ABGEFAHREN

Entspannt reisen mit Pferd: Hängerfahren leicht gemacht

Ein Artikel von Pamela Sladky | 23.03.2023 - 13:41
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Nicht nur das Verladen, auch das Fahren im Anhänger will geübt werden. Für den Anfang gilt: Je kürzer die Strecken, desto besser.
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Mit steigenden Temperaturen und zunehmend besserem Wetter sieht man sie nun wieder häufiger auf Österreichs Straßen: Pferdeanhänger mit ihren vierbeinigen Fahrgästen an Bord. Was man als Autofahrer:in hinter einem Gespann nur in den seltensten Fällen wahrnimmt, ist, wie es den Pferden in ihrem Gefährt geht. Pferdebesitzer:innen sehen es spätestens dann, wenn sie die Klappe des Anhängers öffnen. Viele Pferde stehen schweißnass in ihrem Fahrabteil, das eine oder andere zittert sogar. Und die meisten wollen vor allem eines: So schnell wie möglich raus. Doch warum ist das so? Für Linda Weritz, Pferdetrainerin und Verhaltensexpertin aus Düsseldorf, ist es eine „immense Vertrauensleistung, die es für uns erbringt“, wenn ein Pferd in den Hänger steigt. Claudia Wobornik, professionelle Pferdetransporteurin aus Berndorf bei Baden meint sogar: „Kein Pferd fährt gerne!“ Und tatsächlich ist die Liste der Gründe, warum Pferde nicht gerne transportiert werden, lang.

Sobald ein Pferd den Anhänger betritt, gibt es seine Möglichkeit zur Kontrolle der Situation und im Notfall zur Flucht vollständig auf. „Dabei weiß es noch nicht einmal, wo die Reise hingehen wird und wie lange sie dauert“, so Weritz. Für ein Fluchttier wie das Pferd eine denkbar bedrohliche Situation, zumal außerhalb des Pferdehängers bzw. -transporters laufend beunruhigende Geräusche vorbeiziehen. Die kann es aufgrund der mangelnden Sicht weder gut einschätzen noch hat es die Möglichkeit, ihnen aus eigener Kraft zu entkommen.

Auch die Fahrt an sich ist eine echte Herausforderung. Jeder, der einmal für ein paar Meter in einem fahrenden Anhänger gestanden hat, weiß das nur zu gut. Da klappert, ruckelt und wackelt es, durch die fehlende Sicht fällt es schwer, sich auszutarieren. Und wir haben Hände, mit denen wir uns zur Unterstützung unserer Standfestigkeit bei Bedarf rasch festhalten können. Dieser Luxus fehlt Pferden. „Das ist so, wie wenn wir mit verbundenen Augen freihändig in einem fahrenden Bus stünden. So ungefähr fühlen sich Pferde in einem Anhänger“, meint Wobornik.

Auch Linda Weritz ist überzeugt, dass das Ausbalancieren auf dem Hänger echte Schwerstarbeit für Pferde ist, geistig wie körperlich. Anfahren, bremsen, Kurven, bergauf, bergab – das alles muss das Pferd durch Muskelarbeit ausgleichen. Hinzu kommen die anhaltenden Vibrationen. „Pferde spüren durch ihre feinen Mechanorezeptoren Erdbeben und Erdbewegungen, die für uns Menschen nicht fühlbar sind. Bei einer Fahrt im Hänger werden die Mechanorezeptoren mit Informationen überflutet. Das muss alles erst einmal verarbeitet werden.“

Als wäre das alles nicht schon genug, ist da natürlich auch noch der allgemeine Stress, der sich rund ums Verreisen einstellt. Der fängt beim Anziehen der ungewohnten Transportgamaschen an, schaukelt sich beim Verladeprozess richtig auf und nimmt meist nicht einmal dann ein Ende, wenn das Pferd an einem – ihm oft unbekannten Ort – wieder aussteigt. Wen wundert es da, dass Verreisen nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen eines Pferdes gehört. Doch man kann es ihnen angenehmer machen. Wie, haben uns Verladeexpertin und Pferdetrainerin Linda Weritz, Horseman Harald Weiss verraten.

