Gesundheit

Was sticht denn da? Pferdeparasiten im Überblick

Ein Artikel von Redaktion | 13.07.2016 - 00:52

Bremse (Viehfliege)

Flug- und Stechzeit
Zwischen April und August, beginnend vom späten Vormittag bis in den Abend; treten verstärkt an schwülen und heißen Tagen auf

Vermehrung
Larven leben in der Erde von faulenden organischen Stoffen

Art der Belästigung
Bei Bremsen beißen nur die Weibchen (bis 2,5 cm groß), der Biss selbst verursacht deutliche Schmerzen. Bereits eine Bremse kann manches Pferd deshalb in Panik versetzen. Das aus einem Bremsenbiss austretende Blut lockt zusätzlich Fliegen an. Bremsen können große Mengen an Blut auf einmal aufnehmen, weshalb sie als typische Überträger der lebensbedrohlichen Equine Infektiöse Anämie (EIA) gelten. Auch der Hautpilz Microsporum gypseum wird von den Insekten übertragen. Sie werden speziell vom Schweiß angelockt und können auch durch Kleidung beißen.

Das hilft
Neben speziellen Insektenschutzdecken helfen auch Repellents aller Art Pferde für die Plagegeister unattraktiv zu machen. Die Dauer der Wirksamkeit kann dabei allerdings erheblich variieren. Da Bremsen von faulenden organischen Stoffen angezogen werden, ist eine gute Stall- und Weidehygiene mit die beste Prophylaxe gegen die Plagegeister. Die am Markt erhältlichen Bremsenfallen können gute Dienste leisten, bringen mitunter aber sehr unterschiedliche Erfolge.

Dasselfliege (Magen-Nasendasselfliege)

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© Fritz Geller Grimm

Flug- und Stechzeit
Juni bis August

Vermehrung
Eiablage Juni bis September an Pferdebeinen und/oder Nüstern; geraten durch Lecken in Maul und Magen

Art der Belästigung
Larven dieser Fliegen können beim Pferd großen Schaden anrichten und zählen zu den Endoparasiten. Im Sommer legt die hummelartige Magendasselfliege, die sich durch ein sonores Brummen ankündigt, ihre Eier an den Beinen und auch am Bauch von Weidepferden ab. Von dort nimmt das Pferd durch Lecken und Scheuern die Larven in die Maulhöhle auf, wo sie sich in die Zunge bohren. Nach etwa 28 Tagen wandern sie weiter in den Magen. In der Magenschleimhaut festgesaugt, entwickelt sich dort das Larvenstadium III, das im Frühjahr bzw. Sommer über den Kot ausgeschieden wird. Aus einer Puppe entwickelt sich dann das neue Insekt – der Kreislauf startet von neuem.

Das wirkt
Eine Wurmkur mit Präparaten aus der Gruppe der Avermectine (im November) gilt als wirksamer Schutz gegen die Ausbreitung der Magendassel, da sie die Larven im Magen abtötet. Zusätzlich verhindert penible Hygiene in Stall, Auslauf und auf der Weide für eine Eindämmung des Insekts. Hat die Dasselfliege bereits Eier am Pferdebein abgelegt, lassen sich diese von der Haut mit Wasser und Obstessig wirkungsvoll entfernen.  

Fliege (Muscidae)

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© Pixabay

Flug- und Stechzeit
Juni bis Oktober, Mittag bis Nachmittag

Vermehrung
Eiablage in Misthaufen, Futterresten, Kothaufen; schlüpfen innerhalb weniger Tage

Art der Belästigung
Am liebsten halten sich Fliegen am Pferdekopf auf. Dort übertragen sie unter anderem Augenwürmer. Vor allem sind sie für das Pferd um die Nüstern herum extrem störend. Auch offene Wunden sind ein beliebtes Anflugsziel. Sie dienen als Nahrungsquelle und bevorzugter Ort zur Eiablage. Beides verzögert die Wundheilung. Außerdem kann es zu Entzündungen und zur Krankheitsübertragung kommen.

