Pferde nehmen giftige Bestandteile des Bergahorns beim Grasen auf. Weideflächen mit Bergahornbeständen sollten deshalb möglichst gemieden werden. © www.slawik.com
Im Frühling, wenn alles blüht und Grashalme saftig grün im Rekordtempo aus der Erde schießen, denkt kaum einer an den mysteriösen Tod, der auf der Weide lauert. Dabei ist die atypische Weidemyopathie, eine schwere Muskelerkrankung, die in über zwei Drittel der Fälle tödlich endet, längst kein Phänomen des Herbstes.
Wie die Veterinärmedizinische Fakultät in Lüttich meldet, wurden bis zum 21. April bereits 107 Fälle von atypischer Myopathie registriert. Diese betreffen insbesondere Pferde aus Frankreich (73 Fälle) und Belgien (12), aber auch aus Deutschland (7), Großbritannien (5), den Niederlanden (2), Irland (2), der Tschechischen Republik (5) und der Schweiz (1) sind Berichte von Erkrankungen eingegangen. Da bei Weitem nicht alle Fälle in Lüttich gemeldet werden, könnte die Dunkelziffer noch weit höher liegen.
Die keimenden Samen des Bergahorns und dessen kleinen Pflänzchen enthalten das Gift Hypoglycin A. Werden sie von Pferden in ausreichender Menge gefressen, können sie eine atypische Myopathie auslösen. © www.respe.net
Begünstig wird das gehäufte Auftreten Im Frühjahr durch die aktuelle Wetterlage. Seit einigen Wochen haben die Ahornsamen angefangen zu keimen und können nun von grasenden Pferden besonders leicht aufgenommen werden. Wie die Samen und Blätter enthalten auch die kleinen Keimlinge des Bergahorns (Acer pseudoplatanus) die toxische Aminosäure Hypoglycin A. Diese führt über den Abbau von Mittel- und Langkettenfettsäuren zu massiven Muskelschädigungen im Körper des betroffenen Pferdes. Die beste Strategie im Kampf gegen die atypische Myopathie ist neben der Fütterung von ausreichend Heu deshalb die Meidung von Weideflächen mit Ahornbestand bzw. an Ahornbäume angrenzende Weideflächen.
Zeigt ein Tier bereits erste Symptome wie plötzliche Steifheit, Muskelzittern, schwankenden Gang und Schweißausbrüche, ist es meist schon zu spät. Selbst bei früher und schnell eingeleiteter Behandlung fällt die Prognose in der Regel ungünstig aus, die Sterblichkeitsrate liegt bei erschreckenden 70 Prozent.
Quelle
ps