Kommentar

Corona in der Pferdeszene: Helfen wir einander!

Ein Artikel von Eva Morawetz | 17.03.2020 - 15:15
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Ein wertschätzendes Miteinander ist in Zeiten wie diesen wichtiger denn je – und dient letztlich auch dem Wohl unserer Pferde. © www.slawik.com

Unser Text zur rechtlichen Situation der Einstellbetriebe, darüber was in Zeiten der Corona-Krise rund ums Pferd erlaubt ist und was nicht, war erst kurz online, da erreichte uns das erste aufgebrachte Mail einer Reitstallbetreiberin: Wir sollen den Mist sofort entfernen. Seither laufen bei uns die Telefone heiß. Der Text werde als Aufruf an Pferdebesitzer*innen verstanden, denen langweilig ist, scharenweise in den Stall zu ziehen, um sich dort mit ihrem Pferd die Zeit zu vertreiben.

Die Ausführungen von Dr. Manuela Pacher so auszulegen, wäre ein grobes Missverständnis. Unsere Intention war, klarzustellen, welche Rechte und Pflichten sowohl Stallbetreiber*in als auch Pferdebesitzer*in haben, nicht mehr und nicht weniger. Es ist auch nicht möglich, alle Betriebe über einen Kamm zu scheren: Es gibt solche mit ausreichend Personal und Fullservice für die Einsteller*innen – aber ebenso Betriebe, in denen man auf die Mithilfe der Einsteller*innen angewiesen ist, um beispielsweise die Pferde auf die Koppel zu führen. Es gibt Betriebe, die sehr eng mit der Betreiberfamilie verschränkt sind, in denen vielleicht mehrere Generationen unter einem Dach leben, die sich jetzt exponiert fühlen und um ihre Gesundheit bangen. Das muss man respektieren und ernst nehmen. Es gibt aber auch solche, die einen Weg gesucht haben, um ihren Einsteller*innen weiterhin Besuche bei ihrem Pferd zu ermöglichen, und verunsichert waren, ob das jetzt noch möglich und erlaubt ist.

Unsere Aufgabe als journalistisches Medium und offizielles Organ des Österreichischen Pferdesportverbandes ist es, Informationen bereitzustellen – über die rechtlichen Rahmenbedingungen (was ist erlaubt und was nicht) und die Maßnahmen, die man sinnvollerweise ergreifen kann und muss, um eine Infektion mit dem potenziell tödlichen Virus hintanzuhalten (siehe Tipps). Denn die Bedrohung ist real, das muss jedem und jeder klar sein. Und die Gesundheit muss jetzt oberste Priorität haben, die eigene und die unserer Nächsten. Deshalb:

Nutzen wir die Freiheiten, die uns bleiben, mit größtmöglicher Vorsicht und Rücksichtnahme, erledigen wir nur die wirklich notwendigen Wege außer Haus und helfen wir einander, wo es nur möglich ist.


Es ist eine schwere Zeit, eine Grenzerfahrung, die so noch niemand von uns gemacht hat – und es ist auch kein rasches Ende dieser Ausnahmesituation abzusehen. Das macht verständlicherweise Angst – auch um das wirtschaftliche Überleben – und sorgt für große Unsicherheit.

Inzwischen sind Einstellbetriebe dazu übergegangen, bestimmte Einsteller*innen, die im Moment nicht arbeiten dürfen bzw. Zeit haben, in die Versorgung der Pferde mit einzubeziehen. Benachbarte Betriebe organisieren für den Notfall eine gegenseitige Unterstützung mit Personal. Der Appell der Reitstallbesitzer*innen, auf einen Besuch beim eigenen Pferd zu verzichten, ist allzu verständlich, die Angst, dass Stallhelfer oder Familie sich infizieren könnten, groß.

An alle PferdebesitzerInnen appellieren wir daher: Bitte respektieren Sie den Wunsch der Stallbetreiber nach größtmöglicher Sicherheit ihres Betriebes, ihrer Angestellten und ihrer Familie und beschränken Sie Ihre Besuche bei Ihrem Pferd auf das Notwendigste und beachten Sie dabei die Verhaltensregeln, die einer Übertragung des Coronavirus vorbeugen.

Und an die Stallbetreiber richten wir den Apell: Nutzen Sie organisatorische Maßnahmen, um einen direkten Kontakt von Stallpersonal und Besucher*innen hintanzuhalten, haben Sie Verständnis dafür, dass auch die Pferdebesitzer*innen sich in einer Ausnahmesituation befinden und sichergehen möchten, dass es ihrem Pferd gut geht und es wie gewohnt versorgt ist. Halten Sie die Situation in Ihrem Betrieb transparent, kommunizieren Sie mit den Pferdebesitzer*innen und seien Sie offen für Lösungen unter dem Aspekt gegenseitiger Fürsorge und Rücksichtnahme.

Auf Rechte zu pochen hilft jetzt niemandem, jeder und jede wird Abstriche machen müssen von dem, was bisher möglich und gewohnt war. Das mag schmerzlich sein, aber die einzige Möglichkeit, noch viel größeres Leid zu verhindern, das unvermeidlich droht, wenn wir jetzt nicht zusammenhalten und eine weitere Ausbreitung des Virus’ unterbinden. Halten Sie sich an verlässliche, gesicherte Informationen, die Sie auch laufend aktualisiert auf www.pferderevue.at finden werden, unterlassen Sie soziale Kontakte außerhalb Ihres häuslichen Umfelds, beachten Sie die Hygienevorschriften (Niesen, Husten), schauen Sie auf sich und Ihre Nächsten.

Was jetzt hilft: aufeinander zugehen (virtuell!), einander zuhören und einen Konsens finden. Ein wertschätzendes Miteinander ist in Zeiten wie diesen wichtiger denn je – und dient letztlich auch dem Wohl unserer Pferde. Kommen Sie gut durch diese schweren Zeiten!  

Herzlichst,

Eva Morawetz