trab, vermutlich weil der Reiter hier automatisch und unbewusst mehr treibt als beim Übergang aus dem Schritt und so die Hinterhand besser zur Lastaufnahme während der Parade auffordert.

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Beim Halten aus dem Schritt passiert es oft, dass das Pferd nicht ganz geschlossen steht. © www.Slawik.com

Übergänge vom Trab zum Schritt und umgekehrt fördern im Allgemeinen die Losgelassenheit und sichern die Anlehnung, Übergänge zwischen Trab und Galopp ebenfalls. Hier ist der Effekt in Sachen Anlehnung sogar noch größer, vor allem wenn man ein Pferd hat, das zum Aufrollen und eng Werden neigt. Der wiederholte Wechsel zwischen einem Moment des „mehr Aufnehmens“ beim Übergang vom Galopp in den Trab und einem Moment des „mehr Schiebens“ beim Übergang vom Trab in den Galopp wirkt sich besonders positiv auf eine Stabilisierung der Oberlinie und damit der Anlehnung aus und ist eine sehr gute Übung vor allem für die Lösungsphase.
 

Bewegungsfluss erhalten

Bei jeglicher Arbeit mit Übergängen gilt, wie immer im Training, das Prinzip: vom Leichten zum Schweren. Das heißt, dass der Reiter zunächst einfache Übergänge zwischen benachbarten Gangarten erarbeiten sollte. Ein Übergang vom Trab in den Schritt oder vom Galopp in den Trab und umgekehrt ist einfacher, als ein Übergang beispielsweise vom Galopp in den Schritt. Aber auch diese vermeintlich einfachen Übergänge sind nicht so simpel, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.

Richtig gut sind sie nämlich erst, wenn sie den Bewegungsfluss nicht unterbrechen. Und hier passieren die meisten Fehler – Pferde, die etwa im Trab erst kurz stocken bevor sie in den Schritt übergehen. Oder solche, die aus dem Schritt zögerlich oder zackelnd in den Trab übergehen. Grundsätzlich gilt: Bei jedem Übergang in eine niedrigere Gangart sollte sich der Reiter vorstellen, nicht den Galopp oder Trab beenden, sondern die gewünschte neue Gangart beginnen zu wollen. Dadurch verlagert sich unbewusst der Fokus der Hilfengebung ein wenig mehr aufs Treiben, statt aufs Bremsen, und der Übergang wird flüssiger.

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Häufiger Fehler: Statt vermehrter Lastaufnahme der Hinterhand im Übergang, stützt sich das Pferd auf der Vorhand ab. © www.slawik.com

Bei jedem Übergang in die nächst höhere Gangart, also beim Anreiten, Antraben oder Angaloppieren, sollte der Reiter seine Hilfen dagegen als konsequente Aufforderung verstehen – und nicht als verhandelbare Bitte etwa nach dem Motto „Vielleicht könntest du nun eventuell…“. Pferde mögen klare Anweisungen, denn je eindeutiger die Hilfe, desto geringer ist der Interpretationsspielraum. Und Interpretieren ist etwas, was ein Pferdehirn überfordert.

Übergänge innerhalb einer Gangart funktionieren nach demselben Prinzip, das heißt sie müssen flüssig und ohne stocken gelingen. Das gilt für Übergänge bei jeglichen Verstärkungen (Zulegen und Zurückführen) und bei Übergängen, die den bereits bestehenden Versammlungsgrad intensivieren – im extremsten Fall Piaff-Passage-Übergänge oder auch das Reiten in die und aus der Galopppirouette, die ein Höchstmaß an Hankenbeugung und Tragkraft erfordern. Bei all diesen Übergängen soll der Bewegungsrhythmus möglichst erhalten bleiben, selbst wenn sich das Tempo ändert. Die Tritte des Mitteltrabs beispielsweise sind nicht schneller sondern längerer (mehr Raumgewinn). Und ein versammelter Trab ist nicht gleich ein langsamer Trab. Der Rhythmus bleibt gleich, lediglich die Bewegungsamplitude, also der Ausschlag der Bewegung, ändert sich von kürzer und höher zu länger und (etwas) flacher.

