Haltung

Anhaltende Dürre, wenig Reserven: Prognosen für Heuernte besorgniserregend

Ein Artikel von Pamela Sladky | 16.04.2020 - 14:59
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Wegen des Mangels an Niederschlag sind die Böden im Großteil Österreichs stark ausgetrocknet, das Grünland hinkt dem normalen Wachstum weit hinterher.   ©pavalena - stock.adobe.com

Schuld an der aktuellen Dürresituation ist aber nicht der bislang ungewöhnlich warme und trockene April mit seinen sommerlichen Temperaturen. „Im Jahresvergleich gesehen ist der April im langjährigen Durchschnitt ein eher niederschlagsarmer Monat“, sagt Reinhard Resch vom Institut Pflanzenbau und Kulturlandschaft der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein im Gespräch mit der Pferderevue. Normalerweise könnten die Pflanzen in dieser Zeit für gewöhnlich aus einer Reserve der Winterfeuchte heraus wachsen, die sich in den Vormonaten angesammelt hat. „Wenn aber, so wie heuer, der Winter schon arm an Niederschlägen war und dann auch noch die Frühjahrsfeuchtigkeit wegfällt, ist das ein Nachteil für das Wachstum.“
 

Ertragslage angespannt

Österreichweit ist die Lage für den ersten Ernteschnitt der Grünlandbestände momentan sehr angespannt. Speziell die südlichen Regionen seien hinsichtlich der bisherigen Regenmengen sehr benachteiligt. „Hier gibt es laut ZAMG Defizite um die 80 %. Das stimmt natürlich nachdenklich. Es braucht jetzt dringend Niederschlag, damit der erste Aufwuchs einigermaßen gesichert werden kann“, so Resch.

Gerade das Grünland ist von den trockenen Bedingungen stark betroffen. „Schon jetzt lassen sich regional Stresssymptome bei den Pflanzen beobachten, obwohl sie noch sehr klein sind. Vor allem bei Gräsern reicht das Wurzelsystem nicht besonders tief in den Boden hinein und dort gibt es keinerlei Reserven an Feuchtigkeit.“ Viele Pflanzen hätten trotz ihrer geringen Größe bereits einen Wachstumsstopp eingelegt. Und es sieht nicht so aus, als würde sich an dieser Situation so schnell etwas ändern. “Die Wetterprognosen kündigen für die nächsten zehn Tage eher sonniges bis leicht wechselhaftes Wetter an. Ob der Regen in der zweiten Aprilhälfte dann ausreicht, hängt ganz davon ab, wie dieser Regen bei den Pflanzen ankommt“, erklärt Resch. „Ideal wäre jetzt ein gemächlicher Landregen über die Dauer von einer Woche, der auch in den Boden geht und für die Pflanzen zur Verfügung steht. Sollte dieser Fall eintreten, kann die noch relativ junge Pflanze in eine Wachstumsphase eintreten.“
 

Entscheidende zweite Aprilhälfte

Hält der Trockenstress hingegen bis in den Mai an, ließe sich der bisherige Wachstumsrückstand selbst bei späterem Regen nicht mehr aufholen. „Die Pflanzen schalten dann in ein Notprogramm um, in dem es nur noch darum geht, das Überleben der nächsten Generation sicherzustellen. Dann wird nicht mehr in das Längenwachstum investiert sondern schon bei geringer Größe der Blütenstand gebildet. Das Futter wird dann oft in relativ kleinem Zustand notreif und alt.“ Für die Heuernte bedeutet das: wenig Ertrag und keine gute Qualität.

Bereits in den vergangenen beiden Jahren hatte es nach anhaltenden Dürreperioden massive Ausfälle in der Heuernte gegeben. Deutliche Einbußen beim so wichtigen ersten Schnitt könnten die ohnehin bereits sehr angespannte Heusituation in Österreich weiter drastisch verschärfen – insbesondere im Bereich der Pferdehaltung, die in direkter Konkurrenz zur Viehwirtschaft deutlich benachteiligt ist.
 

Hoffen auf einen „milden“ Sommer

Bleibt der ersehnte Regen weiterhin aus, bleibt den heimischen Heubauern nur noch die Hoffnung auf einen „milden“ Sommer mit guter Niederschlagsverteilung. „Das ist ein Phänomen des Gründlandes, dass es sich unter günstigen Bedingungen wunderbar erholt, wie Phönix aus der Asche aufsteigt und eine schöne Biomasse bilden kann. Wenn es ausreichend regnet, kann ein kompensatorisches Wachstum funktionieren und noch gute Erträge bilden“, hofft Reinhard Resch.

Insgesamt geht die Tendenz aber in eine andere Richtung, wie die Sommer 2018 und 2019 gezeigt haben. „Sollte der Sommer ähnliche Temperaturen und Trockenheit aufweisen wie in den vergangenen beiden Jahren, ist von der Ertragsbildung her nicht viel möglich. Dann drohen Verluste von 30 % und sogar darüber“, prognostiziert der Grünlandexperte.
 

Gutes Management immer wichtiger

Um Einbußen bei der Heuernte möglichst gering zu halten, werde ein gutes Management und regelmäßige Grünlandregeneration immer wichtiger. „Landwirte, die ein gutes Management führen und sich in pflanzenbaulichen Fragen auskennen (Düngung, Pflege, Nachsaat usw.), können trotz schwieriger Wetterbedingungen noch einigermaßen über die Runden kommen. Wer da nicht fit ist und nur hofft, dass das Grünland von selbst seinen Beitrag leistet, wird weit mehr mit den Folgen der Trockenheit zu kämpfen haben“, sagt Reinhard Resch.

Eine zentrale Rolle wird in diesem Zusammenhang die Wahl geeigneter Pflanzenarten und Sorten spielen. „Mit den zunehmend steigenden Temperaturen wird es wichtig sein auf Gräser zu setzen, die eine gewisse Toleranz gegenüber Trockenphasen haben“, so Resch. Derzeit werde an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein intensiv geforscht und getestet. „International hat man in Gebieten, wo schon früher mit Trockenheit gekämpft wurde, bereits mehr Erfahrung. In Österreich braucht es noch mehr Forschungsarbeit, welche Sorten und Mischungen in Frage kommen, die auch von der Qualität her einigermaßen geeignet sind. Da ist noch viel zu tun.“