Haltung

Pferdeschlaf: Dick eingestreut ruht sich’s besser

Ein Artikel von Redaktion | 28.09.2022 - 12:50
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Pferde bevorzugen zum Schlafen einen üppig eingestreuten Untergrund.
© Andreas Wedel Pictures

Ein erholsamer Schlaf ist wichtig für Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsbereitschaft. Das gilt nicht nur für den Menschen, sondern auch für Pferde. Allerdings haben zahlreiche Forschungsergebnisse der vergangenen Jahre gezeigt, dass viele Pferde weit weniger Schlaf abbekommen, als sie benötigen.

Die Gründe für Schlafmangel bei Pferden sind vielfältig. Sie reichen von Schmerzen im Bewegungsapparat über eine ungünstige Herdenzusammensetzung und mangelndes Platzangebot bis hin zum unpassenden Untergrund. Letzterer sollte nicht nur sauber und trocken sein, auch die Einstreutiefe kann ganz maßgeblichen Einfluss auf das Schlafverhalten und die Schlafqualität haben, wie eine Studie aus Wales (GBR) zeigt.

In einem fünfwöchigen Experiment bekamen zehn erwachsene Reitschulpferde sechs Tage lang zwei Einstreuvarianten testen: ein Strohbett mit 15 cm Tiefe oder eines mit nur 5 cm.
 

Weniger Einstreu, kürzere Liegedauer

Die Forscher:innen fanden heraus, dass das Schlafverhalten maßgeblich von der Einstreutiefe beeinflusst wurde. Vor allem der Traumschlaf (REM-Schlaf) in flach ausgestreckter Seitenlage fiel bei sparsam eingestreuten Boxen deutlich geringer aus, als wenn die Pferde Gelegenheit hatten, sich auf einer dicken Strohschicht auszuruhen. Auch die Nicht-REM-Schlafphasen in eingerollte Bauchlage mit eingeschlagenen Beinen fielen im 15 cm dick eingestreuten Strohbett üppiger aus. Auf härterem Untergrund schliefen die Pferde insgesamt vermehrt im Stehen.
 

Warum Schlafen im Liegen wichtig ist

Für den Schlaf im Stand benötigen Pferde aufgrund einer speziellen anatomische Gegebenheit kaum Muskelanspannung. Dank der sogenannten Spannsägenkonstruktion, einem Halteapparat aus Muskeln, Sehnen und Bändern an den Hinterbeinen, ist es ihnen möglich, in dieser Haltung sogar den Tiefschlaf zu erreichen. Viele Regenerationsprozesse im Pferdekörper finden jedoch ausschließlich im Traumschlaf (REM-Schlaf) statt. Und um diesen zu erreichen, muss das Pferd liegen. Entweder flach ausgestreckt auf der Seite, oder in Brustlage mit untergeschlagenen Beinen und auf dem Boden aufgesetzter Nase.

Zumindest 30 Minuten REM-Schlaf sind täglich nötig, damit das Pferd einen vollständigen und auch nachhaltig erholsamen Schlafzyklus erreicht. Bleibt ihm dieser verwehrt, lassen negative Auswirkungen nicht lange auf sich warten. Pferde mit REM-Schlafmangel sind energielos und/oder besonders schreckhaft und in ihrem Leistungsvermögen eingeschränkt. Weil der Körper den REM-Schlaf einfordert, stellt er sich bei betroffenen Pferde beim Schlafen im Stehen ein. Aufgrund der plötzlich einsetzenden völligen Muskelentspannung knicken die Pferde ein und stürzen.

Wer seinem Pferd einen erholsamen Schlaf ermöglichen möchte, sollte also nicht zu sehr mit der Einstreu sparen. Denn, das hat die Studie eindeutig gezeigt, auch Pferde träumen lieber auf kuschelig weichem Untergrund.