Haltparaden

Eine Sonderstellung haben Übergänge zum Halten. Hier wird der Bewegungsfluss, der alle anderen Übergänge auszeichnet, unterbrochen – natürlich mit Absicht. Doch wenn man sich eine besonders gut gelungen ganze Parade vor Augen führt, dann gibt es sogar hierbei einen Moment des Durchfließens der Bewegung von hinten nach vorn. Dieser Moment wird im richtigen Augenblick über die Zügel jedoch so weich aber bestimmt abgefangen, dass das Pferd zum Halten kommt. Je durchlässiger das Pferd, desto besser die ganze Parade und desto ausbalancierter mit dem Gewicht auf allen vier Beinen kann das Pferd zum Halten kommen.

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Je durchlässiger das Pferd ist, desto besser klappt die ganze Parade und desto ausbalancierter mit dem Gewicht auf allen vier Beinen kann das Pferd zum Halten kommen. © www.Slawik.com

Häufigste Fehler

Soweit die Theorie. In der Praxis sieht man jedoch häufig stockende, auslaufende oder zögerliche Übergänge. Fehlende Konzentration der Reiter gepaart mit falschen Hilfen sind meist die Ursachen. Falsch kann in diesem Zusammenhang vielerlei bedeuten, abhängig von dem zu reitenden Übergang. Geht es um Temporeduzierung oder einen Übergang zum Halten, neigen viele Reiter dazu, ihren Oberkörper nach hinten zu lehnen und mit der Hand ins Ziehen zu kommen. Verstärkt wird dies dann meist noch, wenn das Pferd durch „die Zügel durchläuft“ und offenbar nicht bremsen will. Dabei kann es der Aufforderung zur Temporeduktion angesichts der falschen Einwirkung gar nicht nachkommen, da der Reiter ihm unangenehmen Druck im Rücken macht. Statt also im Tempo zurückzukommen, will das Pferd diesem Druck entfliehen.

Besser nachvollziehen kann man diesen Zusammenhang zwischen falscher Hilfe und der vermeintlich falschen Reaktion des Pferdes, wenn man sich vorstellt, auf einem großen Gymnastikball zu sitzen, sich nach hinten zu lehnen und zu schauen, was dann passiert: Der Ball rollt weg – und zwar nach vorn. Ideal wäre es also, im Übergang senkrecht sitzen zu bleiben, oder, wenn man dies nicht gleich hinbekommt, sogar den Oberkörper minimal nach vorn zu kippen, also den Pferderücken etwas zu entlasten. Gerade Reiter, die sich die Rücklage angewöhnt und somit ein falsches Körpergefühl entwickelt haben, hilft dieses (vorübergehende) Vorwärtskippen auf dem Weg zurück zum senkrechten Sitz.

Falsch wäre auch, eine Temporeduzierung oder ein Halten allein mit den Zügeln reiten zu wollen. Eine Parade, sowohl die halbe als auch die ganze, besteht immer aus einem Zusammenwirken aller Hilfen, wobei diese nicht unbedingt absolut gleichzeitig gegeben werden, sondern aufeinander aufbauend und ineinandergreifend. Im Falle des Übergangs wäre dies:

1. die treibende Schenkelhilfe: Sie dient zum vermehrten Heranholen der Hinterhand bei durchhaltender bzw. annehmender Zügelhilfe. Dadurch entsteht ein wenig mehr Druck auf dem Gebiss, auf den das (gut gerittene) Pferd mit Nachgeben im Genick (einer minimalen Ja-Bewegung) reagiert.

2. die nachgebende Zügelhilfe: Sie soll die vorherige Reaktion des Pferdes umgehend belohnen und gleichzeitig den Bewegungsfluss nicht behindern.

