Recht

Fall Donna Asana: Tierarzt zu 250.000 Euro Schadensersatz verurteilt

Ein Artikel von Pamela Sladky | 09.01.2020 - 16:50
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Evelyn Haim-Swarovski und Donna Asana bei ihrem letzten gemeinsamen Turnier im November 2010
© imago sportfotodienst

Evelyn Haim-Swarovski hatte Donna Asana im Feburar 2009 von deren Besitzerin und Ausbilderin, der langjährigen dänischen Kaderreiterin Lone Jörgensen, für einen kolportierten siebenstelligen Betrag gekauft. Die damals neunjährige dänische Warmblutstute galt als Haim-Swarovskis große Hoffnung für die Olympischen Spiele 2012 in London, die ersten gemeinsamen Turnierstarts liefen jedenfalls vielversprechend. Doch schon wenige Monate nach dem Kauf nahm der Traum ein tragisches Ende. Weil die Stute an einem leichten Husten erkrankt war, wurde ihr von einem Tierarzt aus Oberbayern eine mit Homöopathika angereicherte Eigenblutinjektion verabreicht. Kurz darauf krampfte die Don-Schufro-Tochter, brach zusammen und konnte trotz aller Bemühungen nicht mehr gerettet werden. Als Todesursache wurde später ein anaphylaktischer Schock aufgrund einer Medikamentenunverträglichkeit diagnostiziert.

Für den behandelnden Tierarzt hatte der Fall ein gerichtliches Nachspiel, das nun in einer Schadensersatzzahlung in Höhe von 250.000 Euro sein Ende fand. Ursprünglich hatte die Klägerseite 1,75 Millionen Euro gefordert. Das Landgericht München II war jedoch davon ausgegangen, dass sich der Wert der Stute deutlich gemindert hatte. Eine Annahme, der nun auch das OLG München folgte, das den Fall verhandelte, weil der Tierarzt Berufung eingelegt hatte.


Aufklärungspflicht unzureichend erfüllt

Doch auch in zweiter Instanz blieb es bei dem Schuldspruch. „Seine Verurteilung, die von uns bestätigt worden ist, beruht nicht darauf, dass er was falsch gemacht hat in der Behandlung des Pferdes“, sagte der vorsitzende Richter Thomas Steiner. „Das war schon okay im Großen und Ganzen.“ Allerdings hätte der Tierarzt die Pferdebesitzerin nach Auffassung des Senates über die Risiken der Behandlung aufklären müssen. „Wir sehen das als Aufklärungsmangel“, so der Richter. Er habe „die Besitzerin nicht eindringlich darauf hingewiesen, dass Gefahren bestehen, Risiken bestehen bis hin zum Todesrisiko“.


Aus dem Vorfall gelernt

Die mangelnde Aufklärung vor der Behandlung war für Familie Haim-Swarovski auch ausschlagebend dafür, vor Gericht zu ziehen. „Es war uns weder bewusst noch wurden wir vom behandelnden Tierarzt darauf hingewiesen, dass jede Injektion – egal, ob zur Impfung oder zu therapeutischen Zwecken – beim Pferd einen anaphylaktischen Schock auslösen kann. Hätten wir das gewusst, hätten wir Donna Asana nie behandeln lassen, zumal sie nur einmal leicht gehustet hatte", sagte Klaus Haim auf Nachfrage der Pferderevue.

Am Schindlhof hat man aus den bitteren Erfahrungen rund um Donna Asana gelernt. „Heute bleiben wir bei jedem Pferd, das eine Injektion erhalten hat, noch etwa eine Viertelstunde zur Beobachtung – und der Tierarzt muss auch immer ein Gegenmittel wie Cortison oder Adrenalin griffbereit haben. Das machen wir nie mehr anders. Diese wichtige Information ist viel zu wenig bekannt. Wir hoffen, dass das traurige Schicksal von Donna Asana dazu beiträgt, dass diese Gefahr ins Bewusstsein der Pferdehalter und Pferdehalterinnen gerückt wird und sie entsprechende Vorkehrungen treffen können. Dann hätte dieser jahrelange Prozess seinen Zweck erfüllt", so Haim.