Linda Weritz: „Man sollte es nicht als selbst- verständlich ansehen, dass Pferde in den Hänger steigen und problemlos fahren.“

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Ein rutschfester Belag auf der Rampe gibt Sicherheit. © Holger Schupp

Sich ein verladefrommes Pferd zu erziehen und zu erhalten, hat unter anderem damit zu tun, mit welchem Transporter und welcher Ausstattung ich arbeite. Wenn ich befürchten muss, dass die Rampe bricht oder sich Sicherungen nicht schließen lassen, weil Einzelteile verzogen sind, habe ich selbst ein ungutes Gefühl. Dann kann ich meinem Pferd wesentlich weniger erfolgversprechend vermitteln, dass der Hänger ein guter Ort ist, an dem man auch entspannt sein kann. Ein sicherer, rutschfester Bodenbelag lässt mein Pferd auf der Verladerampe gefahrloser rückwärtsgehen. Stangen, die sich bei Problemen (sollte das Pferd durch Steigen oder Bocken im Hänger mit einem oder beiden Beinen hinten oder vorne darüber kommen und hängenbleiben) oder Unfällen auch von außen lösen lassen, geben ein zusätzliches Sicherheitsgefühl und erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit, sich ein verladefrommes Pferd zu erhalten. Seitliche Polsterungen im Hänger und an der Trennwand sowie abgepolsterte Brust- und Hinterhandstangen schützen das Pferd vor Prellungen und Verletzungen, insbesondere bei Kurvenfahrten und Bremsmanövern. Auch abgerundete Fenstergitter können das Pferd vor Verletzungen im Kopfbereich schützen.

Ausreichend Raum und Luft

Worauf ich wirklich Wert lege, ist, dass die Abmessungen des Transporters in Länge, Breite und Höhe an das Pferd angepasst sind. Für die meisten Pferde sind die Hänger gerade groß genug. Viele stehen eng zwischen die vordere und hintere Stange gequetscht. Im Fall einer scharfen Bremsung müssen sie blitzschnell reagieren, um einen Kopfstoß gegen die vordere Hängerwand zu vermeiden.

Pferde mit viel Aufrichtung brauchen vorne unbedingt genügend Platz, damit sie nicht geduckt stehen müssen. Die durchschnittliche Innenhöhe beträgt 2,10 m. Für große Pferde oder solche mit viel Aufrichtung dürfen es aber gerne 2,55 m sein.

Was außerdem nicht genügend betont werden kann, ist die enorme Wichtigkeit eines ausreichenden Luftaustausches im Hänger. Viele Pferdebesitzer:innen wollen ihren Pferden eine warme und gemütliche Umgebung schaffen – mit dem Ergebnis, dass die Tiere oft unter ihren Decken schwitzen, was im Hänger zu Saunaluft führt. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit werden die Atemwege des Pferdes enorm belastet. Selbst Pferde, die vermeintlich „cool“ in den Hänger steigen, setzen bei Fahrtantritt Kot ab und sind dann gezwungen, die ganze Zeit über den Geruch einzuatmen. Ammoniak reizt die Atemwege und verursacht weitaus mehr gesundheitliche Probleme als Zugluft, solange das ganze Pferd im Zug steht und nicht nur einzelne Regionen betroffen sind. Bei den allermeisten Hängermodellen sind die Fenster nach außen gekippt, wodurch keine unangenehmen Luftverwirbelungen entstehen.

Bei Pferden, die ungern fahren, kann es helfen, wenn man ihnen eine andere Position während der Fahrt ermöglicht. Studien haben ergeben, dass sich die Anzeichen von Stress deutlich reduzieren, wenn Pferde mit der Kruppe zur Fahrtrichtung transportiert werden. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass sie mit Hilfe ihrer kräftigeren Hinterhandmuskeln besser ihr Gleichgewicht halten können. Allerdings gibt es trotz einer eindeutigen Studienlage bisher keine Anhängerfirma im europäischen Raum, die solche Fahrzeuge anbietet.

Eine Alternative zur herkömmlichen Transportposition bieten Schrägsteher, die eine Ausrichtung im 45-Grad-Winkel zur Fahrtrichtung ermöglichen. Auch das scheint Studienergebnissen zufolge eine angenehme Reiseposition zu sein.
 

Der ist nur stur ...

