Wildpferde in den USA

US-Regierung ringt nach Lösungen für ihr Wildpferde-Problem

Ein Artikel von Pamela Sladky | 12.07.2019 - 15:24
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Die Zahl der wildlebenden Pferde im Westen der USA nimmt jährlich zu.
© Klaus Stebani auf Pixabay

Groß angelegte Tötungen oder der Verkauf von Pferden als Schlachttiere kommen für die Trump-Administration nicht in Frage. Zumindest noch nicht. Das teilte Casey Hammond, amtierender Direktor des US Bureau of Land Management, in einem Pressegespräch am Donnerstag mit. „Ich denke nicht, dass der Präsident dies unterstützen würde, daher ist dies nicht Teil der Überlegungen, die wir anstellen.“

Die Pferde gelten als Symbol für den American Spirit, für Freiheit und den Wilden Westen. Seit fast 50 Jahren ist es per Gesetz verboten, Wildpferde zu töten. Versuche zur Abänderung dieses Gesetzes scheiterten bislang nicht zuletzt am breiten Widerstand der Bevölkerung. Doch die Lage spitzt sich immer weiter zu. Aktuell leben rund 90.000 Wildpferde in den westlichen Bundestaaten der USA. Und es werden jährlich mehr. Schätzungen zufolge werden pro Jahr 18.000 Fohlen geboren.

Die Vielzahl der Tiere steht dabei in starker Konkurrenz zu Weidetieren, die zur Viehzucht verwendet werden und damit zu den Interessen der Wirtschaft. Aber auch andere, einheimische Tiere, darunter gefährdete Arten, seien durch die unaufhaltsame Vermehrung der Wildpferde bedroht, sagen Experten.

Das vordergründige Problem, das die Wildpferde mit sich bringen, ist jedoch finanzieller Natur. Zusätzlich zu den 90.000 wild lebenden Mustangs sind derzeit rund 50.000 weitere Tiere in großen Haltungseinrichtungen des Bureau of Land Management untergebracht. Dort werden sie auf Staatskosten durchgefüttert - für jährlich etwa 50 Millionen US-Dollar. Das ist mehr als die Hälfte des Budgets, das dem BLM für sein Wildpferde- und -esel-Programm zur Verfügung steht.

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Experten schätzen, dass jedes Jahr etwa 18.000 Fohlen geboren werden.
© Jessica Rockeman auf Pixabay

Fünf vor Zwölf

Inzwischen ist das Wildpferdeproblem an einem kritischen Punkt angelangt. Noch im kommenden Jahr könnte die wild lebende Population die 100.000-Grenze überschreiten. „Unser Fenster, dass es uns erlaubt zu handeln, ohne die Tiere töten zu müssen, schließt sich“, warnte Vorstandsmitglied Celeste Carlisle. Derzeit werden als mögliche Lösungen umfassende Sterilisationsprogramme, aggressive Adoptionsbemühungen und die Unterbringung von noch mehr Pferden in den Halteeinrichtungen des BLM diskutiert.

Die prekäre Situation, mit der sich die US-Regierung nun konfrontiert sieht, ist lange vorprogrammiert. Seit Jahren läuft man sehenden Auges in die Krise, ohne mit geeigneten Maßnahmen gegenzusteuern. Die Taktik, Wildpferde einzufangen, sie in Halteeinrichtungen zu tausenden einzupferchen und dort zum Kauf anzubieten, erweist sich nicht erst seit Kurzem als als uneffizient und unrentabel. Die Nachfrage ist längst nicht so groß wie das Angebot. Zuletzt hatte man die Adoption eines Mustangs sogar mit 1.000 US-Dollar bezuschusst, nur, um mehr Pferde an den Mann oder die Frau zu bringen. Wie es scheint, ohne echten Erfolg.

Nun ist rasches Handeln gefragt. Denn früher oder später wird man die explosionsartige Vermehrung der Wildpferde und den damit verbunden finanziellen Aufwand nicht länger geduldig ertragen wollen und zur Notbremse greifen. Und die könnte sich dann trotz aller Proteste von Tierschützern und Pferdeliebhabern in Form von Gewehren und Bolzenschussapparaten offenbaren.