Das wirkt
Um dem Pferdekopf zuverlässig zu schützen, haben sich vor allem Fliegenmasken bewährt, die bei empfindlichen Pferden auch die Nüsternpartie miteinschließen können.

Kriebelmücke (Simuliidae)

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© D Sikes

Flug- und Stechzeit
Gehäuftes Auftreten in Bach- und Flussnähe

Vermehrung
Eiablage in fließenden Gewässer

Art der Belästigung
Besonders häufig sind auf unseren Weiden Kriebelmücken anzutreffen. Diese kleinen  Mücken ähneln eher Fliegen, sie sind gedrungen und in der Seitenansicht buckelig. Ausschließlich die Weibchen sind Blutsauger: Mit ihren Mandibeln erzeugen sie zunächst eine größere Wunde, in der sich Blut sammelt; dieses wird dann aufgesaugt. Die Wirtsfindung geschieht sowohl durch eine Kohlendioxidspur (olfaktorisch) als auch optisch. Dabei sind sowohl die Wirte als auch die Positionen des Saugvorgangs  artspezifisch. So saugt Simulium equinum bevorzugt an den Ohrmuscheln von Pferden und anderen Großsäugern, Simulium erythrocephalum an der Bauchhaut der Tiere. Ihre Bisse lösen nicht nur allergische Reaktionen wie das Sommerekzem aus, sondern können auch gefährliche toxische Schocks verursachen. In großer Zahl können Stiche Kreislauf, Herz und Atmung schädigen. Pferde mit kurzem Fell sind besonders gefährdet. 

Das hilft
Für zu Sommerekzem neigende Pferde ist eine spezielle Ekzemerdecke der wirkungsvollste Schutz gegen die Gnitze. Da die Insekten vor allem in den Morgen- und Abendstunden aktiv ist, ist für Ekzemer die beste Zeit für Weidegang zwischen 9 und 15 Uhr.

Gnitze (Gulicoides)

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© Scott Bauer/USDA RS

Flug- und Stechzeit
Mai bis Oktober; besonders in der Morgen- und Abenddämmerung und in feuchtwarmen Frühlings- und Sommermonaten

Vermehrung
Windgeschützte Feuchtgebiete

Art der Belästigung
Gnitzen sind – neben Kriebelmücken und Stechmücken der Gattung Culex – Hauptverursacher des Sommerekzems. Gnitzenweibchen sondern beim Stechen ein blutgerinnungshemmendes Sekret ab, das starken Juckreiz auslöst und für das Pferd sehr unangenehm ist. Die Gattung Culicoides sticht beim Rind an Bauch und Rücken, beim Pferd an Mähne und Schweifrübe, seltener am Bauch. Zumindest bei Culicoides erfolgt die Wirtsfindung auch optisch, sie werden von großen und dunklen Weidetieren angelockt. Gnitzen gelten als Überträger u. a. der Blauzungenkrankheit bei Rindern und der Afrikanischen Pferdepest bei Equiden.

Das hilft
Für zu Sommerekzem neigende Pferde sind wie bei der Gnitze auch bei der Kriebelmücke Ekzemerdecken der wirkungsvollste Schutz. Ebenso empfiehlt sich ein Weidegang in der Zeit zwischen 9 und 15 Uhr. Penible Hygiene in Stall, Auslauf und Weide hilft, das Aufkommen der Kriebelmücken zusätzlich einzudämmen.

Stechmücke (Culicidae)

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© Jim Gathany

Flug- und Stechzeit
Es stechen nur die Weibchen, bevorzugt in der Dämmerung und in windgeschützten Bereichen

Vermehrung
Eiablage in Wassernähe und Feuchtstellen; Überwinterung in Kellern, Wohnungen

Art der Belästigung
Stechmücken, hierzulande auch als Gelsen bezeichnet, sind Mitauslöser des Sommerekzems. Sie verursachen beim Pferd durch ihre Stiche starken Juckreiz. Auch hier stechen nur die Weibchen. Sie lieben warme und windstille Ecken und kommen meist in der Nähe von Wasserstellen vor. Auch in Europa treten von Stechmücken übertragene Krankheiten auf, zu den bekanntesten zählen das West-Nil-Fieber und das Chikungunyafieber. Durch den Klimawandel bedingt, ist von einer zunehmenden Infektionsgefahr durch Stechmücken in Österreich auszugehen. Ihre Stiche können vor allem bei starkem Befall Quaddeln ausbilden.

