Insektenabwehr

Pferd in Tarnung: Welches Deckenmuster Bremsen am effektivsten fernhält

Ein Artikel von Redaktion | 22.02.2023 - 18:00
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Bremsen können in der warmen Jahreszeit zur echten Qual für Pferde werden.  © www.Slawik.com

Warum haben Zebras eine extravagante Fellfärbung mit dünnen, kontrastreichen Streifen? Diese Frage beschäftigt die Wissenschaft schon eine ganze Weile. Lange ging man davon aus, dass die Streifen der Tarnung dienen. Indem sie eine Art „Blendeeffekt“ erzeugen, könnten Raubtiere einzelne Tiere weniger leicht ausmachen. Einer anderen Theorie nach sollten die Streifen die Tiere kühlen - eine Annahme, die zwischenzeitlich aber eindeutig widerlegt werden konnte.

Erwiesen ist hingegen, dass die auffällige Fellmusterung vor Insektenangriffen schützt – und damit vor gefährlichen, übertragbaren Krankheiten. Doch woran es liegt, dass vor allem Bremsen nicht auf die Streifen fliegen, darüber wird in der Wissenschaft weiterhin gemutmaßt. Etwas Licht in das Thema bringt eine neue Studie eines Teams der Universität Bristol.

„Wir wussten, dass Bremsen nicht gerne auf gestreiften Objekten landen – eine Reihe von Studien hat das bereits gezeigt. Aber es ist nicht klar, aus welchem Grund sie Streifen als abstoßend empfinden. Ist es die Feinheit der Streifen? Der Kontrast von Schwarz und Weiß? Das polarisierte Signal, das von gestreiften Objekten abgegeben wird? Also haben wir uns daran gemacht, diese Fragen zu untersuchen, indem wir verschieden gemusterte Decken auf Pferden drapiert und Bremsen im Anflug gefilmt haben“, erklärt der Biologe Professor Tim Caro, der die Studie zusammen mit seinem Kollegen Dr. Martin How leitete.

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Matchwinner unter den Decken: Auf einem regelmäßigen Schachbrettmuster landeten die wenigsten Bremsen.   © Martin How

Bremsen gegen Kleinkariertes

Die Ergebnisse der Arbeit, die jüngst im Journal of Experimental Biology veröffentlicht wurden, zeigen, dass starke Schwarz-Weiß-Kontraste und kleine dunkle Flecken besonders effektiv sind, um Bremsenangriffe zu vereiteln. Sie stören die Umrisse großer monochromer dunkler Flecken, die für die Insekten aus nächster Nähe attraktiv sind. Die dünnen Streifen der Zebras, so die Vermutung des Forscherteams, dienen also dazu, die Größe lokaler Merkmale auf einem Tier zu minimieren, die für Bremsen bevorzugte Landeplätze sind.

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Unregelmäßiges Schachbrettmuster © Martin How

Für die Praxis bedeutet das: Insekten der Familie Tabanidae werden von großen dunklen Objekten in ihrer Umgebung angezogen, weniger jedoch von dunklen, gebrochenen Mustern. In Rahmen der Studie landeten die fliegenden Plagegeister mit Abstand am öftesten auf Pferden, die eine graue Decke trugen, gefolgt von Decken mit großen schwarzen Dreiecken. Am ungestörtesten waren Pferde unter einer Decke mit Schachbrettmuster. Außerdem waren kontrastreiche Streifen bei Bremsen weniger beliebt als homogenere.

Offenkundig wurde im Versuch aber auch: Beine, Bauch und Kopf wurden stets in gleichem Maß angeflogen – egal, welche Decke gerade am Pferd lag. Für diese Bereiche braucht es also gesonderten Schutz.

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Schwarze Dreiecke auf weißem Untergrund © Martin How

Nicht als Wirtstier erkennbar

Die Ergebnisse der Studie würden darauf hindeuten, „dass jedes Huftier, das seine insgesamt dunkle Kontur gegen den Himmel reduziert, von einem geringeren Ektoparasitenbefall profitiert“, so Professor Caro. Laut Caro und seinem Team werden Bremsen von Zebras (und Pferden) von einer Kombination aus Geruch aus größerer Distanz und der Größe des Tieres im Kontrast zum Himmel oder der Vegetation auf mittlere Distanz angezogen werden. „Aber aus nächster Nähe, wo sie die Umrisse des Körpers nicht mehr sehen können, wechseln Fliegen visuell zu lokalen Merkmalen. Wenn es sich um kleine dunkle Objekte handelt, die vor einem hellen oder weißen Hintergrund kontrastiert werden, erkennt die Bremse dies nicht mehr als Wirtsziel und weicht aus. Der Kontrast der Streifen und ihre relativ geringe Größe sind daher die Schlüsselelemente dafür, wie Streifen bei späteren Fluglandungen funktionieren.“

Zebramuster schützt vor tödlichen Krankheiten

Unklar bleibt weiterhin, warum gerade Zebras gestreift sind, während andere große afrikanische Huftiere es nicht sind? „Wir wissen, dass das Fell von Zebras kurz ist, sodass die Mundwerkzeuge der Bremse die darunter liegende Haut und die Blutkapillaren erreichen können, was sie besonders anfällig für die Belästigung durch Fliegen machen könnte“, so Caro. „Aber noch wichtiger ist vielleicht, dass die Krankheiten, die durch die Bremsen übertragen werden, für die Pferdefamilie tödlich sind, weniger jedoch für andere Huftiere. Dies muss aber noch weiter untersucht werden.“