Schritt-für-Schritt-Anleitung

Hufverband richtig anlegen

Ein Artikel von Claudia Götz | 28.08.2023 - 18:38
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Einen Hufverband richtig anzulegen ist keine Hexerei, wenn man weiß, wie man's macht.   © Grubärin | Stock.Adobe.com

Egal, ob ein Hufabszess reifen oder ausheilen soll, eine Lederhautentzündung versorgt werden muss, ein Nageltritt oder eine Rehe Nachsorge brauchen oder ein sohlenempfindliches Pferd ein Eisen verloren hat – Gründe für einen Hufverband gibt es genug. Fast jedes Pferd braucht irgendwann im Laufe seines Lebens einmal eine polsternde, schützende Verpackung um einen oder mehrere Hufe. In so einem Fall ist es gut, wenn man die notwendigen Handgriffe kennt und das benötigte Material zur Verfügung hat. Der klassische Hufverband besteht aus Polsterwatte, einer Bandage, die diese am Pferdebein fixiert, und einem Schutz gegen Feuchtigkeit und Durchlaufen. Für jede Funktionseinheit können unterschiedliche Materialien verwendet werden. Einfache Hufverbände kann man auch aus Einwegwindeln für Säuglinge herstellen. Jedes Material hat seine Vor- und Nachteile und seine Eigenheiten beim Anlegen, dennoch gibt es einige Dinge, die bei allen gleich sind.


Medizinische und praktische Tipps

Ob Anguss- oder Polsterverband, ob mit Windel oder Polsterwatte, Panzer- oder Klauentape angefertig – alle Hufverbände sollten regelmäßig gewechselt werden. „Dies ist einerseits aus hygienischen Gesichtspunkten wichtig und andererseits, um zu kontrollieren, dass  keine weiteren Probleme am Kronsaum oder in der Fesselbeuge entstehen“, so Mag. Rosa Sasarman aus der Tierarztpraxis DuaeVet in Markt Piesting. Bei allen entzündlichen Prozessen und immer dann, wenn der Hornschuh geöffnet wurde, etwa bei einem Nageltritt oder beim Ausschneiden eines Abszesses, sollte man unbedingt täglich wechseln. Sind zwei oder mehr Hufe schmerzhaft – etwa bei Lederhautentzündungen –, muss man jeden Arbeitsschritt möglichst zügig ausführen. Hier hat es sich bewährt, das Material gut vorzubereiten und idealerweise auch von einem Helfer anreichen zu lassen. Zudem kann man den Huf, der gerade das ganze Gewicht trägt, auf ein mehrfach gefaltetes Handtuch oder eine ähnliche Polsterung stellen, um ihn zu entlasten. Ein altes Westernpad eignet sich beispielsweise, um beide Vorderhufe draufzustellen. Wissen die Pferde, dass sie immer wieder Pausen erhalten, wenn sie auf dem ebenfalls angegriffenen Fuß nicht mehr stehen können, arbeiten sie beim Anlegen der Verbände oft erstaunlich kooperativ mit. „Es sollte sich von selbst verstehen, dass man in möglichst sauberer Umgebung arbeitet und die Hufe so gut wie möglich vorab rundum säubert“, sagt auch Schmiedemeister, Hufschmied und Berufsschullehrer Hannes Hofer aus Großrußbach. „Wenn die Sohle geöffnet wurde, ist zudem eine Desinfektion unbedingt notwendig.“

Der grundsätzliche Aufbau

Die erste Schicht eines Hufverbandes dient dem Schutz sowie der Polsterung der Sohle. Wurde an der Sohle geschnitten – etwa bei einem Hufabszess –, benötigt man unter der Polsterung noch einen Druckpunkt, etwa aus einem Stück zusammengerolltem Tupfer oder Mull an der offenen Stelle, um einen Vorfall der Sohlenlederhaut zu verhindern. „Ich lege auch immer einen Tupfer in die Strahlfurche, damit das Pferd möglichst plan ohne Druckspitzen im Verband stehen kann“, erklärt Mag. Sasarman. Der behandelnde Tierarzt oder Schmied sollte einem zeigen, wie das zu handhaben ist, wenn man die weitere Nachsorge selbst übernimmt. Bei einem Verband aus Polsterwatte (siehe Fotos Seite xx) besteht die Polsterung aus dem zusammengeklappten überstehenden Verband. Bei einer Windel kann es nötig sein, eine weitere Polsterung einzulegen. Diese kann – je nach Verwendungszweck – aus einem in Hufform zugeschnittenen Stück Windel oder Polsterwatte bestehen.

