Aaus 100 Tonnen Pferdemist werden.50 Megawattstunden Strom erzeugt.
© FEI | Satu Pirinen
Die Helsinki International Horse Show ist etwas ganz Besonders. Und das nicht etwa deshalb, weil Sie alljährlich mit dem Weltcup der Springreiter ein illustres Starterfeld und hochklassigen Pferdesport bietet. Das können andere Veranstalter auch. Wirklich bemerkenswert ist das außergewöhnliche Energiekonzept: Der gesamte Strombedarf der viertätigen Veranstaltung, von Heizung über Beleuchtung, Anzeigetafeln bis hin zu den Ladestationen, an denen die Besucher des Turniers ihr Handy aufladen können, wird ausschließlich mit Energie aus Pferdemist gedeckt.
Zwei Pferde liefern Energie für ein Einfamilienhaus
Davon produziert ein Pferd bekanntlich mehr als genug. Im Rahmen der Helsinki International Horse Show waren es genau genommen 100 Tonnen Mist, die die Pferde der Teilnehmer in ihren Boxen und den Reitplätzen fallengelassen haben. Der finnische Energieversorger Fortum hat daraus 150 Megawattstunden Energie erzeugt. Und was nicht gleich im Zuge der Veranstaltung aufgebraucht wurde, hat man ins nationale Stromnetz eingespeist - um die Häuser in der Umgebung von Helsinki zu heizen.
„Mit zwei Dezilitern Pferdemist lässt sich ein Handy aufladen“, wird Anssi Paalanen, Vizepräsident von Horse Power Fortum, in einer Pressemitteilung der FEI zitiert. Nimmt man den Mist, den zwei Pferde über das Jahr hinweg produzieren, lässt sich damit sogar der Heizbedarf eines gewönlichen Einfamilienhauses in Helsinki abdecken.
„Das Konzept der Mist-Energie-Kopplung birgt ein immenses Potenzial für Länder mit einer großen Anzahl von Pferden. Und es zeigt, dass sofort einsatzbereite Lösungen verfügbar sind, um unserer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen entgegenzuwirken“, so Paalanen.
Aus Pferdemist erzeugter Strom ist nur eine von vielen Initiativen im Rahmen des Umweltkonzepts „Helsinki Jumps Green“, die darauf abzielen, die Veranstaltung zum ökologischsten Pferdeevent der Welt zu machen. Das Konzept umfasst neben Recycling- und Papierreduzierungsinitiativen auch den Einsatz umweltfreundlicher Beschaffungspraktiken und einen nachhaltigen Lebensmittelverbrauch.
„Als Veranstalter liegt es in unserer Verantwortung, Partnerschaften mit der lokalen Industrie einzugehen, um nachhaltige Sportveranstaltungen zu einer echten Alternative und nicht nur zu einem 'Nice-to-have' zu machen“, sagte Tom Gordin, Direktor der Internationalen Pferdeshow in Helsinki. „Unsere Vision ist es, weltweit führend in Sachen Nachhaltigkeit bei Pferdesportveranstaltungen zu werden. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass das viel Engagement erfordert, aber die Endergebnisse sind es wert. Wir sind stolz darauf, mit Fortum zusammenzuarbeiten und Teil der Lösung für erneuerbare Energien zu sein.
Besucher der Helsinki International Horse Show konnten ihr Handy mit Energie aus Pferdeäpfeln aufladen.
Win-Win-Situation
Für ihr innovatives Energiegewinnungskonzept stellt Fortum Pferdeställen Einstreu zur Verfügung, die aus nachhaltigen Holzspänen der finnischen Forstindustrie gewonnen wird. Diese wird zusammen mit dem Mist an Anlagen in ganz Finnland geliefert, wo der Mix als Rohstoff für die Erzeugung sauberer, erneuerbarer und umweltfreundlicher lokaler Energie verwendet wird. Pro Jahr kommen auf diese Weise rund 70.000 Tonnen Pferdemist zusammen. Das Kraftwerk in Järvenpää vor den Toren Helsinkis versorgt 1.250 Kunden in der Region mit Wärme und Strom.
Damit soll teilweise die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bei der Energieerzeugung reduziert werden, zudem will man so den Auswirkungen des Klimawandels entgegenwirken. Wenn Pferdemist bei der Strom- und Wärmeerzeugung andere Biomasse ersetzt, reduziert er den Kohlendioxidausstoß um ungefähr 200 kg pro Tonne Dung. Und wenn Pferdemist fossile Brennstoffe wie Kohle ersetzt, ist der Nutzen noch größer.
Davon abgesehen hat das Konzept aber auch noch einen praktischen Nutzen für die Pferdehalter selbst. Denn in Finnland ist die Entsorgung von Pferdemist teuer, der Einsatz als Düngemittel unterliegt strengen Richtlinien. Durch die Zusammenarbeit mit dem Energielieferanten Fortum lösen Stallbesitzer also auch ihr Entsorgungsproblem.
