PRAXIS

Wellness fürs Pferd: 3 Übungen für mehr Wohlbefinden

Ein Artikel von Pamela Sladky | 04.11.2022 - 12:48
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Die 13-jährige Anna und Haflingerstute Kimberley machen vor wie's geht: Mit der Gerte immer von vorne nach hinten und von oben nach unten. Kimberley genießt die sanfte Berührung sichtlich. © Pferderevue

1. Gerten(ab)streichelei

So geht’s: Für diese Übung eignet sich am besten eine stabile (nicht zu weiche) Gerte mit einer Länge von etwa 1,20 Metern. Stellen Sie sich in einigem Abstand von ihrem Pferd auf und streichen Sie ihm mit der Gerte sanft und langsam von der Brust abwärts über die Vorderbeine bis zu den Hufen. Danach lassen Sie die Gerte über seinen Rücken und von der Kruppe über die Hinterbeine wandern. Auch den Hals und die Flanken des Pferdes können Sie behutsam abstreichen. Arbeiten Sie dabei immer von vorne nach hinten und von oben nach unten. Beim Bauch gilt es, besonders vorsichtig zu sein. Viele Ponys und Pferde sind in diesem Bereich kitzlig und reagieren auf die Berührung mit der Gerte vielleicht mit Unbehagen.

Das bringt ’s: Das Abstreichen mit der Gerte hilft Ihrem Pferd, sich richtig schön zu entspannen, in seinen Körper hinein zu spüren und sich selbst besser wahrzunehmen. Zeigt Ihr Pferd Unbehagen beim Anblick oder bei der Berührung der Gerte, können Sie zum Abstreichen auch einfach die Hände nehmen. Auch die direkte Berühung empfinden die Pferde in der Regel als sehr angenehm!

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Stellen Sie sich zum Ausstreichen des Schweifes seitlich versetzt ans Pferd. © Pferdereuve

2. Schweifentspannung

So geht’s: Stellen Sie sich seitlich neben die Hinterhand Ihres Pferdes und fassen Sie mit beiden Händen den Schweif an. Nun streichen Sie einzelne Haarsträhnen, ähnlich wie beim Schweifverlesen, von oben nach unten mit leichtem Zug sanft aus. Beginnen Sie mit den kurzen Haaren links und rechts der Schweifrübe und arbeiten Sie sich dann in die Mitte des Schweifes und bis ganz nach unten zur Schweifspitze vor. Es kann sein, dass Ihr Pferd vor allem zu Beginn den Schweif einklemmt. Mit zunehmendem Ausstreichen sollte er immer lockerer werden und das Pferd sich sichtlich entspannen. Viele Pferde beginnen, sich das Maul zu lecken oder sogar zu gähnen. Zeigt Ihr Pferd dieses Verhalten, machen Sie alles richtig!

Das bringt’s: Der Schweif ist die direkte Verlängerung der Wirbelsäule. Das sanfte Ausstreichen der Schweifhaare lockert Ihr Pferd und hilft dabei, leichte Verspannungen der Rückenmuskulatur zu lösen.

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Bewegen Sie Ihre Hand mit sanftem Zug in Richtung Ohrspitze. © Pferderevue

3. Sanfte Ohrenmassage

So geht’s: Für die Ohrmassage positionieren Sie sich seitlich neben dem Kopf des Pferdes. Richten Sie sich so aus, dass Sie in dieselbe Richtung schauen wie Ihr Pferd. Legen Sie Ihre Hand auf den Bereich, wo das Ohr in den Kopf übergeht und bewegen Sie sie langsam und mit sanftem Zug bis zur Ohrspitze. Lässt es Ihr Pferd zu, können Sie anschließend die Ohr-Innenseite auf gleiche Weise bearbeiten. Wechseln Sie danach die Seite, um sich das zweite Ohr vorzunehmen.

Das bringt’s: Ähnlich wie die Fußsohlen bei uns Menschen sind die Ohren des Pferdes über Nervenbahnen mit dem gesamten Körper verbunden. Deswegen kann man über die Pferdeohren auf viele Bereiche des Pferdekörpers einwirken und hier besonders gut für Wohlbefinden und Entspannung sorgen. Bei dieser Arbeit lernen Pferde außerdem die Berührung an den Ohren als etwas Angenehmes kennen. Das ist gerade für Pferde und Ponys wichtig, die sich nicht gerne das Halfter oder das Zaumzeug überstreifen lassen.

Aufmerksam bleiben

Bei allen Übungen ist es wichtig, dass Sie Ihr Pferd immer gut im Blick haben. Wie reagiert es auf die Berührungen? Gefällt ihm, was Sie machen, hält es seine Ohren ganz locker, die Maul- und Nüsternpartie wirkt entspannt, sein Blick wird weich, vielleicht schließt es sogar die Augen. Ein gutes Zeichen ist es auch, wenn es entspannt kaut und vielleicht sogar gähnt. Aufgerissene Augen, ein starrer Blick, hochgezogene Nüstern, ein angespanntes Maul, steif gehaltene Ohren und allgemeine Unruhe deuten hingegen auf Stress hin. Zeigt Ihr Pferd eines oder mehrere dieser Zeichen, passt ihm irgendetwas nicht. Dann lassen Sie es besser in Ruhe oder versuchen es an anderer Stelle noch einmal. Denken Sie dran: Man kann ein Pferd nicht zur Entspannung zwingen! Ganz besonders beim Verwöhnprogramm ist es deshalb wichtig, gut auf die Signale des Pferdes zu achten und sie zu respektieren.

Alexandra Hirschs Tipp:

„Mit dieser Art der Berührung stärken Sie die Verbindung zu Ihrem Pferd und festigen sein Vertrauen in Sie. Schon fünf Minuten Wellnessprogramm am Tag können das Wohlbefinden des Pferdes enorm steigern. Echte Genießer kann man gerne auch länger verwöhnen. Werden die Übungen vor dem Training gemacht, können sie dazu beitragen, dass das Pferd vertrauensvoll und ganz entspannt in die gemeinsame Reiteinheit geht.“

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