Seit drei Jahren steht Schimmel Chamaco in Sylva Behrens Besitz, ein wahrgewordener Traum für die 88-Jährige. © privat
Mit stolzen 88 Jahren ist Sylva Behrens wohl eine der ältesten Reiterinnen Österreichs. Grund genug, um sie und ihre Geschichte vor den Vorhang zu holen - nicht zuletzt als Mutmacher für alle, die denken, dass sie für ein Leben mit Pferden schon zu alt wären…
Liebe Sylva, du reitest ambitioniert seit du ein kleines Mädchen bist, das erste eigene Pferd hast du mit 70 Jahren gekauft. Warum erst so spät?
Es gab Jahrzehnte lang für mich keine Notwendigkeit, ein eigenes Pferd zu kaufen, weil ich immer gute Mitreitpferde hatte. Erst als ich 70 Jahre alt war, sollte Harlekin, das Pferd, dessen Mitreiterin ich zu dem Zeitpunkt war, verkauft werden. Da habe ich nicht lange überlegt und ihn einfach gekauft!
Als Harlekin in Pension ging, warst du 85 Jahre alt. Hast du überlegt, gleichzeitig mit ihm deine Reitkarriere zu beenden?
Ich hatte gar keine Zeit, darüber nachzudenken, weil ich von meiner langjährigen Bereiterin Chamaco, einen siebzehnjährigen, phantastisch ausgebildeten Andalusier angeboten bekommen habe. Und das, wo ich schon immer von einem Andalusier geträumt habe! Meine Bereiterin kannte das Pferd und wusste, dass er der Richtige für mich ist.
Hattest du Zweifel, ob du ihn kaufen solltest?
Wenn ich in mich hineingehorcht habe, wusste ich, dass ich ihn haben möchte. Aber natürlich gab es Stallkollegen, die mir das ausreden wollten. Sie haben mir mein Alter vorgehalten und das Risiko, das damit verbunden ist. Aber andere standen hinter mir, haben mich bestärkt und mir versichert, dass wir für das Pferd schon eine Lösung finden würden, wenn es wirklich einmal nicht mehr gehen sollte.
Auch die Enkerl haben Spaß mit Chamaco. Bereiterin Susanne Hemetsberger (2. v. r.) unterstützt die rüstige Pensionistin im Stall und mit dem Wallach wo sie kann.
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Hast du deine Entscheidung je bereut?
Nein. Ich habe Chamaco mit großer Freude gekauft und mittlerweile drei überglückliche Jahre mit ihm gehabt. Die kann mir niemand mehr nehmen.
Wie schaffst du es, mit 88 Jahren so fit zu sein, dass du noch reiten kannst?
Ja (lacht), das ist ein Wunder. Chamaco trägt meinen total kaputten Rücken, sodass ich tatsächlich im Sattel keine Schmerzen empfinde. Ich habe vier Wirbel, die versteift wurden und mein rechtes Bein hat Lähmungserscheinungen. Ich kann weder eine Kreuzhilfe geben, noch mein rechtes Bein einsetzen. Aber ich arbeite viel mit Stimmhilfe und die Gerte ersetzt mein rechtes Bein. Meine Bereiterin Susanne Hemetsberger macht auch vieles möglich, indem sie immer im Stall ist und mir hilft. Aber in erster Linie verdanke ich es Chamaco, dass ich noch reiten kann. Er ist wahnsinnig einfühlsam und wir vertrauen einander blind. Ich kann das schwer erklären, aber seine Kraft überträgt sich während des Reitens tatsächlich irgendwie auf mich.
Danke für das Gespräch und noch viele glückliche Stunden mit deinem Chamaco!
Das Interview führte Dr. Petra Grünanger-Hilscher.