Doping

FEI warnt vor Wildpinklern auf Turnieren

Ein Artikel von Pamela Sladky | 04.09.2020 - 11:30
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Durch Menschenurin verunreinigtes Heu und Stroh sorgt immer häufiger für positive Dopingproben bei Turnierpferden.   © www.Slawik.com

Erst vor wenigen Wochen war die zweijährige Sperre gegen die Schweizer Kaderspringreiterin Nadja Peter Steiner aufgehoben worden. Im Oktober 2017 war bei ihrem Pferd Saura de Fondcombe anlässlich des CSI3*-W in Tétouan (MAR) die verbotene Substanz O-Desmethyltramadol nachgewiesen worden. Dabei handelt es sich um einen Metaboliten des Schmerzmittels Tramadol, das ausschließlich in der Humanmedizin eingesetzt wird und für Pferde nicht zugelassen ist. Später stellte sich heraus, dass ein Fahrer aus Peter Steiners Team das Schmerzmittel Tramadol eingenommen hatte. Als er sich während des Turniers in Saura de Fondcombes Box erleichterte, dürfte das Pferd den Problemstoff mit dem Heu aufgenommen haben. Zwar konnte kein absolut sicherer Beweis für die Quelle des positiven Dopingbefundes erbracht werden, dennoch wurde Nadja Peter Steiner vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS vom Dopingvorwurf freigesprochen und ihre Strafe aufgehoben.

Am 26. August wurde ein ähnlich gelagerter Fall rund um den italienischen Grand Prix Reiter Pierluigi Sangiorgi bekannt, dessen Pferd Gelo della Schiave 2019 beim CDI-W Lipica positiv auf Aripiprazol getestet worden war. Aripiprazol gehört in der Humanmedizin zu den wichtigsten Medikamenten bei Schizophrenie und Manie, seine chemische Struktur und seine Wirkung ähneln derer anderer Substanzen, die die FEI auf ihrer Liste der verbotenen Substanzen führt. Der positive Nachweis von Aripiprazol gilt deshalb als Verletzung der Anti-Doping-Richtlinien der FEI, die in der Regel eine zweijährige Sperre des Reiters nach sich zieht. In Fall von Pierluigi Sangiorgi blieb es jedoch bei der Annullierung der in Lipica erzielten Ergebnisse, zumal als Verursacher der positiven Probe Sangiorgis Pfleger ausgemacht werden konnte, der das Medikament regelmäßig einnimmt. In Lipica hatte er wiederholt in Gelo della Schiaves Box uriniert, der das verunreinigte Stroh offenbar gefressen hatte.
 

Leicht bermeidbare Fälle

Die beiden jüngsten Fälle haben die FEI nun veranlasst, in einem Schreiben eindringlich auf die Gefahren des Wildpinkelns auf Turnieren hinzuweisen. Man sei „beunruhigt über die Zahl der wiederholt auftretenden Fälle, in denen das Urinieren in Pferdeboxen zu Kreuzkontaminationen der jeweiligen Pferde geführt“ hätte. Aus der Sicht des Tribunals seinen das „eindeutig Fälle, die einfach verhindert werden hätten können, wenn sämtliche am Pferdesport beteiligten Akteure über die Risiken einer solchen Handlung ausreichend aufgeklärt gewesen wären.“