Lexikon der futtermittel

Mariendistel: Die Leberretterin

Ein Artikel von Eva Schweiger | 15.11.2022 - 17:38
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Pferde mit Leberproblemen fallen häufig durch andauernde Müdigkeit und Leistungsschwäche auf. Mariendistel unterstützt mit dem Inhaltsstoff Silymarin die Leberentgiftung und fördert die Regeneration des Organs. © RebeccasPictures - pixabay.com

Die Mariendistel (Silybum marianum) gehört zur großen botanischen Familie der Korbblütler, so wie auch Löwenzahn, Sonnenblume oder Gänseblümchen. Sie selbst ist aber alles andere als eine „Allerweltspflanze“ – ihre Heilwirkung ist bei Mensch und Tier seit der Antike erprobt.

Ihre ursprüngliche Heimat liegt im Mittelmeerraum und in Kleinasien, von dort aus wurde sie als Heilpflanze in vielen Erdteilen eingebürgert. In Mitteleuropa, Amerika und Australien kommt sie hier und da verwildert vor, in Österreich wird die Mariendistel sogar großflächig kultiviert. Als auch international für Aufsehen sorgendes Zentrum für die Forschung zu ihrer Zucht, Kultivierung und Verarbeitung hat sich das Waldviertel etabliert. Man hat dort sogar ein besonderes Press- und Extraktionsverfahren entwickelt, das den Wirkstoffkomplex Silymarin aus den Schalen der Mariendistelfrüchte gewinnt.

Silymarin gilt als stark leberstärkend und -schützend sowie antitoxisch. Es wird beim Menschen deshalb zum Beispiel zur unterstützenden Behandlung von Hepatitis und Leberzirrhose eingesetzt. Indem die Silymarin-Bestandteile mit bestimmten Proteinen in den Leberzellen interagieren, verhindern sie die Aufnahme von Giftstoffen in die Zellen und fördern deren Regeneration.

Sogar das bereits in kleinen Dosen tödliche Gift des Knollenblätterpilzes kann mit Hilfe der Mariendistel unschädlich gemacht werden. Eine wahre Wunderpflanze also, die 2021 zur österreichischen Arzneipflanze des Jahres gekürt wurde.

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Hilfreich beim Entgiften, gut für den Stoffwechsel  

Die positiven Effekte dieser Pflanzenstoffe können besonders Pferden zugutekommen, die durch langfristige Medikamentengaben oder durch mit Schimmelpilzen, Pestiziden oder Toxinen belastetes Futter an Leberproblemen leiden. Wichtig ist im Bedarfsfall die regelmäßige Zufütterung kurweise über einige Wochen hinweg, denn Silymarin wird vom Körper schnell wieder ausgeschieden.

Im Handel sind Mariendistelprodukte in Form von ganzen oder gemahlenen Früchten, Öl, Presskuchen und Pellets aus (bereits ausgepressten) Früchten oder Kraut erhältlich. Die Früchte enthalten mit etwa drei Prozent das meiste Silymarin, daneben aber auch viele andere wertvolle Inhaltsstoffe wie ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Bitterstoffe.

Die grünen Pflanzenteile punkten mit einem anderen Wirkstoff, Apigenin, das eine breite Palette an wohltuenden Wirkungen zu bieten hat. Dazu gehören zum Beispiel positive Effekte auf Fett- und Zuckerstoffwechsel und das Nervensystem.

Bei Presskuchen, Pellets und Öl aus Mariendistelfrüchten empfiehlt es sich sehr, auf die Qualität zu achten: Biologischer Anbau, eine schonende Verarbeitung und der Verzicht auf Lösungsmittel zur Silymarin-Extraktion sichern Qualität und Wirksamkeit des Futtermittels.