Ich erlebe es häufig, dass mich Besitzer von verladeschwierigen Pferden kontaktieren und meinen, ihr Pferd habe keine Angst, es sei nur zu stur, um einzusteigen. Eine solche Behauptung ist wissenschaftlich nicht haltbar. Wenn ein Pferd vor dem Anhänger festfriert und sich nicht mehr bewegen lässt – vor allem nicht nach vorne in den Hänger hinein –, bedient es sich einer Überlebensstrategie, die sich im Laufe seiner Evolution in akuten Stresssituationen als vorteilhaft erwiesen hat. Es „friert ein“, um der beängstigenden Situation zu entgehen. Wenn es sich nicht bewegt, wird es nicht gesehen und infolgedessen nicht verwundet oder gefressen. Das ist Teil seiner angeborenen Überlebenslogik. Es in dieser Situation zu schlagen oder sich aggressiv zu verhalten, stellt eine Bestätigung für das verängstigte Verhalten des Pferdes dar. Aber durch vorausschauendes und pferdegerechtes Training kann jedes Pferd lernen, der Situation gelassen gegenüberzutreten!

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    © www.slawik.com

LINDA WERITZ

... ist Kommunikationswissenschaftlerin und Psychologin, ihr Spezialgebiet ist die non-verbale Kommunikation von Pferden. 1998 lernte sie Monty Roberts kennen und arbeitete einige Jahre auf dessen Farm in Kalifornien. In ihrer 2007 gegründeten Hippologischen Akademie bildet sie  Pferdeverhaltenstherapeut:innen aus. Die passionierte Dressurreiterin ist Autorin zahlreicher Fachbücher.

Infos: www.iipkw.de

Harald Weiss: „Pferde, die beim Verladen Probleme machen, neigen meist auch beim Fahren dazu, unruhig zu sein.“

Das Verladen ist für den gesamten Transport ein essenzielles Thema. Viele Pferde gehen mit Stress rein, stehen mit Stress im Anhänger – und dann reicht oft schon ein kleiner Auslöser, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Das schnelle rückwärts Rausschießen, das man so häufig beim Verladen sieht, ist zum Beispiel ein Zeichen, dass das Pferd unter Spannung steht – auch wenn es vorher flüssig in den Anhänger gegangen ist. Deshalb ist es wichtig, dass die Pferde langsam einsteigen und gelassen drinnen stehen bleiben, ohne dass man die Stange schließen muss.
 

Stressfaktoren auf der Reise

Viele meinen, ein zweites Pferd entspannt die Situation. Doch das stimmt nur bedingt. Bereits beim Verladen kann sich die Stimmung aufheizen, wenn ein Pferd schon im Anhänger steht, und das andere länger braucht. Dann wird das Pferd im Hänger verständlicherweise irgendwann unruhig, was den Nachzügler zusätzlich stresst. Und was man außerdem nicht vergessen darf: Wenn sich die Pferde nicht wirklich gut vertragen, kann die Enge im Anhänger beim Fahren zusätzlich belasten.

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Ein zweites Pferd im Anhänger kann beruhigen – aber auch für zusätzliche Unruhe sorgen, wenn die Chemie nicht stimmt. © Rick H. | AdobeStock.com

Ein weiterer potenzieller Stressfaktor ist der Boden im Anhänger. Viele Pferde sind verunsichert, wenn der Untergrund keinen guten Halt bietet. Gerade, wenn die Pferde drinnen Harn absetzen, kann das bei manchen Belägen schnell eine echte Rutschpartie werden. Stehen die Pferde dann noch stark unter Strom, mit angespannter Muskulatur, verlieren sie in Kurven besonders leicht den sicheren Stand. Das verunsichert zusätzlich und erhöht die Sturzgefahr. Eine rutschfeste und sicher verklebte Matte kann die Lage deutlich entspannen. Und wenn man den Anhänger einstreut, gibt das noch einmal extra Grip.

Bei der hinteren Stange sollte man unbedingt darauf achten, dass sie in der richtigen Höhe angebracht ist, damit das Pferd nicht darunter durch tauchen kann. Sonst kann es passieren, dass es beim Versuch, unter der Stange durchzuschlüpfen, mit der Hüfte hängenbleibt und sich dann mit den Hinterbeinen nicht mehr stützen kann. Im Anhänger kann man es den Pferden auf jeden Fall angenehmer machen, wenn man ihnen gutes Heu anbietet. Fressen beruhigt immer.

