Spanische Hofreitschule

Elisabeth Gürtler tritt als Generaldirektorin der Spanischen Hofreitschule zurück

Ein Artikel von Pamela Sladky | 08.10.2018 - 11:44
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Dkfm. Elisabeth Gürtler (rechts) zusammen mit OEPS-Präsidentin Elisabeth Max-Theurer (links) anlässlich der Vergabe des "Prix de l’École d’Équitation Espagnole de Vienne" im Jahr 2016

Seit Dezember 2007 führt Elisabeth Gürtler zusammen mit Erwin Klissenbauer die Geschäfte der Spanischen Hofreitschule – Lipizzanergestüt Piber GöR. In dieser Zeit wurde vieles umgesetzt, um das Traditionsinstitut finanziell auf eine solide Basis zu stellen. Dazu zählten neben wenig populären aber wirtschaftlich notwendigen Schritten wie der Durchsetzung von festen und längeren Arbeitszeiten und der Implementierung eines neuen Gehaltsschemas auch der Aufbau einer zweiten Pferdeequipe, um die Zahl der Vorstellungen und damit die Einnahmen erhöhen zu können.  

Für eine der gravierendsten Änderungen in der jüngeren Geschichte der Spanischen Hofreitschule sorgte Gürtler bereits kurz nach ihrem Amtsantritt. Zum ersten Mal in der Geschichte des Instituts ermöglichte sie Frauen den Zugang zur Bereiterausbildung. Dass sie mit diesem Schritt eine jahrhundertelange Tradition brach, war für Gürtler eine Selbstverständlichkeit und in Anbetracht des Gleichbehandlungsgrundsatzes auch eine Notwendigkeit. Auch wenn die Aufnahme von Frauen in die Riege des reitenden Personals sicherlich nicht bei allen für Begeisterung gesorgt hat, inzwischen sind Reiterinnen an der Spanischen Hofreitschule fast schon Normalität geworden. Ein Meilenstein in dieser Entwicklung war 2016 die Erhebung von Hannah Zeitlhofer als erste Frau in den Bereiterstand.

Eine weitere Neuerung, die die Ära Gürtler mit sich brachte, war die Einführung zahlreicher Eigenevents. Das populärste darunter, die international renommierte Fête Impériale, lockt alljährlich hochrangige Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in die Hofreitschule. Wie es mit dem exklusiven Sommerball in Zukunft weitergehen soll ist derzeit ebenso offen wie die Frage, wer die Nachfolge von Elisabeth Gürtler in der Geschäftsführung antreten soll. Denn mit Jahresende verlässt die 68-Jährige die Lipizzaner-Hochburg – auf eigenen Wunsch, wie Gürtler im Gespräch mit der Kleinen Zeitung erklärte: „Ich habe schon vor zwei Jahren auf 50 Prozent reduziert, für den jetzigen Schritt gibt es viele persönliche Gründe“. Einer der Hauptgründe ist vermutlich der Aufbau ihres Hotelbetriebes Astoria Resort in Seefeld in Tirol, der neben großen finanziellen Mitteln auch viel zeitliches Engagement und persönlichen Einsatz verschlingt. „Ich bin jemand, der alles zu 100 Prozent macht und habe ja auch zu 100 Prozent die Verantwortung. Es ist nicht angenehm, mit einem schlechten Gewissen zu leben und es wird mir alles zusammen zu viel. Die Spanische ist einfach eine zu wichtige Aufgabe, um sie halbherzig zu erfüllen. Obwohl ich schon Sachen wie das Marketing an Geschäftsführer Erwin Klissenbauer abgegeben habe, schaffe ich es nicht mehr“, wird Gürtler von der Kleinen Zeitung zitiert.

Bei der Spanischen bedauert man die Entscheidung der langjährigen Generaldirektorin. Man verliere „eine große Persönlichkeit und anerkannte Pferdefachfrau“, heißt es in einer Aussendung. „Die Hofreitschule zählt zu den wichtigsten Kulturgütern der Republik, sie hat enorme Bedeutung auch für den Tourismus und ist hoch geschätztes Markenzeichen Österreichs in der ganzen Welt. Elisabeth Gürtler hat die Hofreitschule in ihrer Amtszeit maßgeblich geprägt, stetig weiterentwickelt und sie in vielerlei Hinsicht auf neue Beine gestellt“, sagte die für die Hofreitschule zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger.

Die weiteren Schritte in der Frage der Nachbesetzung sollen in den nächsten Wochen in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat und dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus erfolgen.