Haltung

Insektensterben: Beliebte Bremsenfalle tötet Bienen und Schmetterlinge

Ein Artikel von Pressemitteilung | PS | 05.10.2020 - 15:08
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Laut einer Studie gehen den Bremsenfallen tatsächlich nur wenige Bremsen ins Netz - dafür umso mehr andere Insekten. © www.slawik.com

Seit ein paar Jahren sieht man auf Pferdekoppeln sieht man immer häufiger große schwarze Bälle am Galgen mit „Regenhut“ darüber. Diese Bremsenfallen, deren Wärme abstrahlender Ball sich leicht im Luftzug bewegt, sollen blutsaugenden Bremsen ein Pferd vorgaukeln. Allerdings finden darin überwiegend andere Insekten den Tod, wie eine vor Kurzem veröffentlichte Studie enthüllt.  

Damit leisten Bremsenfallen einen nicht unwesentlichen und zugleich illegalen Beitrag zum Artensterben, heißt es in einer Aussendung der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V. (VFD).

Seit 2017 untersucht eine Projektgruppe des VFD gemeinsam mit Wissenschaft, Naturschutzverbänden und Behörden, welchen Einfluss Bremsenfallen auf das Insektensterben haben. In einer gemeinsamen Studie wurden über 21 Wochen hinweg Bremsenfallen an verschiedenen Standorten in Nordrhein-Westfalen analysiert. Das erschreckende Ergebnis der Untersuchungen: Insgesamt hatten die Fallen mehr als 50.000 Individuen gefangen, doch nur etwa 2.000 von ihnen waren Bremsen. Unter den getöteten Insekten befanden sich auch mehr als 400 Schmetterlinge und 70 Wildbienen.


Verstoß gegen den Artenschutz

Ohne selektiven Fang würden die Fallen möglicherweise gegen den Artenschutz-Paragraphen 44 im Bundesnaturschutzgesetz, so der VFD in seiner Aussendung. Inzwischen hat das Umweltministerium des Landes reagiert und neue Vollzugshinweise für den Gebrauch von Bremsenfallen erlassen. Demnach sollen vor allem in Nationalparks, FFH- oder Naturschutzgebieten keine Bremsenfallen mehr aufgestellt werden. In allen anderen Gebieten will man den Einsatz von Bremsenfallen auf die Zeit zwischen 1. Juni und 15. September beschränken.


Zweifelhafter Nutzen

Abgesehen vom negativen Einfluss auf die Artenvielfalt und die Beschleunigung des Insektensterbens ist der Nutzen von Bremsenfallen für die Pferde nicht unumstritten. Tatsächlich ist die Wirksamkeit stark vom fachgerechtem Einsatz abhängig. Demnach hängt der Fangerfolg nicht nur vom Aufstellort ab, sondern auch stark von der Zahl der Pferde, wie die Studie des VFD-Arbeitskreises zeigt. Je mehr Pferde sich im Umkreis der Falle befinden, desto seltener wird sie angeflogen. Bei zehn Pferden im relevanten Radius beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Bremse sich „irrt“ und die Falle anfliegt, weniger als 10 %.

Der VFD hat nun eine Reihe von Empfehlungen für den Einsatz von Bremsenfallen ausgearbeitet. Sie sollen helfen, die Effizienz der Falle zu verbessern und gleichzeitig die Artenvielfalt zu schützen.
 

Empfehlungen für den Einsatz von Bremsenfallen

  • Falle nur in der Bremsensaison aufstellen (ca. Mitte Juni bis Mitte September) und den Inhalt täglich kontrollieren. Im Spätsommer abbauen, sobald nur noch vereinzelt Bremsen gefangen werden.
  • Falle nur über kurzrasigem Bewuchs aufstellen.
  • Falle nur so aufstellen, dass sie die meiste Zeit des Tages in der Sonne ist, d.h. möglichst entfernt von Gehölzen.
  • Fangflüssigkeit mit Spülmittel oder Seife ohne Duftstoffe (z.B. Neutralseife) versetzen.
  • Fangflüssigkeit mindestens alle 3 Tage, bei hohen Temperaturen täglich wechseln.
  • Fanggefäß nachts auf den Boden stellen, ebenso an kühlen Tagen, an denen keine Bremsen fliegen.
  • Fanggefäß auch ohne Fangflüssigkeit nicht in der Falle belassen, das Fanggefäß ist auch ohne Flüssigkeit darin für die Insekten eine Falle.