Fütterung

Ad lib, Heunetz, Futterautomat: Drei Heufütterungsvarianten im Test

Ein Artikel von Redaktion | 06.07.2023 - 16:57
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Die Heufütterung hat wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Pferdes.   © vprotastchik | stock.adobe.com

Die Futtersuche und -aufnahme nimmt in freier Wildbahn den größten Teil des pferdigen Tagesbudgets ein. Eine artgerechte Haltung wird deshalb immer darauf abzielen, dem Pferd über viele Stunden hinweg Nahrung anzubieten, damit es seinem natürlichen Bedürfnis der kontinuierlichen Futteraufnahme nachkommen kann. Das dient der Pferdegesundheit, aber auch der Psyche der Tiere. Studien haben gezeigt, dass eine begrenzte Heuverfügbarkeit einer der Hauptfaktoren für die Entwicklung abnormaler Verhaltensweisen bei Pferden ist.  

In der modernen Gruppenauslaufhaltung haben sich drei Varianten der Heufütterung etabliert:

  • Heu ad libitum aus offenen Raufen oder frei vom Boden gefüttert
  • Heu ad libitum aus Slow Feeding Systemen (z. B. Raufe mit Heunetz)
  • Heufütterung aus zeitgesteuerten Futterraufen, die den Zugang zum Futter nur zu verschiedenen, voreingestellten Zeiten gewähren.

Wie sich diese unterschiedlichen Fütterungsvarianten auf das Zeitbudget der Pferde und auf ihren Heuverbrauch auswirken, hat ein Forschungsteam der Universität von Paraná in Brasilien an 15 Poloponys getestet. Die Ergebnisse wurden anlässlich des 2023 Equine Science Society Symposium von 6. bis 9. Juni in Grapevine, Texas (USA) vorgestellt, wie das US-Pferdegesundheitsmagazin TheHorse.com berichtet.

Die Pferde in der Studie wurden in drei Gruppen eingeteilt, die alle drei Systeme für jeweils 15 Tage lang durchliefen. In dieser Zeit waren die Probanden in einem Trockenauslauf, also ohne Weidezugang untergebracht, und wurden kontinuierlich videoüberwacht.

Vor Beginn der Studie und nach jedem der Testläufe wurden die Pferde gewogen und der Body Condition Score erfasst.


Verschwendung und Gewichszunahme

Dabei stellten die Forschenden fest, dass die Gruppe, die Heu lose und ad libitum (Variante 1) angeboten bekam, erheblich mehr Heu konsumierte – und auch verschwendete. Hier landeten täglich im Durchschnitt 16,58 kg des Raufutters in den Pferdebäuchen, während die Gruppe, die Heu aus einer Raufe mit darüber gespanntem Netz (Variante 2) fraß, durchschnittlich auf 10,39 kg je Pferd und Tag kam. In der dritten Variante erhielten die Pferde Heu aus einem Futterautomaten, der sechs Mal am Tag für jeweils 45 Minuten, insgesamt also viereinhalb Stunden geöffnet war. In dieser Gruppe fraßen die Pferde täglich im Durchschnitt 9,3 kg.

Der hohe Heukonsum in Variante 1 führte dazu, dass die Pferde in dieser Testphase an Gewicht zulegten. In Bezug auf das Zeitbudget verbrachten die Pferde in beiden ad-libitum-Varianten (1 und 2) mehr als 50 % mit der Nahrungsaufnahme. Dies entspricht in etwa dem Verhalten freilebender Pferde in ihrer natürlichen Umgebung.
 

Agression und abnormes Verhalten bei restriktiver Fütterung

Unter der automatisierten Variante reduzierte sich dieser Wert auf 25,81%. Die erheblich verkürzte Fressdauer wirkte sich direkt negativ auf das Verhalten der Tiere aus. Es wurde häufiger aggressives Verhalten wie Beißen oder Treten beobachtet, was die Forscher:innen dem Kampf um eine begrenzte Ressource zuordneten. Auch fraßen die Pferde öfter ihren eigenen Kot. Und sie verbrachten mehr Zeit in regungsloser Haltung, waren gleichzeitig aber aufmerksam, wahrscheinlich, weil sie darauf warteten, dass sich die Futterstelle wieder für sie öffnete.
 

Wenig Zeit macht hastige Fresser

Dass sich die Menge der Heuaufnahme zwischen den Varianten 2 und 3 kaum unterschied, bestätigt frühere Untersuchungen, wonach Pferde einem zeitlich begrenzten Nahrungsangebot mit schnellerer Futteraufnahme begegnen.

In einer 2015 veröffentlichten Studie US-amerikanischer Forscher:innen an Weidepferden zeigte sich, dass die Fressgeschwindigkeit und damit die Menge des aufgenommenen Grases stark zunehmen, je kürzer die Weidezeit ausfällt. Pferde in 24-Stunden-Weidehaltung nahmen im Durchschnitt 0,35 kg Gras pro Stunde auf. Wurde der Weidegang auf 9 Stunden reduziert, erhöhte sich dieser Wert bereits auf 0,6 kg pro Stunde und legte bei einer Verkürzung auf 6 Stunden noch einmal auf 0,75 kg pro Stunde zu. Den Spitzenwert erreichten Pferde, deren Weidezeit auf 3 Stunden beschränkt wurde. Sie schlangen im Durchschnitt 1 kg Gras je Stunde in sich hinein.

Quelle: The Horse.com