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Versetzt Corona Wiener Fiakern den Todesstoß?

Ein Artikel von Pamela Sladky | 20.04.2020 - 14:05
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Die Fiaker sind in Wien eine Institution.
© Manne1409 | pixabay.com

Für gewöhnlich ist das Frühjahr die Zeit, in der Fiakerbetriebe versuchen, die Umsatzeinbußen des Winters wieder wettzumachen. Doch dieses Frühjahr ist anders. Seit dem 15. März sind die Standplätze der Fiaker in der Wiener Innenstadt leer. Trotz anhaltenden Schönwetters und frühsommerlichen Temperaturen.


Was passiert mit den Pferden?

Mit Ausbreitung des Corona-Virus und dem damit verbundenen Einreisestopp für Touristen machen auch Fiaker kein Geschäft mehr. Weiterhin hoch bleiben hingegen die Ausgaben der Traditionsbetriebe. Denn die Pferde müssen weiterhin mit allem Nötigen versorgt werden. Mit rund 15.400 Euro beziffert Wiens größtes Fiakerunternehmen „Paul“ in Simmering seine monatlichen Aufwendungen für die 77 Kutschenpferde des Betriebes – Tierarzt, Hufschmied und sonstige Ausgaben nicht mit eingerechnet. Bei Sissy Ringl, Fiakerbetreiberin aus Hernals mit 24 Pferden, belaufen sich die Kosten für die Pferde auf über 5.000 Euro im Monat. Ringl leitet den Betrieb seit 35 Jahren in dritter Generation, ob das Unternehmen die Corona-Krise überleben wird, steht derzeit in den Sternen. „Wir können jetzt zwar einen Kredit aufnehmen, aber wie wir den dann bedienen werden, das ist eine andere Frage. Es kommt ja nichts rein“, so Ringl im Gespräch mit Wien heute.

Die Lage für die Branche ist prekär. Insgesamt stehen rund 1.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel, hinzukommen 350 Pferde die weiterhin gefüttert, gepflegt und bewegt werden müssen. Ihre Zukunft ist besonders ungewiss. „Das ist meine größte Angst, sagt Sissy Ringl. „Was passiert mit den Pferden, wenn ich sie nicht mehr erhalten kann?“
 

Stadt Wien soll helfen

Die Hoffnung der Fiakerunternehmer ruhtvor allem auf der Stadt Wien. „Die Stadt Wien, die vom Tourismus ja am meisten profitiert durch die Fiaker, wäre wirklich gefragt, einerseits wirtschaftlich andererseits durch legistische Maßnahmen, hier einen Beitrag zu leisten.“ Damit ein Betrieb wie Fiaker Paul bis zum Frühjahr 2021 über die Runden kommen kann, bedarf es eigenen Angaben zufolge einer Finanzspritze in Höhe von 150.000 Euro. Seitens der Stadt hieß es dazu, man prüfe derzeit intensiv, wie man den Fiakern direkt helfen könne.

Sollte man die Fiaker als Wahrzeichen Wiens weiterhin erhalten wollen, wird man sich um rasche Unterstützung bemühen müssen. Andernfalls wird das gewohnte Hufeklappern in der Wiener Innenstadt bald endgültig der Vergangenheit angehören.