Fit durch den Winter

Ab wann ist es zu kalt zum Reiten?

Ein Artikel von Pamela Sladky | 11.02.2021 - 15:39
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Bei großer Kälte sollte man es mit dem Training nicht übertreiben.
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Vom Menschen weiß man, dass körperliche Ertüchtigung bei sehr kalter Witterung nicht nur positive Seiten hat. Wobei sehr kalt den Bereich ab 10, 15 °C unter Null meint. Bei derart eisigen Temperaturen kann die Luft, die bei Anstrengung im erhöhten Maß eingeatmet wird, nicht mehr ausreichend angewärmt und befeuchtet werden, bevor sie die Lunge erreicht. Die dünne Flüssigkeitsschicht, die die Atemwege auskleidet, verdunstet durch die kalte, trockene Atemluf schneller als sie ersetzt werden kann. Das führt in der Folge zu Entzündungen, Verengungen und – je nach Dauer bzw. Intensität der Belastung – auch zu Schädigungen des Lungengewebes, worauf der Körper mit erhöhter Schleimbildung und Husten reagiert. Und das gilt nicht nur für uns Menschen.

Zwar sind Pferde deutlich kälteresistenter, eisige Luft bekommt aber auch ihnen nicht, wenn sie schnell und in großen Mengen eingeatmet wird. Wildpferde, die je nach Lebensraum mit Temperaturen von - 30 °C und darunter konfrontiert sind, bewegen sich mehrheitlich im ruhigen Schritttempo. Ihr Tagesablauf enthält weder minutenlange Galoppreprisen noch irgendetwas anderes, das mit der Trainingsroutine unserer Hauspferde vergleichbar wäre.  

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Doch ab welcher Temperatur wird es ungesund? Diese Frage war Gegenstand zweier Untersuchungen des Oklahoma State University College für Veterinärmedizin. Die Ergebnisse zeigten, dass 30 Minuten in ruhigem Galopptempo bei einer Umgebungstemperatur von + 5 °C bereits entzündliche Prozesse in den Atemwegen auslösten. In einem anderen Versuch führte ein bei - 5 °C durchgeführtes, 15 Minuten dauerndes Training zu einem erhöhten Atemwiderstand, der sogar 48 Stunden nach der Belastung noch nachweisbar war.

Wie stark ein Pferd auf kalte Luft reagiert, hängt also zum einen von der Intensität ab, mit der es in der Kälte bewegt wird. Zum anderen aber auch von seinem Gesundheitszustand. Atemwegspatienten – zu denen übrigens auch Pferde zählen, die gelegentlich nach dem ersten Antraben husten – sollten bei Temperaturen unter dem Nullpunkt nur noch mit Vorsicht in schnelleren Gangarten bewegt werden. Aber auch bei gesunden Pferde ist es ratsam, mit dem Training zumindest einen Gang zurückzuschalten, wenn das Thermometer Minusgrade im zweistelligen Bereich anzeigt. Gegen maßvolle Bewegung hingegen ist selbst bei knackigen Temperaturen nichts einzuwenden – sofern es die eigenen Finger und Zehen erlauben.