Worauf man auch achten sollte: dass der Anhänger vor der Fahrt wirklich gut gereinigt wurde. Gerade im ländlichen Bereich werden mit einem Anhänger auch immer wieder andere Tierarten, Schafe, Schweine oder Kühe transportiert. Der fremdartige Geruch ängstigt viele Pferde. Auch der Geruch eines anderen Pferdes, das zuvor transportiert wurde – und dabei vielleicht stark gestresst war – bleibt im Fahrzeug haften und kann für Unruhe sorgen, wenn man es nicht ordentlich reinigt. Fremder Mist, Schweißspuren etc. sollten wirklich gründlich entfernt werden.

Vom Außergewöhnlichen zum Normalen

Sobald man unterwegs ist, sollte man die Fahrt nicht häufiger als nötig unterbrechen. Wenn der Mensch immer wieder kommt, in den Anhänger sieht und dann wieder verschwindet, bringt das zusätzlich Unruhe ins Pferd. Da ist eine Kamera auf jeden Fall von Vorteil: Man sieht, was das Pferd hinten treibt und muss nicht wegen jedem kleinen Rumpler stehenbleiben, um zu kontrollieren, was da vor sich geht.

Pferde, die Schwierigkeiten mit dem Transport haben, sollten das Fahren regelmäßig üben. Und zwar in ganz kleinen Häppchen. Man kann zum Beispiel den Anhänger zur Weide stellen und von dort in den Stall fahren – sofern die Pferde gerne in den Stall zurückgehen – oder vom Stall auf die Weide oder zum Ausritt. Es ist wichtig, dass die Pferde nach dem Ausladen ein positives Erlebnis haben. Da reichen dann auch Fünf-Minuten-Strecken. So macht das Pferd die Erfahrung, dass nach dem Ausladen nicht immer gleich Stress wartet, wie das meist der Fall ist, wenn’s auf ein Turnier, einen Kurs in einem fremden Stall oder sogar in die Klinik geht. Und dass das Anhängerfahren etwas ganz Normales ist.

HARALD WEISS

... betreibt einen kleinen Stall im Bezirk Neunkirchen im südlichen Niederösterreich. Er arbeitet seit mehr als 25 Jahren mit Menschen und Pferden aller Reitweisen an einer natürlichen
Kommunikation sowohl vom Boden als auch vom Sattel aus. Sein Wissen gibt er Interessent:innen
in Kursen und Einzelstunden weiter.

Infos: www.human-horse-coaching.at

Claudia Wobornik: „Pferdebesitzerinnen und -besitzer müssen von der Augen-zu-und-durch-Mentalität wegkommen.“

Kein Pferd fährt gerne. Man muss sich immer vor Augen halten, dass wir ein Fluchttier in eine kleine Kiste sperren, die rattert, rumpelt und um die herum allerhand passiert, wenn wir uns damit durch den Straßenverkehr bewegen. Ein Pferd muss während eines Transports unheimlich viele Informationen verarbeiten – das bringt jede Menge Stresspotenzial mit sich. Man liest immer wieder von Fällen, wo es auf Autobahnen gekracht hat, weil das Pferd die Nerven verloren hat. So etwas braucht wirklich niemand. Deshalb ist es wichtig, einen Transport gut vorzubereiten. Und dabei muss man Verladen und Fahren ganz klar voneinander trennen. Wenn ein Pferd auf den Anhänger geht, heißt das noch lange nicht, dass es beim Fahren keine Probleme macht.

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Je sorgfäliger das Verladen und Fahren im Pferdeanhänger vorbereitet und geübt wird, desto stressfreier gelingt es im "Ernstfall".
© Sabine Tauscher Fotografie

Philiosophie der kleinen Schritte

Ich habe viele Kunden, mit denen ich sowohl das Verladen als auch das Fahren kleinschrittig aufbaue. Es ist einfach das Optimum, wenn man die Pferde langsam daran gewöhnt. In der Praxis gestaltet sich das so, dass, sobald das Pferd gelernt hat, ruhig im Anhänger zu stehen, ich erst einmal nur den Motor starte, ihn etwas laufen lasse und dann wieder abstelle. Im nächsten Schritt fährt man zwei, drei Meter. Über eine Kamera habe ich ständig Einblick in den Anhänger und kann sehen, wie sich das Pferd darin verhält. So lernt das Pferd das Gefühl, das sich ihm in einem fahrenden Anhänger bietet, langsam kennen, die ungewohnten Geräusche und Empfindungen. Ich bin der Meinung, das gehört genauso geübt wie das Verladen.

