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Pferdetherapie ist nicht gleich Pferdetherapie

Ein Artikel von Österreichisches Kuratorium für Therapeutisches Reiten | 12.06.2023 - 16:24
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Der Umgang mit dem Pferd führt zu einem Miteinander, einem Wir-Gefühl, das für viele Menschen - Kinder wie Erwachsene - komplett neue und wichtige Erfahrungen bringt. © OKTR

Das Österreichische Kuratorium für Therapeutisches Reiten (OKTR®) steht für die Aus- und Fortbildung, Forschung und Qualitätssicherung auf dem Gebiet der pferdegestützten Interventionen in Österreich, weshalb wir unser Augenmerk nun auf die Pferde richten. Auch bei der Arbeit mit Pferden gibt es ein breites Anwendungsgebiet.

Die Arbeit umfasst sowohl Coaching und psychotherapeutische Begleitung als auch Therapie für körperlich und geistig beeinträchtigte Menschen sowie Menschen mit sozialen oder entwicklungsbedingten Defiziten. Das Sitzen und Getragenwerden auf dem Pferderücken unterstützt beim Erkunden innerer Bewegungen und Emotionen wie auch beim spielerischen Erlernen und Festigen von Bewegungsmustern. Der Umgang mit dem Pferd vom Boden in Kombination mit der Bewältigung gestellter Aufgaben führt zu einem Miteinander, einem Wir-Gefühl, das für viele komplett neue Erfahrungen bringt und Entwicklung ermöglicht.

Das österreichische Kuratorium für Therapeutisches Reiten (OKTR®) setzt sich aus vier Sparten zusammen. In Zusammenarbeit mit dem österreichischen Pferdesportverband bildet das OKTR® Therapeut:innen für alle vier Sparten aus.


Hippotherapie

Unter Hippotherapie versteht man eine spezielle physiotherapeutische Maßnahme, die bei behinderten und kranken Personen das Pferd und dessen dreidimensionale Rückenbewegung unter medizinischen Gesichtspunkten einsetzt. Dabei wird der Mensch durch ganzheitliche Förderung körperlich, emotional, geistig und sozial angesprochen. Diese neurophysiologische Behandlung muss ärztlich verordnet, für den Patienten oder die Patientin individuell dosiert und dem Therapieplan entsprechend aufgebaut sein. Hippotherapie darf in Österreich ausschließlich von ausgebildeten Physiotherapeut:innen mit mindestens zwei Jahren Praxis - auch mit neurologisch erkrankten Patient:innen - sowie einer Fortbildung zum/zur Hippotherapeut:in beim OKTR® durchgeführt werden.

Wem nutzt Hippotherapie?

Besonders geeignet ist die Hippotherapie für Menschen mit Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems oder auch des Stütz- und Bewegungsapparates, im Fall von Muskel- und Stoffwechselerkrankungen, bei Personen mit durch Chromosomenanomalien verursachten Syndromen, aber auch bei Frauen mit gynäkologischen Problemen.

Nähere Erklärungen zu den Einsatzgebieten und der Wirkungsweise liefert das nachfolgende Video:

Ergotherapie mit Pferd

Die Ergotherapie geht grundsätzlich davon aus, dass "tätig sein" ein menschliches Grundbedürfnis ist, daher ist ihr oberstes Ziel, Menschen bei der Durchführung von für sie bedeutungsvollen Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit/Erholung in ihrer Umwelt therapeutisch zu unterstützen (Ergotherapie Austria, 2018). Bei der Ergotherapie mit Pferd lernen körperlich, geistig oder seelisch beeinträchtigte Menschen jeder Altersgruppe über den individuellen Einsatz des Pferdes selbstbestimmt und selbstständig zu handeln. Die sorgfältig ausgewählten, ergotherapeutischen Maßnahmen werden mit dem Pferd, auf dem Pferd und im Umfeld des Pferdes (Stall, Putzplatz, Reitplatz, etc.) durchgeführt und führen zu einer besseren Wahrnehmung, besseren Koordinierung der einzelnen Handgriffe und in Folge zu mehr Selbstsicherheit in der Durchführung alltäglicher Handlungen.


Heilpädagogische und therapeutische Förderung mit dem Pferd

Bei der heilpädagogischen und therapeutischen Förderung mit dem Pferd (HTFP) handelt es sich um eine ressourcenorientierte Förderung und ein prozessorientiertes Begleiten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Hilfe eines Therapiepferdes. Abgestimmt auf die Bedürfnisse, Ressourcen und Fähigkeiten der Klient:innen werden psychologische, psychotherapeutische, rehabilitative und soziointegrative Maßnahmen mit Hilfe des Pferdes umgesetzt.

Bei dieser ganzheitlichen Therapieform wird eine positive Beeinflussung des Befindens, des Sozialverhaltens und der Persönlichkeitsentwicklung angestrebt. Das Bewegt- und Getragenwerden auf dem Pferderücken und die Gestaltung der Beziehung zum Therapiepferd und zum/zur Therapeut:in unterstützen die Klient:innen bei der Auseinandersetzung mit ihren individuellen Schwierigkeiten.


Integratives Reiten

Das integrative Reiten ermöglicht Menschen mit und ohne Behinderungen das Ausüben der Sportart Reiten unter Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Hauptzielgruppe sind Menschen mit kognitiven und Menschen mit körperlichen Behinderungen, die das Reiten als Freizeit-, Breiten- oder Turniersport ausüben möchten. Aber auch Menschen, für die aus verschiedensten Gründen (Ängsten, Unsicherheit, Tempogestaltung, …) der Reitunterricht in einer regulären Reitschule nicht passend gestaltet werden kann, sind beim integrativen Reiten herzlich Willkommen.

Einen kurzen Einblick in alle vier Therapieformen liefert das Infovideo des OKTR®:

Oftmals bedarf es einiger Gespräche mit Patient:innen oder Angehörigen um herauszufinden, welche Therapieform die richtige ist. Das OKTR® steht hier in ganz Österreich gerne beratend zur Seite, jede Anfrage ist herzlich willkommen.

Nähere Informationen

OKTR®
Österreichisches Kuratorium für
Therapeutisches Reiten


E-Mail:office@oktr.at
Web: www.oktr.at
Infotelefon: +43 676 362 7130