3. die annehmende bzw. durchhaltende Zügelhilfe: Damit wird Rahmen und Anlehnung erhalten.

Dieses Nacheinander der Hilfengebung geschieht allerdings in Bruchteilen von Sekunden und scheint dadurch eine einzige Hilfe zu sein. Wenn’s gut klappt, sind alle Hilfen unsichtbar und spiegeln sich lediglich im zwanglosen aber geschlossenen Gehen des Pferdes wider.

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Die Einbein-Stützphase und auch die Dreibein-Stützphase genau davor sind ungünstigste Momente, um einen Übergang im Galopp zu reiten. © www.slawik.com

Die richtige Reihenfolge der Hilfen ist auch in Übergängen in ein nächst höheres Tempo oder eine nächst höhere Gangart wichtig. Hier machen viele Reiter den Fehler, zunächst nachzugeben und dann erst die Schenkelhilfe einzusetzen. Die Folge: die Reaktion des Pferdes kommt verzögert, häufig geht auch die Anlehnung kurz verloren. Was ist passiert? Man hat doch immer gelernt: Wenn du vorwärts willst, musst du mit der Hand nachgeben. Stimmt, aber im richtigen Augenblick. Da Nachgeben keine treibende Hilfe ist, weiß ein Pferd zunächst einmal nichts damit anzufangen – zumindest nicht bezogen auf das Anreiten, Antraben, Angaloppieren oder Zulegen.

Richtig wäre es, erst zu treiben, das heißt einen Schenkelimpuls zu geben und erst in dem Moment, in dem sich das Pferd wie gewünscht in Bewegung setzt bzw. die Gangart wechselt oder das Tempo erhöht, dieses durch leichtes Nachgeben zuzulassen. Dieses Prinzip von „erst Treiben, dann (im Moment der erwünschten Vorwärts-Reaktion des Pferdes) Nachgeben“ gilt letztlich aber auch in Übergängen von höheren zu niedrigeren Gangarten. Auch hier sollte der Reiter nach dem Parieren sofort wieder treiben, bis er das Vorwärts-Wollen und die Dehnungsbereitschaft des Pferdes spürt und das erst dann durch Nachgeben zulässt, verstärkt und optimiert.

Die falsche Hilfenreihenfolge – erst nachgeben, dann treiben – animiert das Pferd zudem, dass es „lang“ wird, quasi den Rahmen verliert. Dabei hängt die Oberlinie für einen winzigen Moment durch, der Rücken wird instabil, die Hinterbeine können sich ihren Vorwärtsschub nicht durch vermehrte Beugung und Vorfußen Richtung Schwerpunkt holen, sondern müssen sich nach hinten heraus abstützen. Vor allem beim Anreiten bzw. Antraben aus dem Halten leidet darunter nicht nur der Pferderücken, sondern auch die Qualität der Lektion. Beim Angaloppieren reagieren viele Pferde sogar mit einem Zulegen im Trab, statt mit einem Anspringen in den Galopp. Gerade hier gelingt das Angaloppieren meist deutlich besser, wenn der Reiter zur Galopphilfe eine halbe Parade gibt, also eher an Durchparieren als an „Gas geben“ denkt. Durch diese halbe Parade, sprich das Herantreiben der Hinterhand an die Reiterhand, schließt sich das Pferd von hinten und kann seine Körpermasse viel leichter nach vorwärts-aufwärts in den Galopp bewegen – der erst dann durch eine nachgebende Zügelhilfe zugelassen wird.

Übergänge sind also viel mehr, als nur eine Möglichkeit, von einer Gangart in eine andere zu wechseln, sie sind viel mehr, als nur Gas und Bremse. Wer sie richtig reiten kann, bekommt nicht nur in Dressurprüfungen bessere Noten, er bekommt auch ein besseres und zufriedeneres Pferd.