Vorausschauend fahren und planen

Wie lässt sich der Stress beim Fahren minimieren? Indem man die Fahrweise anpasst. Das beginnt damit, dass man die erlaubte Geschwindigkeit nicht überschreitet. Und dass man wirklich vorausschauend fährt. Wenn ich in einiger Entfernung sehe, dass eine Ampel auf Rot geschaltet ist, gehe ich sofort vom Gas. Ich versuche, die Bremse so wenig wie möglich zu verwenden, damit die Pferde im Anhänger möglichst nichts spüren, nicht umsteigen oder sich mehr ausbalancieren müssen als notwendig. Ich mache mich immer unbeliebt im Straßenverkehr, wenn ich durch den Kreisverkehr schleiche, aber da bin ich stressbefreit. Mein Hauptanliegen ist, dass wir alle sicher und möglichst stressarm ans Ziel kommen.

Bei jungen und unerfahrenen Pferden versuche ich, den Transport immer sonntags durchzuführen, weil dann keine Lkw unterwegs sind. Viele schwere Fahrzeuge sind ein zusätzlicher Stressfaktor auf der Fahrt. Den allgemeinen Geräuschpegel kann man natürlich schwer reduzieren, aber unnötiger Lärm lässt sich zum Beispiel vermeiden, wenn man beim Transport von nur einem Pferd die Anbindestricke im zweiten Abteil herausnimmt, sodass die Panikhaken nicht herumklappern.

Auf längeren Reisen ist mir wichtig, dass ausreichend Flüssigkeit ins Pferd kommt. Deshalb biete ich meinen vierbeinigen Fahrgästen in Pausen gerne Mash an und mache auch den Heusack nass. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Pferde Wasser alleine nicht so gerne annehmen, wenn man es ihnen in einer Fahrpause anbietet. Mash hingegen wird gerne geschlabbert – danach schmeckt auch das Heu gleich wieder besser.


Die richtige Balance finden

Manche Pferde haben im Anhänger Probleme mit der Balance. Erst letztens hatte ich einen Fall, da stand eines von zwei Pferden schon auf den ersten 500 Fahrmetern immer wieder so unsicher auf den Beinen, dass es ständig kurz davor war zu stürzen. Da hat nicht einmal eine Sedierung durch den Tierarzt geholfen. Letztlich musste das Pferd den halben Kilometer zurück zum Stall an der Hand geführt werden, weil das Verletzungsrisiko für die Stute selbst und das mitfahrende Pferd einfach zu groß war. Das war sicherlich ein Extremfall.

Ich bin der Meinung, dass mit der richtigen Vorbereitung fast alle Pferde fahren, aber man muss Bedingungen schaffen, damit sie das möglichst risikoarm tun können. Besagte Stute kann man beispielsweise nur alleine transportieren. Dann hat man die Option, die Mittelwand zu entfernen, damit sich das Pferd breiter – vielleicht sogar schräg zur Fahrtrichtung – hinstellen und so besser ausbalancieren kann. Bei Pferden wie diesen hilft es, wenn man im Vorfeld am Körperbewusstsein arbeitet. Körperbandagen leisten hier gute Dienste, ebenso Balance Pads. Aber auch ein Training auf verschiedenen Untergründen oder mit Wippe bzw. Podest bietet sich an.

Solche Fälle zeigen klar, dass Pferdebesitzer:innen beim Transport von der Augen-zuund- durch-Mentalität wegkommen müssen. Man kann sich und seinem Pferd wirklich viel unnötigen Stress ersparen – und auch die Risiken deutlich minimieren –, wenn man Verladen und Transportieren gewissenhaft übt. Ein missglückter Transport kann bei einem Pferd ein schweres Trauma auslösen. Bis solche Pferde wieder transportiert werden können, ist es oft ein langer und mühevoller Weg. In den meisten Fällen lassen sich solche traumatischen Erlebnisse aber durch eine gute Vorbereitung verhindern.

CLAUDIA WOBORNIK

... bietet professionelle Pferdetransporte mit 24-Stunden-Notfallservice in ganz Österreich und  grenzüberschreitend an, auch Verlade- und Fahrtraining gehört zu ihrem Leistungsspektrum.
Belohnungsorientiertes Arbeiten und ein stressfreier und sicherer Transport für alle Beteiligten
stehen im Fokus der zweifachen Pferdebesitzerin und Tierheilpraktikerin.

Infos: www.pferde-transport.at