Gesundheit

Was der Pferdemist verrät

Ein Artikel von Claudia Götz | 14.12.2022 - 13:52
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Einzeln, gut geformt und relativ grün: Diese Pferdeäpfel sind auf den ersten Blick unauffällig. © www.Slawik.com

Wohlgeformte Knödel, nicht zu trocken, nicht zu weich, möglichst einheitlich und ohne auffällige Spuren von Futterresten, Wasserspritzern oder gar Parasiten: So, oder zumindest so ähnlich, sieht der ideale Pferdehaufen aus. Von diesem Ideal weichen die Hinterlassenschaften vieler Pferde jedoch deutlich ab. Doch was hat es zu bedeuten, wenn Pferdeäpfel patzig statt fest, ocker statt oliv oder übersät von Futterresten sind?

Die Unterschiede in der Fütterung

Wer den Kot seines Pferdes einer optischen Überprüfung unterziehen möchte, sollte sich einen möglichst frischen Haufen suchen. Je länger sie an der frischen Luft liegen, desto trockener werden sie und dunkeln zudem nach. Wenn man den aktuellen Normalzustand kennt und einen Vergleich in Farbe und Konsistenz ziehen kann, ist der Blick auf die Hinterlassenschaften besonders hilfreich. Außerdem ist gut zu wissen, womit das Pferd aktuell gefüttert wird. Denn die Nahrung hat auf die Optik des Mists erheblichen Einfluss.

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Grüne Pferdeäpfel lassen auf Grasfütterung schließen, Stroh war offenbar auch im Menü. © www.slawik.com

Fressen die Pferde beispielsweise viel oder sogar ausschließlich Gras, sind frische Pferdeäpfel sehr grün. Bei Heufütterung bestimmt die Beschaffenheit – überständig und grobstängelig oder eher feiner, mit hohem oder niedrigem Blattanteil – auch die Farbe mit. Frische Pferdeäpfel sind bei reiner Heufütterung bräunlich – mit einem Olivton bei sehr blattreichem Heu und heller bei überständigem Heu. Steht das Pferd auf Stroh oder hat es Zugang dazu, sind die frischen Ballen meist von etwas hellerem Braun.

In der Regel haben alle Pferde in einem Stall mit exakt derselben Fütterung auch Kot in ähnlicher Farbe. Allerdings kann die Größe und die Festigkeit der Ballen stark variieren. Diese individuellen Parameter können sich aber auch ändern und so Hinweise auf Probleme geben.

Werden die Ballen zum Beispiel kleiner und trockener kann es sein, dass nicht genügend Flüssigkeit aufgenommen wird. Dies wiederum kann verschiedene Ursachen haben – etwa die Zähne, eine zu geringe Salzaufnahme, das Pferd hat zu viel schwer verdauliche Nahrung zu sich genommen oder die Darmfunktion ist aus anderen Gründen eingeschränkt. Zu trockener, harter Kot ist immer ein Warnsignal!

Ist der frische Haufen dunkler als sonst, ist das oft ein Zeichen für trockener werdenden Kot. Werden die Pferdeäpfel weicher und größer oder sind nicht mehr vollständig geformt, schafft der Darm es nicht, dem Kot genügend Flüssigkeit zu entziehen. Auch dies kann verschiedene Gründe haben (siehe Kasten).

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Sackerltest: So lässt sich Sand im Kot aufspüren. © Claudia Götz

Pferdeäpfel mit Extras

Sand kann im Pferdedarm Koliken und Durchfall auslösen, ist mit freiem Auge allerdings nicht zu erkennen. Ob im Kot Sand enthalten ist, kann man ganz einfach selber testen, indem man einen längeren durchsichtigen Plastikbeutel mit einer Hand voll – möglichst frischem, nicht weiter verunreinigtem – Kot füllt, Wasser dazugibt und das Ganze gründlich schüttelt. Dann lässt man die Mischung sich in Ruhe absetzen. Sollte am Grund des Beutels Sand zu sehen sein, besteht Handlungsbedarf. Vordergründiges Ziel muss es sein, die Sandaufnahme zu stoppen um das Pferd vor einem schwerwiegenden Gesundheitsproblem zu bewahren. Der bereits geschluckte Sand kommt von alleine wieder aus dem Pferd. Wer diesen Prozess beschleunigen will, kann Flohsamen zum Futter geben.

Finden sich ganze Getreidekörner oder lange Fasern im Kot, ist das oft ein Hinweis, dass das Futter nicht gut gekaut wird und ein Indiz für mögliche Zahnprobleme. Die Faserlänge ist in hohem Maße davon abhängig, wie gut das Pferd die Nahrung mit den Backenzähnen zerkleinern kann. Vor allem wenn ein Zahn bricht, kann sich die Faserlänge und -größe schlagartig verändern. Dies kann man als Pferdebesitzer:in mit geschultem Blick auf die Ballen des eigenen Pferdes gut erkennen. Wird die Nahrung dauerhaft schlecht aufgeschlossen, können sich die durch mangelhafte Zerkleinerung verursachten Verdauungsstörungen durch Kotwasser, Verstopfung, Blähungen oder Abmagerung äußern. Aber Achtung: Die berühmten Haferkörner, die noch im Kot zu sehen sind, sind meist nur die Spelzen. Wer sich nicht sicher ist, kann die Faserlänge im Labor beurteilen lassen.