Probleme und Lösungen

Was tun wenn…
Grundsätzlich muss der Reiter bei Problemen in den Übergängen immer erst seine eigene Hilfengebung kritisch hinterfragen. Werden hier bestehende Probleme oder Nachlässigkeiten abgestellt, lösen sich die Schwierigkeiten meist von selber. Es gibt aber auch Pferde, die sich so an eine zu lange bestehende falsche Hilfengebung gewöhnt haben, dass sie regelrecht gelernt haben, nicht oder nicht im Sinne des Reiters zu reagieren. Hier muss dann vorübergehend etwas intensiver eingewirkt werden, um die Sensibilität auf die Hilfen wiederherzustellen. Was Sie tun können, wenn…

… der Übergang auslaufend ist?
Neben der eigenen Hilfengebung vor allem auch die eigene Konzentration hinterfragen. Bestehe ich auf einer prompten Reaktion? Oft geschehen auslaufende Übergänge, weil der Reiter nicht sofort reagiert und keine weitere, eindeutige halbe Parade nachsetzt. Geht ein Übergang daneben ist das nicht schlimm, solange der Reiter die Übung umgehend richtig wiederholt. Lässt er dagegen die Genauigkeit der Übergänge schleifen und korrigiert nicht sofort, kann das Pferd überhaupt nicht lernen, worauf es ankommt.

… mein Pferd mich im Übergang nach unten oder vorn fast aus dem Sattel zieht?
In diesem Fall darf der Reiter mal etwas konsequenter mit dem Zügel einwirken. Aber Vorsicht: nicht ziehen, denn dies blockiert Rücken und Hinterhand des Pferdes und bringt so nur noch mehr Zug auf die Zügel. Dabei ist ein Pferd immer stärker als der Reiter. Stattdessen besser im Moment des Übergangs mit einer kleinen, schnellen Links-Rechts-Bewegung das Gebiss kurz lösen. Die kleine Links-Rechts-Bewegung unterbricht diesen negativen Kreislauf von Zug und Gegenzug, bringt die meisten Pferde zum kurzen Verharren und dem Reiter die Möglichkeit, genau diese Reaktion des Pferdes durch Nachgeben zu verstärken. Die Einwirkung davor ist mehr wie ein kurzes „Lass das“ zu verstehen, bei dem sich der Kopf des Pferdes jedoch nicht bewegt. Diese Korrektur ist nicht mit dem falschen und schädlichen Riegeln, also dem Links-Rechts-Ziehen des Pferdekopfes, zu verwechseln!

… mein Pferd nicht umgehend aus dem Halten bzw. aus dem Schritt antrabt?
Zuerst einmal dem Pferd keinen Vorwurf machen, denn es tut nur, was es gelernt hat: nämlich nicht reagieren. In dem Fall hat der Reiter das Pferd unbewusst desensibilisiert, das heißt, man hat ihm mit vielen kleinen, vermutlich nett gemeinten Schenkelhilfen, auf die keine oder aber nur eine verspätete Reaktion kam, beigebracht, auf Schenkeldruck eben nicht aktiv zu werden. Der Reiter muss sich aber immer wieder klar machen: Desensibilisierung ist wichtig für die Gewöhnung an Sattel, Trense, Außenreize und ähnliches – auf Hilfen dagegen soll ein Pferd immer sensibel bleiben (oder gemacht werden).