Die zweite Schicht besteht bei dem Verband aus Polsterwatte aus einer flexiblen Binde, die idealerweise selbstklebend ist. Bei der Windel ist dies nicht nötig. Den Abschluss bildet bei beiden Hufverbänden eine Schicht Klauen- oder Panzertape. Es dienst als Schutz vor Durchscheuern und sorgt dafür, dass der Verband trocken bleibt. Man beklebt mit dem Tape die Unterseite und die Seiten des Verbandes bis in Kronsaumhöhe. Idealerweise reißt man passende Streifen des Tapes vorab ab und klebt sie mit einem Ende griffbereit an einen möglichst sauberen Gegenstand, etwa eine Stuhlkante, oder bereitet gleich eine ganze Platte (ca. 25 x 25 cm) aus quer und längs überlappenden Streifen vor, die dann als Ganzes auf die Sohle geklebt wird. Von der Watte sollten oben noch ein paar Zentimeter überstehen, damit nichts reibt. Das Gleiche gilt für die Windel. „Ich schneide das Tape abschließend mit der Schere von oben etwas ein, damit es keinesfalls am Kronsaum reibt“, sagt Hofer.

Der perfekte Hufverband

Je nach Verwendungszweck kommt es auf unterschiedliche Faktoren an: Ein polsternder Hufverband soll den Huf trocken halten. Hier sind Babywindeln perfekt, denn ihr feuchtigkeitsbindendes Material sorgt ganz natürlich dafür. Deshalb sind sie für einen echten Angussverband nicht geeignet. Dieser sollte aus Polsterwatte bestehen, im Notfall eignet sich auch eine große Bandagierunterlage dafür. Ein Angussverband geht idealerweise bis hoch zur Fessel, da die Polsterwatte durch die Feuchtigkeit an Volumen abnimmt und nur so die Haltbarkeit gewährleitet ist. „Man sollte ihn aber keinesfalls zu fest wickeln“, sagt Tierärztin Mag. Sasarman, „lediglich im Hornbereich darf gerne straffer gewickelt werden, damit der Verband gut hält.“

Es kann nötig sein, den Hufverband weiter zu verstärken: Steht das Pferd in einem Offenstall oder einer Paddockbox kann eine Schicht aus Sackleinen den Hufverband vor dem Durchlaufen schützen. Krankenhufschuhe aus Leder können auch über einen Hufverband gezogen werden, und das Pferd kann damit sogar auf die Weide oder in den Offenstall, falls die jeweilige Erkrankung das zulässt. Inzwischen gibt es eine Vielzahl an weiteren Krankenschuhen, die über Hufverbänden getragen werden können oder die sich für sehr feuchte Angussverbände eignen. Sie alle haben den Nachteil, dass man sie im Notfall normalerweise nicht parat hat.

Tipps für die Praxis

Wer üben möchte, einen Hufverband anzulegen, übt die Handgriffe ein paar Mal mit einer Bandagierunterlage oder einem Frottier-Handtuch von ca. 40 x 60 cm und einer alte elastischen Binde oder eine Mullbinde aus dem alten Auto-Verbandskasten, bis sie sitzen bzw. bis sich das Pferd daran gewöhnt hat. Dann ist man im Notfall sicher und mit Selbstbewusstsein bei der Sache. Ein paar Windeln und Panzertape kosten aber auch nur ein paar Cent und eignen sich ebenfalls perfekt zum Üben.