Auch Blut kann im Kot vorkommen, etwa bei Durchfällen, sonst allerdings äußerst selten. Es stammt meist aus dem Dickdarm und wird von Vergiftungen verursacht oder durch Verletzungen beim Rektalisieren.

Die Suche nach Parasiten im Kot ist die Sache von Fachleuten. Lediglich Bandwurm-Segmente oder bei starker Verwurmung einige Strongylidenarten und Spulwürrmer kann man als Pferdebesitzer:in dann und wann in Pferdeäpfeln erkennen. Bei einem vernünftigen Wurmmanagement sollte es dazu aber eigentlich nicht kommen.

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So prüft man den pH-wert des Mists: Den Haufen etwas zusammendrücken und das Teststäbchen in die Flüssigkeit halten. © Claudia Götz

Sauer ist nicht lustig

Nicht nur die Optik, auch der Geruch kann Hinweise geben, ob im Pferdedarm alles in Ordnung ist: Riechen die Haufen streng und säuerlich, stimmt oft der ph-Wert nicht. Er liegt idealerweise zwischen 6,5 und 7. Ist der pH-Wert kleiner als 6,5, ist der Kot übersäuert. Ursache dafür kann beispielsweise eine zu schnell umgestellte oder nicht artgerechter Fütterung (vor allem stärke- und fruktanreicher Futtermittel) sein. Da manche Pferde bei Übersäuerung instinktiv Erde fressen, sollte man auch einen möglichen Zusammenhang mit Sand im Darm im Hinterkopf behalten. Sinkende ph-Werte stehen darüber hinaus in Zusammenhang mit schwerwiegenden Erkrankungen wie Hufrehe. Den pH-Wert kann man mit Testkits aus der Apotheke an frischen Haufen leicht selbst prüfen.

Die Hinterlassenschaften des eigenen Pferdes geben eine Menge wertvolle Hinweise auf etwaige gesundheitliche Probleme und deren mögliche Ursache. Sie sind demnach durchaus einen zweiten Blick wert.

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Giftpflanzen können Durchfall auslösen.   © www.Slawik.com

Pferdeäpfel-Lexikon

Diese Krankheitsbilder stecken hinter den Symptomen.

Diarrhoe (Durchfall): Durch beschleunigte Passage des Nahrungsbreies kann dem Kot nicht schnell genug ausreichend Wasser entzogen werden. Akute Durchfälle kommen beim Pferd oft durch verdorbenes Futter oder die Aufnahme von Giftpflanzen zustande. Chronische Durchfälle haben häufig Stress oder eine Störung von Dünn- oder Dickdarm als Auslöser.

Obstipation (Verstopfung): Die abnormale Ansammlung von eingetrocknetem Darminhalt kann verschiedene Ursachen haben und in allen Darmanteilen stattfinden. Häufig zeigt sich eine Verstopfung durch kleine, sehr trockene Pferdeäpfel oder verminderten Kotabsatz. Auch Klemmen beim Reiten oder Koliksymptome wie Unruhe oder Schmerzen sind möglich. Verstopfungen können – je nach Ursache – schlagartig auftreten oder sich langsam aufbauen, etwa durch Gebissprobleme oder durch Erkrankungen im Analbereich. Auch defekte Tränken, fehlende Salzlecksteine, zu wenig Bewegung oder Überlastung/Überhitzung können zu Verstopfung führen.

Kotwasser: Freie bräunliche Flüssigkeit kommt mit, nach oder unabhängig von den Äpfeln aus dem Darm. Die Menge kann variieren – von wenigen Tropfen bis hin zu einem regelrechten Schwall. Die Ursachen – von Bewegungsmangel bis Stress – sind vielfältig und oft schwer zu ergründen. Ausschlussdiäten – wie etwa eine reine Heufütterung – können helfen, der Ursache auf die Spur zu kommen. In den USA wird Kotwasser von Tiermedizinern als chronischer Durchfall eingeordnet.

Kotfressen (Koprophagie): Fast alle Fohlen fressen Kot, zumeist den der Mutter. Damit nehmen sie Darmbakterien auf, die ihnen helfen, Gras, Heu und Getreide zu verdauen. Fressen ältere Pferde eigenen oder fremden Kot, werden zu lange Fresspausen oder Mineralstoffmangel vermutet. Doch auch hier kann der Instinkt es auf die Darmbakterien abgesehen haben, vor allem, wenn fremde Äpfel aufgenommen werden.