Statt also viele nicht eindeutige Schenkelimpulse zu setzen, muss immer zunächst eine feine Hilfe gegeben werden. Kommt keine Reaktion, sollte der Reiter seine Hilfen nicht addieren, sondern sofort die zweite Hilfe in deutlich hoher Intensität geben – damit ist gemeint: Geben Sie eine energische, beidseits vortreibende Schenkelhilfe. Sprachlich vielleicht etwas derb, aber umso klarer: Geben Sie dem Pferd einen „Tritt in den Hintern“ (wobei Hintern hier nur im übertragenen Sinne gemeint ist). Keine Sorge, Sie fügen ihrem Pferd damit keinen Schaden zu. Untereinander kommunizieren Pferde mit deutlich mehr Kraft und Grobheit, wenn sie sich dem anderen verständlich machen wollen. Und ums Verstehen geht es auch hier. Das Pferd muss klar und unmissverständlich nachvollziehen können, was es tun soll. Deshalb ist es auch wichtig, in dem Augenblick, in dem das Pferd auf diesen „Tritt“ mit Vorwärts reagiert, alles andere zurückzustellen. Also nicht bremsen, nicht an den Zügel stellen wollen, nichts dergleichen. Hilfen dürfen sich niemals widersprechen, sonst verunsichern sie. Genauso wichtig ist es, zunächst eine normal dosierte Hilfe zu geben, denn nur so hat das Pferd die Möglichkeit, beim nächsten oder übernächsten Mal sofort auf diese erste Hilfe zu reagieren und alles richtig zu machen. Wenn der Reiter ein paar Mal so konsequent vorgeht – meist reichen zwei, drei derartige Korrekturen – wird er bemerkten, dass sein Pferd wieder viel feiner reagiert.

… der Übergang vom Galopp zum Schritt nicht klappt?
Probleme bei diesem Übergang stellen sich meist als Auslaufen über den Trab oder als vorhandlastiger Übergang dar. In beiden Fällen stimmt die Vorbereitung nicht. Am besten gewöhnt der Reiter sich an, zwei, drei Galoppsprünge vor dem gewünschten Übergang sein Pferd vermehrt und ganz bewusst über halbe Paraden und entsprechendes Nachtreiben aufzunehmen. Dadurch springt das Pferd, auch wenn es sich vielleicht ansonsten noch nicht so sicher über weite Strecken versammeln lässt, vermehrt unter seinen Körperschwerpunkt und senkt sich dabei hinten. Auf diese Weise kann es den Übergang viel besser leisten. Zusätzlich ist auch der richtige Zeitpunkt des Durchparierens wichtig. Im Galoppsprung gibt es immer eine Phase (die Einbeinstützphase vorn), in der die Bewegungswelle tendenziell bergab führt. Wer mal versucht hat, mit einem einfachen Fotoapparat ein Pferd im Galopp zu fotografieren weiß, wie schnell eine noch so schöne Bergaufgaloppade im falschen Augenblick schlecht aussehen kann. Anderseits gibt es innerhalb des Galoppsprungs auch eine Phase, in der sich die Körpermasse des Pferdes wieder nach aufwärts bewegt, leicht zu erkennen an der in diesem Moment aufwärts wippenden Mähne. Konzentriert sich der Reiter darauf, genau in diesem Moment den Übergang zu reiten, wird er gelingen. Je versammelter ein Pferd galoppieren kann, desto länger dauert dieser Moment.

… die Übergänge (innerhalb einer Gangart und die Wechsel von Gangart zu Gangart) immer stockend sind?
Das geschieht, wenn der Reiter nicht genügend bzw. im falschen Moment treibt. Treiben heißt nicht unbedingt, das Tempo zu erhöhen und vorwärts zu reiten. Getrieben wird auch, um die Hinterbeine zu vermehrtem Vortreten und damit zu mehr Energie aufzufordern. Die Stockung bekommt man also am besten weg, wenn man im Übergang vermehrt in seine zunächst abwartenden Hände treibt und dann allerdings beim leisesten Bestreben des Pferds nach vorwärts dies durch Nachgeben zulässt. Nachgeben ist aber auch hier kein Wegschmeißen des Zügels, sondern geschieht immer entsprechend der Dehnungsbereitschaft des Pferdes und der gewünschten Lektion entsprechend. Wird der Übergang beispielsweise vom Trab in den Mittelschritt gefordert, lässt die nachgebende Reiterhand eine größere Halsdehnung zu, als wenn es sich um einen Übergang vom Galopp in den Trab handeln würde.