Forschung

Studie: Pferd und Mensch können Herzschlag einander anpassen

Ein Artikel von Pamela Sladky | 15.02.2019 - 15:48
araber_pepper9151139.jpg

Emotional verbunden: In einem Versuch italienischer Forscher passten Mensch und Pferd ihre Herzfrequenzvariabilität einander an.
©www.Slawik.com

Wer sich mit seinem Pferd auf besondere Weise verbunden fühlt, meint, auf einer Wellenlänge zu sein und eine besondere emotionale Bindung verspürt, könnte mit seinen Empfindungen direkt ins Schwarze treffen.

Denn italienische Forscher haben mittels High-Tech-Forschung unter Verwendung tragbarer Überwachungssysteme und komplizierter Algorithmen festgestellt, dass zwischen Mensch und Pferd nicht nur eine emotionale Übertragung stattfinden kann, die Reitern nur zu gut bekannt ist: in bestimmten Situationen sind beide Spezies sogar in der Lage, ihren Herzschlag aufeinander abzustimmen.

Für eine solche Synchronisierung bedarf es allerdings der Freiwilligkeit des Pferdes. Das zeigte sich deutlich in der Studie, an der elf Menschen und eine Stute teilnahmen. Die Forscher maßen Herzschlag und Herzfrequenzvariabilität (die Fähigkeit, die Frequenz des Herzrhythmus zu verändern) von Mensch und Tier, wenn eine der Personen mit der Stute alleine war. Der Test gliederte sich in drei Teile:

  1. Die Person saß reglos in einem Stuhl, der in einer benachbarten Box mit Sichtkontakt zum Pferd platziert wurde
  2. Die Person saß weiterhin reglos im Stuhl, allerdings konnte das Pferd jetzt in die Box hinein und direkt Kontakt mit der Person aufnehmen (beschnuppern, anstupsen…)
  3. Die Person putzte das Pferd

Während im ersten Szenario eine messbare Verbindung ausblieb, tendierten Pferd und Mensch im zweiten Teil des Tests dazu, ihre Herzfrequenzvariabilität (HFV) aneinander anzugleichen. Diese ging in Phase drei wieder verloren und es kam zu größeren Unterschieden in der HFV als in der Phase davor.

13554846363825.jpg

Beim Putzen löste sich der Gleichklang der Herzen von Pferd und Mensch wieder auf. © Jari Hindström - fotolia.com

Studienleiter Paolo Baragli von der Universität Pisa hat für diese Ergebnisse eine durchaus einleuchtende Erklärung parat: „Im zweiten Teil unseres Versuchs konnte sich das Pferd frei bewegen und selbst entscheiden ob es sich dem Menschen nähert und mit ihm Kontakt aufnimmt, während dem Pferd in Phase drei der Kontakt mit dem Menschen aufgezwungen wurde“, so Baragli. Die Möglichkeit einer Wahl zu haben ist eine der neueren Ansätze im Bereich des Tierwohls. Und diese ersten Ergebnisse unserer Studie scheinen den Ansatz zu bestätigen, dass es für die emotionalen Bedürfnisse der Tiere wichtig ist, frei wählen zu können.“

In dieser frühen Phase der Forschung sei es nicht möglich, den Trend, der sich bei den bisherigen Tests zeigte, zu bestätigen, sagte Baragli. Sollten sie durch künftige Studien deoch erhärtet werden, „würde dies bedeuten, dass sich die autonomen Nervensysteme von Mensch und Pferd wechselseitig beeinflussen lassen“, so der Wissenschaftler. „Dies könnte ein Zeichen für eine emotionale Übertragung zwischen Pferd und Mensch sein. Aber an dieser Stelle können wir nicht völlig ausschließen, dass es sich nur um einen Zufall gehandelt hat.“

Pferdemenschen wissen längst, dass es keiner war …