Das wirkt
Fliegendecken schützen Pferde gut vor Stechmücken, bei empfindlichen Pferden ist darauf zu achten, dass die Decke auch den Bauch miteinschließt, der ein beliebtes Angriffsziel der Plagegeister ist.

Hirschlausfliege (auch Hirschlauskäfer)

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© manuel1981 - Fotolia.com

Flug- und Stechzeit
Mai bis November; besonders August und September

Vermehrung
Kommen hauptsächlich in (feuchten) Waldgebieten vor, die Verpuppung erfolgt im Boden.

Art der Belästigung
Hirschlausfliegen fliegen den Wirt an (Hirsche, Rehe, Pferde, Mensch), krallen sich fest, brechen ihre Flügel ab und saugen Blut. Die Insekten haben sich in den vergangenen Jahren erheblich vermehrt und machen Pferde äußerst nervös. Manche Tiere reagieren regelrecht panisch. Der Biss des Lästlings löst erhebliche Schmerzen aus, die Stiche jucken stark und können schwere Hautausschläge in Form von Pusteln und Ödemen nach sich zur Folge haben. Zudem gilt die Hirschlausfliege als Überträger des Bakteriums Bartonella schoenbuchensis, das schwere Entzündungen hervorrufen kann.

Das hilft
Einen wirksamen Schutz bietet nur die Wellcare-Emulsion.

Zecke (Ixodida)

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© Richard Bartz

Flug- und Stechzeit
März bis Oktober; besonders im Mai/Juni und August/September

Vorkommen
Laub- und Mischwälder, Wiesen

Art der Belästigung
Zecken plagen Zwei- und Vierbeiner schon lange – in Österreich sind bisher 18 heimische Arten beschrieben. Der mit großem Abstand häufigste Vertreter
ist der gemeine Holzbock, gefolgt von der Reliktzecke und der Auwaldzecke. Die Bisse der Zecke sind nicht schmerzhaft und nur durch einen leichten Juckreiz begleitet. Allerdings übertragen Zecken durch Bakterien und Viren Krankheiten, die von Lymphknotenschwellung und Babesiose bis Borreliose und FSME reichen. Relativ neu ist eine Zeckenart, die ursprünglich aus dem asiatischen bzw. afrikanischen Raum stammt: die Hyalomma marginatum. Die Hyalomma-Zecke ist deutlich größer als  heimische Arten. Weiterer Unterschied: Als Jagdzecke wartet sie nicht etwa im hohen Gras darauf, von ihrer Beute mitgenommen zu werden, sondern verfolgt sie aktiv – und zwar in etwa so flink wie eine Spinne und bis zu mehrere hundert Meter weit. In ihrer Heimat sind die Hyalomma-Zecken als Überträger gefährlicher Krankheiten wie Krim-Kongo-Fieber oder Fleckfieber bekannt, weshalb Wissenschaftler die Ausbreitung der Zecken in Mitteleuropa genau beobachten.
 

Stechfliege (Wadenstecher, Weidestechfliege)

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© Pavel Krok

Flug- und Stechzeit
Juni bis September

Vermehrung
Hauptsächlich in Rinderställen und Rinderweiden

Art der Belästigung
Der Biss der tagaktiven Stechfliegen ist schmerzhaft und wird in der Regel sofort bemerkt. Die auch als Wadenbeißer bezeichneten Insekten können pro Tag bis zu 17 mg Blutaufnehmen, der Saugvorgang dauert oft mehrere Minuten. Durch die relativ große Menge aufgenommenen Blutes können die Lästlinge gefährliche Krankheiten übertragen, darunter die gefährliche Equine Infektiöse Anämie. Stechfliegen stechen Pferde bevorzugt im Bereich von Bauch und Beinen.