Praxistipps

Elektrisch aufgeladen: Tipps gegen den Funkenflug zwischen Pferd und Reiter:in

Ein Artikel von Pamela Sladky | 08.11.2021 - 16:00
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Besonders im Winterhalbjahr, wenn die Luft kalt und trocken ist, kann es zwischen Pferd und Reiter:in im wahrsten Sinne des Wortes funken. © www.Slawik.com

Manchmal ist es nur ein Knistern, manchmal fühlt es sich aber auch an, als wäre man direkt in den Stromzaun gelaufen – dabei wollte man sein Pferd doch nur streicheln, putzen oder sanft auf die Nüster küssen! Verantwortlich für den unangenehmen Schlag, der Pferd und Mensch gleichermaßen trifft, ist die elektrostatische Aufladung. Besonders im Winterhalbjahr tritt dieses Phänomen besonders häufig auf. Der Grund: Kalte Luft ist deutlich trockener als warme und damit ein schlechter elektrischer Leiter. Außerdem besteht warme Winterkleidung oft aus synthetischen Fasern, die im Gegensatz zu Naturmaterialien wie etwa Baumwolle deutlich mehr Elektronen speichern und sich damit mehr aufladen. Mehrere Kleidungsstücke übereinander angezogen, die jeweils aneinander reiben, tun das ihre dazu. Trägt man dann auch noch Winterschuhe mit Gummisohlen, ist der Elektroschock quasi vorprogrammiert. Gummi isoliert sehr gut, sodass die Ladung, die durch die Reibung beim Gehen entsteht, weniger abgeleitet wird. Berührt man derart aufgeladen einen leitfähigen Gegenstand oder ein anderes Lebewesen wie das Pferd, springt der Funke über und man bekommt einen Schlag, der manchmal sogar von einem kleinen Blitz und einem leisen Knall begleitet wird. Auch Pferde können elektrostatisch aufgeladen sein, insbesondere, wenn sie im Winter eine Decke tragen.

Regelmäßige elektrische Schläge beim Berühren einer Türschnalle oder des Autos sind zumindest unangenehm, manchmal sogar schmerzhaft. Zwischen Mensch und Pferd kann der Funkenflug allerdings eine echte Gefahr werden, denn bei einem 600 Kilogramm schweren Fluchttier ruft ein völlig unerwarteter Schlag aus dem Nichts heraus nicht selten heftige Reaktionen hervor. Die reichen von Erschrecken, Losreißen und panikartigem Davonstürmen bis hin zu blitzschnellem Ausschlagen oder Beißen. Regelmäßig Elektroschocks im Umgang mit dem Pferd können die Beziehung zum Menschen erheblich belasten. Sensible Pferde wollen sich dann nicht mehr aufhalftern, putzen oder eine Decke an- oder ausziehen lassen, weil sie fürchten, wieder eine gewischt zu bekommen.

Was aber tun, damit es gar nicht erst soweit kommt?

1. Baumwolle, Weichspüler, Haar- und Anti-Statik-Spray
Wie bereits erwähnt, laden sich Synthetikfasern besonders leicht auch, aber auch Wolle und Seide neigen bei starker Reibung und geringer Luftfeuchtigkeit dazu. Besser ist Kleidung aus Baumwolle. Wer auf Fleeceweste und Wollsocken im Winter trotzdem nicht verzichten kann oder will, sollte beim Waschen Weichspüler in die Maschine geben. Alternativ kann auch eine kleine Menge Weichspüler mit Wasser vermischt auf die Innenseite der betroffenen Kleidung gesprüht werden. Auch Haarspray auf die gleiche Weise angewendet soll helfen, die Spannung zu reduzieren. Noch stärker wirken Antistatik-Sprays, die man im Handel kaufen kann.

2. Ledersohlen statt Gummi
Zwar wird mit Ledersohlen ein Aufladen weitgehend verhindert, allerdings sind viele Winterschuhe mit den robusteren und pflegeleichteren Gummisohlen ausgestattet. Letztere sind in Kombination mit Teppichen besonders heikel, weshalb es helfen kann, im Auto Schuhe mit Ledersohle zu tragen und erst im Stall – wo in der Regel kaum Teppiche ausgelegt sind – auf die dicken Winter-Treter zu wechseln.

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Viele Mähnensprays haben eine antistatische Wirkung.
© www.Slawik.com

3. Mähnensprays verwenden
Viele Mähnensprays haben eine antistatische Wirkung. Direkt aufs Pferd oder auf die Putzutensilien aufgesprüht, verhindern sie ein übermäßiges Aufladen. Dazu müssen Fell und Bürste nicht durchfeuchtet sein. Ein leichter Nebel reicht aus.

4. Pferdedecken richtig ausziehen
Zwischen Pferdedecke und Fell entsteht bei Bewegung Reibung, die zu einer starken elektrischen Aufladung führen kann. Beim Ausziehen der Decke entlädt sich diese Spannung dann häufig mit einem Schlag, die beim Pferd - im wiederholten Fall - eine regelrechte Deckenphobie auslösen kann. Abhilfe schafft neben dem erwähnten Mähnen- und Fellpflege-Spray auch die richtige Auszieh-Technik. Dazu wird die Decke nicht einfach vom Pferd gezogen, sondern Stück für Stück von hinten nach vorne oder vorne nach hinten vom Pferd gefaltet.

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Regelmäßiges Eincremen der Hände reduziert das Risiko eines Stromschlages.
© AdoreBeautyNZ - pixabay.com

5. Hände anfeuchten, Handcreme benutzen
Trockene Haut, insbesondere im Bereich der Hände, erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Elektroschocks. Regelmäßiges Eincremen der Hände gibt nicht nur eine weichere und gepflegtere Haut, es reduziert auch das Risiko eines Stromschlages. Alternativ kann man seine Hände auch einfach anfeuchten, bevor man sein Pferd berührt.

6. Zwischendurch entladen
Damit sich weniger Elektrizität im eigenen Körper ansammelt, kann man sich selbst zwischendurch immer wieder entladen. Das klappt am besten, indem man etwas Metallisches anfasst, zum Beispiel einen Heizkörper, der mit dem Boden verbunden ist, oder die Autotüre. Wer das regelmäßig tut, bevor er sein Pferd berührt, fasst zwar gelegentlich einen kleinen Schlag aus – aber er verhindert, dass der Vierbeiner unbeabsichtigt zum Blitzableiter wird.