Haltung

Warum spielen für Fohlen so wichtig ist

Ein Artikel von Pamela Sladky | 05.09.2019 - 13:40
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Bocken, steigen, laufen, springen: Das ausgelassene Spiel der Fohlen macht nicht nur Spaß, es ist auch wichtig die Knochenentwicklung. ©www.Slawik.com

Beim Anblick fröhlich Fohlen, die übermütig auf der Weide herumtollen, lustige Bocksprünge machen und sich kraftvoll auf ihren Hinterbeinen erheben, geht jedem Pferdefreund das Herz auf. Was lustig und völlig unbeschwert aussieht, ist in Wahrheit ein wichtiges Training. Denn im ausgelassenen Spiel wird nicht zuletzt auch der Grundstein für die spätere Knochengesundheit des erwachsenen Pferdes gelegt.  

Wie wichtig es ist, Fohlen ausreichend Gelegenheit zum Spielen zu geben, um eine gesunde Knochenentwicklung zu gewährleisten, wird in einem jüngst veröffentlichten Bericht neuseeländischer Forscher hervorgehoben. In ihrer Untersuchung, die auf 66 wissenschaftlichen Arbeiten basiert, kommen Chris Rogers und Keren Dittmer von der Massey University in Palmerston, Neuseeland, zu dem Schluss, dass das Spielverhalten von Fohlen maßgeblich den Entwicklungsrahmen der Knochenstrukturen prägt.


Spielen für starke Knochen

Die Freude am Spiel ist nicht allein dem Menschen vorbehalten. Auch bei vielen Tierarten hat der auf den ersten Blick sinnfrei erscheinende Zeitvertreib einen wichtigen Stellenwert. Fohlen, die bereits kurze Zeit nach der Geburt in der Lage sind sich auf ihren langen, wackeligen Beinen fortzubewegen, ist das spontane Spielen schon sehr früh im Leben zu beobachten. 

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©www.Slawik.com

Knochen bestehen aus einem dynamischen Gewebe, das sowohl seine Form als auch seine Festigkeit in Reaktion auf Ent- und Belastung hin verändert. Weil junge Pferde in den ersten Lebensmonaten täglich rund 1,5 kg an Gewicht zulegen, müssen sich auch ihr Skelettstrukturen an die zunehmende Belastung anpassen und das Knochengewebe entsprechend verstärken. Dieser Effekt wird durch spielen weiter intensiviert und gefördert.

„Die zunehmende Kraft und Komplexität des Spiels mit fortschreitender Reife des Fohlens bestärkt das Konzept der sich steigernden Anpassung und die Notwendigkeit, frühzeitig geeignete Impulse zu setzen, um diesen Effekt zu nutzen“, so das Forscherduo.

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©www.Slawik.com

Stetig steigende Belastungsraten würden vor allem in den unteren Extremitätenknochen zu Material- und Architekturveränderungen führen, die beim erwachsenen Pferd die Wahrscheinlichkeit von Osteochondrose (winzige Risse im Knorpel des Knochens) und u.a. der damit verbundenen Entstehung von Gelenkchips deutlich verringern.  

Für moderne Fohlenaufzuchtbetriebe heißt das im Klartext, dass man dem Pferdenachwuchs ausreichend Möglichkeit für wilde Bocksprünge, kühne Stopps und rasante Wendungen einräumen sollte. Nur dann ist ihr Organismus in der Lage die Knochenentwicklung zu optimieren und damit das spätere Verletzungsrisiko für den Bewegungsapparat zu verringern.